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Dienstag, 12. August 2008

Ulrich Wickert - Der nützliche Freund

Zum Inhalt:

Am Morgen erzählt die Journalistin Margaux ihrem Freund, dem Richter Jacques Ricou, noch von einem Korruptionsfall, in den auch deutsche Politiker verwickelt sein sollen. Schon am selben Abend wird sie bewusstlos in der Wohnung des in den Fall verwickelten Leroc gefunden. Ricou selbst beschäftigt sich mit dem Fall und wird immer tiefer mit hineingezogen.

Meine Meinung:

Als nicht sehr erfahrene Krimi-Leserin fand ich das Buch ganz in Ordnung. Es ist spannend und lässt sich schnell und flüssig lesen.

Am Anfang ist es nicht leicht, sich in den Roman einzufinden. Zu verwirrend ist das Zusammenspiel aus Politik, Wirtschaft und mächtigen Einzelpersonen. französische Ausdrücke und Namen machen es Lesern, die des Französischen nicht mächtig sind, leider auch nicht gerade leicht, dem Geschehen zu folgen. Die übermäßige Verwendung der französischen Ausdrücke und die fast klischeehafte Beschreibung des Pariser Lebens wirkt, als wolle Ulrich Wickert mit aller Macht beweisen, dass er selbst in Frankreich lebt und Ahnung hat, wovon er redet. Dabei wäre weniger in diesem Falle mehr gewesen.

Auch im Laufe des Romans wird es nicht besser, immer wieder werden unwichtige Personen mit Namen und Vorgeschichte eingeführt, so dass man leicht den Überblick verlieren kann. Überflüssige Handlungsstränge gaukeln dem Leser vor, doch etwas mit dem Fall zu tun zu haben und später noch wichtig zu werden, so auch die Schweizer Cervelawurst, und stiften dadurch zusätzliche Verwirrung.

Oft stolpert man über hölzerne Formulierungen, glaubt im ersten Moment, dass das von einer unglücklichen Übersetzung aus dem Französischen kommt, bis einem einfällt, dass Wickert ja auf Deutsch schreibt. Auch störte mich das all zu flapsige "Nee" und "nix". War das ein missglückter Versuch des Autors, jugendlich und cool zu wirken?

Auch das Ende, die Auflösung des Ganzen wirken für mich wenig gekonnt. Zu viel hängt da an seltsamen, konstruiert wirkenden Zufällen, überraschenden Fehlern von Einzelpersonen und ähnlichem.

Ich habe nicht viel von dem Buch erwartet, Ulrich Wickert als Krimiautor war mir neu, außerdem lese ich sehr selten Krimis. Durch diese geringen Erwartungen habe ich mich dann doch ganz gut von dem Buch unterhalten gefühlt. Ich habe es schnell gelesen und fand es auch zum Großteil spannend und interessant. Doch wegen der schon erwähnten Mängen wird es sicher keines von meinen Lieblingsbüchern und ich werde es auch nicht weiterempfehlen.

2 Sterne

Freitag, 8. August 2008

Mariama Bâ - Ein so langer Brief

Kurzbeschreibung:
Nach dreißig scheinbar glücklichen Ehejahren wird eine Frau von ihrem Mann verlassen. Aber nicht wegen einer Geliebten: Er heiratet ein zweites Mal; ein Schulmädchen, das dieselben Rechte haben wird wie sie. Dieser preisgekrönte Briefroman ist ein erschütternder Aufruf zum Kampf gegen die Tradition der Polygamie und die Selbstaufgabe der Frau.

Meine Meinung:

Das Buch ist sehr interessant, da man sehr viel über die Stellung der Frau im Senegal erfährt, darüber, wie die Polygamie viele Familen zerstört, aber auch von ganz alltäglichen Problemen und Bräuchen. Leider weiß man in Europa viel zu wenig darüber und macht sich nur selten Gedanken, wie Menschen in anderen Kulturkreisen, auf fremden Kontinenten so leben.
Ein wenig Hoffnung für die Zukunft gibt doch der große Unterschied zwischen dem Leben von Ramatoulaye und ihren Töchtern. Ramatoulaye war noch alleine für den Haushalt und die Erziehung der 12(!) Kinder verantwortlich, obwohl sie auch zusätzlich zur Hausarbeit als Lehrerin tätig ist. Im Gegenzug dazu machen ihre älteren Töchter andere Erfahrungen. Daba, die älteste, ist auch verheiratet, doch ihr Mann kann genau so gut kochen wie sie und sieht seine Frau nicht als Sklavin oder Dienerin. Auch die zweitälteste Aïssatou, die ungewollt von ihrem Freund schwanger ist, wird von ihm nicht allein gelassen, sondern unterstützt. So kann man nur hoffen, dass die Rolle der Frau in den fast 30 Jahren seit das Buch erschienen hat sich erheblich verbessert hat und das auch weiterhin tut.

Die Form des Briefromans fand ich an manchen Stellen etwas seltsam, denn warum muss man der besten Freundin von ihrer eigenen gescheiterten Ehe erzählen, oder von der gemeinsamen Vergangenheit? Ich denke doch, dass sie sich selbst an all das erinnert.
Auch fehlt einem öfter der Überblick, wer wem Geld geben muss und was allgemein die Bräuche und Gesetze vorsehen, wenn ein Verstorbener zwei Ehefrauen hinterlässt. Es wäre sicher hilfreich gewesen, einiges in einem Nachwort zu erklären.

4 Sterne

Maarten 't Hart - Gott fährt Fahrrad

Kurzbeschreibung:
In einer poetischen Liebeserklärung lässt der niederländische Schriftsteller Maarten 't Hart die schönen und schlimmen Erinnerungen an seinen verstorbenen, zu Lebzeiten ebenso unberechenbaren wie liebevollen Vater noch einmal aufleben. 1979 in den Niederlanden erstmals erschienen, ist dies das bisher privateste Buch des Autors.

Meine Meinung:
Ich habe das Buch vor einigen Tagen zu Ende gelesen und es hat mich sehr bewegt. Die Kapitel sind alle sehr unterschiedlich, erzählen entweder, wie Maarten in der Gegenwart mit dem drohenden Tod seines Vaters umgeht, oder sind Erinnerungen aus der Kindheit, besondere Erlebnisse mit dem Vater usw. Manche Geschichten machen traurig und nachdenklich, andere auch lustig.
Alles in allem ist es aber ein Buch, das den Leser zum Nachdenken bringt. Darüber, wie man mit dem drohenden, bevorstehenden Tod eines geliebten Menschen umgeht, über den Tod im allgemeinen und über die unabdingbare Liebe eines Kindes zu seinen Eltern.
Es ist ein sehr schönes Buch, bei dem man das Gefühl hat, dass Maarten 't Hart einem sehr persönliche Episoden aus seinem Leben erzählt. Ich würde es auf jeden Fall weiterempfehlen, es wird auch für mich eines der Lesehighlights des Jahres sein!
5 Sterne

Sonntag, 3. August 2008

Sam Savage - Firmin - Ein Rattenleben

Äußerlich bin ich von dem Buch begeistert. Der Einband, der aussieht, als hätte das Buch schon Risse und Abnutzungserscheinungen und auch der Rough Cut, den ich sonst meistens unpassend finde, gefällt mir sehr gut. Die Ratte auf dem Cover ist auch gut getroffen, genau so kann man sich Firmin vorstellen, so ist er auch im Buch beschrieben.

Firmin als Hauptfigur eines Romans gefällt mir sehr gut, ich finde ihn interessant, da er teilweise eindeutig als Ratte, andererseits dann doch sehr vermenschlicht auftritt. Sehr oft musste ich schmunzeln, oder auch laut lachen. Andererseits gibt es auch Szenen, in denen man Firmin bedauert, da er trotz seiner Belesenheit die Menschen nicht versteht und vieles falsch deutet.

Die Sprache und Erzählweise finde ich auch sehr gelungen. Es ist sehr passend für das Buch, dass Sam Savage seine kleine Ratte selbst erzählen lässt und den Leser auch manchmal persönlich anspricht. Firmins Andeutungen auf zukünftige Ereignisse bauen Spannung auf und wecken Interesse beim Leser. Das Buch lässt sich flüssig lesen, ist aber trotzdem sprachlich anspruchsvoll, schon alleine wegen den Zitaten und Andeutungen aus Klassikern der Weltliteratur.

Nachdem mir die Leseprobe noch sehr gut gefallen hat, wurde mir die Handlung schnell langweilig. Leider passiert viel zu wenig, Firmin beschreibt ein halbes Buch lang nur den Buchladen, in dem er lebt. Auch die "überraschenden" Wendungen waren wenig überraschend, sondern eher vorhersehbar. Das Ende war dann auch enttäuschend nichtssagend. Das letzte Kapitel hätte man gut und gerne weglassen können.

Die Idee des Romans und die äußere Aufmachung so wie die Sprache haben mir also durchaus gut gefallen und man hätte meiner Meinung nach viel mehr daraus machen können. Leider war die Handlung dann etwas flach und hat mich enttäuscht.

3 Sterne