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Samstag, 24. Januar 2009

Wally Lamb - Die Stunde in der ich zu glauben begann

Inhalt:
Caelum und Maureen führen keine Bilderbuchehe, aber sie bemühen sich, ihre Probleme so weit wie möglich im Griff zu haben, als das Schulmassaker von Littleton ihr ganzes Leben verändert. Maureen muss das Attentat von Eric Harris und Dylan Klebold hautnah miterleben und leidet danach an Posttraumatischem Stresssyndrom. Sie zieht sich immer mehr von Caelum zurück und ihre Ehe zerbricht beinahe daran. Doch kaum scheinen die beiden auf dem Weg der Besserung, geschieht ein weiteres Unglück...

Meine Meinung:
In seinem neuen Roman hat Wally Lamb sehr geschickt reale Ereignisse mit fiktiven Personen verknüpft. „Die Stunde, in der ich zu glauben begann“ ist ein sehr ergreifendes und emotionales Buch mit sehr realen Charakteren, die alle ihre Stärken und Schwächen haben und ihre Probleme zu meistern versuchen. Man könnte fast glauben, dass Maureen und Caelum zu hart vom Schicksal geprüft werden, aber die Entwicklung des Romans ist in allen Punkten nachvollziehbar und lässt sich komplett auf das zentrale Ereignis, die Schießerei an der Columbine High School, rückbeziehen.

Das Buch ist nicht immer leicht zu lesen, was aber keineswegs am Schreibstil liegt. Die Geschichte ist klar und leicht verständlich geschrieben und wird aufgelockert durch eingefügte E-Mails, Briefe und Zeitungsartikel, so wird das Buch trotz der über 700 Seiten nie langweilig oder eintönig. Die Schwierigkeit liegt eher daran, dass Gefühle so detailiert und eindringlich beschrieben sind, dass man gar nicht anders kann, als sich in die Situation der Charaktere hineinzuversetzen. Diese Emotionen entwickeln einen unglaublich starken Sog, in den man als Leser hineingezogen wird. Es bleibt einem gar nichts anderes übrig, als sich selbst auch mit diesen Gefühlen auseinanderzusetzen, die die Stimmung negativ beeinflussen können.

Schon lange habe ich kein so bewegendes und mitreißendes Buch mehr gelesen, das man am liebsten nicht mehr aus der Hand legen möchte. Man sollte sich auf keinen Fall von dem pseudo-religiösen Titel abschrecken lassen oder etwas falsches versprechen. Das Buch will den Leser nicht missionieren oder zum einzig wahren Glauben bekehren, die Frage nach Gott spielt für Caelum in schwierigen Zeiten immer wieder eine Rolle, dominiert das Buch aber nicht so, wie man vom Titel schließen könnte.

Im letzten Drittel nimmt Caelums Familiengeschichte und Vergangenheit immer mehr Raum in der Geschichte ein. An manchen Stellen hätte ich mir da leichte Kürzungen gewüncht, vieles war mir zu ausführlich und zog sich etwas in die Länge. Allerdings hat mich der bewegende und sehr gelungene Schluss wieder versöhnt, deshalb kann ich auch gar nicht anders als die volle Punktzahl zu vergeben!

5 Sterne

Mittwoch, 14. Januar 2009

Hitomi Kanehara - Obsession

Rin ist 22 und frisch verheiratet, sie hat Todesfantasien, sieht in jeder anderen Frau eine mögliche Bedrohung ihrer Ehe und scheint psychisch nicht gerade stabil zu sein.
In 4 Kapiteln erfährt der Leser über ihre 4 Beziehungen, die jeweils tragisch scheitern. Mit jedem Kapitel macht man einen weiteren Schritt in die Vergangenheit und entdeckt nach und nach, wie Rin sich entwickelt hat und warum sie zu der Frau in der Gegenwart geworden ist.

Sicherlich ist die Hauptfigur, Rin, keine Sympathieträgerin, die wenigsten werden sich mit ihr und ihrem Verhalten identifizieren können. Sie hat mich durchaus auch an manchen Stellen genervt, man würde sie oft am liebsten schütteln und ihr sagen, dass sie in eine Sackgasse rennt und doch ist sie eine faszinierende Romanfigur, die mich so neugierig gemacht habe, dass ich das Buch an einem Stück durchgelesen habe.

Der Aufbau des Buches ist sehr gelungen, man erfährt die Ereignisse nicht chronologisch sondern rückwärts und kann sich so erst nach und nach aus einzelnen Puzzleteilen Rins Leben zusammensetzen. Scheint auch ihr Verhalten am Anfang nur nervig und nicht nachvollziehbar, im Laufe des Buches wird klar, warum sie sich in diese Richtung entwickelt hat. Ihr Familienleben und ihre Beziehungen haben sie zu dem Menschen gemacht, der sie jetzt ist.

Die Sprache ist teilweise derb und sehr jugendlich, das unterstreicht aber gerade noch Rins Charakter. Sie ist kein Mensch, der sich gewählt ausdrückt, sie sagt das, was sie sich denkt und so nimmt auch das Buch selbst kein Blatt vor den Mund. Mir gefällt diese Offenheit und Direktheit jedenfalls sehr gut.

Ich habe mir während dem Lesen sehr viele Gedanken gemacht über Frauen allgemein, darüber, wie sie sich oft in Beziehungen verhalten und unterdrücken lassen und auch über unbegründete Eifersucht, die wohl den wenigsten Menschen fremd sein dürfte. Rin fungiert dabei als extremes Negativbeispiel und kann durchaus helfen, das eigene Leben etwas kritisch zu betrachten.

Für mich ist „Obsession“ ein sehr gelungenes Buch, auf das man sich einlassen muss um es verstehen und genießen zu können. Ich kann die vielen negativen Stimmen zum Buch nicht ganz nachvollziehen und möchte es gerade jungen Frauen ans Herz legen.

3,5 Sterne

Dienstag, 13. Januar 2009

Kai Meyer - Die fließende Königin

Merles Welt ist fast wie unsere, nur mit etwas mehr Magie, mit Meerjungfrauen, fliegenden Löwen und Zauberspiegeln. So findet man schnell einen Einstieg in die Geschichte und wünscht sich bald, dass es auch in unserem Leben ein kleines bisschen Zauberei oder ein paar magische Wesen gäbe. Venedig als Handlungsort ist ideal gewählt, ich war selbst schon dort und konnte mir so die Kanäle, die engen Gässchen und die verfallenen Häuser sehr gut vorstellen. Die Stadt hat schon etwas besonderes, geheimnisvolles an sich und beim nächsten Besuch werde ich sicher etwas genauer in die Kanäle schauen, ob ich nicht doch eine Meerjungfrau dort entdecke!

Sehr geschickt verknüpft Kai Meyer die Realität, etwas Zauberei und alte Märchen und Legenden zu einem wundervollen Jugendbuch, das sehr spannend geschrieben ist und einen sofort mitreißt und in seinen Bann zieht. Glücklicherweise hatte ich nichts wichtiges zu tun, denn alles wäre liegen geblieben, damit ich dieses Buch an einem Stück durchlesen kann!
Die Figuren sind alle glaubhaft dargestellt und nicht so klar in gut und böse unterteilt, wie es sonst in Jugendbüchern oft der Fall ist. Merle und Serafin sind mir sehr ans Herz gewachsen und auch das Schicksal der anderen Menschen und Zauberwesen interessiert mich.

Den halben Punkt Abzug gibt es von mir, weil das Buch viel zu offen endet und man gar nicht anders kann, als den zweiten Band sofort danach zu lesen.
4,5 Sterne

Donnerstag, 8. Januar 2009

Dezember 2008

David Foster Wallace - Kleines Mädchen mit komischen Haaren 4/5
Edgar Allan Poe - Der Rabe 4/5
Ulla Hahn (Hg.) - Stechäpfel. Gedichte von Frauen aus 3 Jahrtausenden 4/5
Markus Zusak - The book thief 5/5
John Grisham - Skipping Christmas 4/5
Joel Haahtela - Sehnsucht nach Elena 5/5
Banana Yoshimoto - N.P. 4,5/5
Andrea Maria Schenkel - Tannöd 3/5
Barack Obama - Dreams from my father 4/5
Sei Shonagon - Das Kopfkissenbuch 4/5