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Freitag, 28. Oktober 2011

Erich Maria Remarque - Die Nacht von Lissabon


Lissabon, 1942: Aus ganz Europa strömen die Flüchtlinge, jeder hofft auf die Möglichkeit, einen Platz auf einem Schiff nach Amerika ergattern zu können. Auch der Erzähler ist verzweifelt, möchte mit seiner Frau das Land verlassen. Als ihm ein Unbekannter, der sich Josef Schwarz nennt, zwei Tickets anbietet, wenn er sich als Gegenleistung nur eine Nacht lang dessen Geschichte anhört, ist er skeptisch. Doch am Ende hört er zu und erfährt von einer unglaublichen Reise zurück ins besetzte Deutschland, von einem Mann, der für seine Liebe alles aufs Spiel gesetzt hat.

Eigentlich lese ich sehr ungern Bücher, die vom zweiten Weltkrieg handeln. Doch von diesem Buch hatte ich so viel Gutes gehört, dass ich mich wieder habe hinreißen lassen. Trotz der Thematik habe ich es nicht bereut, "Die Nacht von Lissabon" gelesen zu haben. Der Krieg steht natürich im Vordergrund der Geschichte, aber es geht noch um viel mehr, um Liebe und zwischenmenschliche Beziehungen, die trotz aller Hindernisse und Gefahren im Krieg weiterbestehen.

Auch wenn man aufgrund der Situation am Anfang des Buches schon einige Schlüsse ziehen kann, wie die Erzählung von Josef Schwarz enden wird, fiebert man jede Sekunde seiner gefährlichen Reise mit ihm mit und hofft das Beste. Ich habe seine Geschichte als unglaublich mitreißend empfunden, wollte das Buch gar nicht mehr zur Seite legen und habe mich geärgert, wenn die Erzählung unterbrochen wurde, um kurz zu dem Gespräch der beiden Männer nach Lissabon zurückzukehren.

Auch wenn es sich um eine Liebesgeschichte handelt, ist das Buch nicht kitschig. Für Kitsch war vermutilch in dieser Zeit auch einfach kein Platz. Viel mehr geht es darum, glückliche Momente festzuhalten und nicht an den nächsten Tag, die nächste Flucht zu denken. "Die Nacht von Lissabon" ist ein wirklich bewegendes Buch, auch wenn die Gefühle bei mir am Anfang nicht ganz rübergekommen sind und ich Josef Schwarz' Handeln nicht nachvollziehen konnte.

Freitag, 7. Oktober 2011

Teetrinken bei Sarah

Auf Sarahs Blog Nothing More Delightful gibt es eine wunderbare Rubrik names "Friday Tea". Sie stellt jede Woche einem Buchblogger eine interessante Frage, wodurch man oft auf neue Blogs aufmerksam wird. Diese Woche war ich bei ihr zu Gast zum Teetrinken und wir haben uns über Schafe in der Literatur unterhalten, wie ihr hier nachlesen könnt.

Auch sonst ist Sarahs Blog sehr lesenswert. Unter anderem hat sie zusammen mit der Bücherdiebin eine Buchliebhaber-Challenge gestartet. Ziel ist es, vom 1. Oktober bis zum 31. März nächsten Jahres 3 Bücher zu bibliophilen Themen zu lesen. Und es ist noch nicht zu spät, man kann noch einsteigen!

Auf meiner Challenge-Seite kann man wie immer meine Fortschritte verfolgen, auch wenn es dort aktuell noch nichts zu sehen gibt. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, welche Bücher ich für diese Challenge lesen werde, da ich viele tolle und passende Bücher schon gelesen habe. Deine Juliet von Mary Ann Shaffer oder Die Antiquarin von Sheridan Hay wären zum Beispiel sehr gut geeignet gewesen. Auf meinem SuB habe ich noch "Tintenblud" und "Tintentod" von Cornelia Funke und "Das Spiel des Engels" von Carlos Ruiz Zafón, die ich vermutlich für die Challenge lesen werde, wenn mir im nächsten halben Jahr keine besseren Bücher über den Weg laufen.

Donnerstag, 6. Oktober 2011

Dietmar Bittrich - 1000 Orte, die man knicken kann


Muss man in New York gewesen sein? Oder auf den Seychellen? Diese Frage beantwortet Dietmar Bittrich mit einem entschiedenen "Nein" und erklärt in seinem Buch ausführlich, warum man sich das ein oder andere Reiseziel sparen kann.

Wenn man sich in meinem Alter dafür rechtfertigen muss, noch niemals in den USA oder Australien gewesen zu sein und auch Südamerika nicht unbedingt zu den Top Reisezielen für die Zukunft zu zählen, dann ist genau der richtige Zeitpunkt gekommen, dieses Buch zu lesen. Denn der Autor macht mit viel Witz und Ironie jedes Reiseziel runter, findet an allem einen Kritikpunkt und gibt auch noch Empfehlungen, wie man nervige Mitreisende loswird und wie man ein Expertengespräch bestreitet, ohne vor Ort gewesen zu sein.

Wenn man die Orte kennt, die der Autor da verteufelt, dann macht es natürlich doppelt Spaß. Man kann selbst beurteilen, ob die Reise sich gelohnt hat, oder ob man besser zuhause geblieben wäre. Gerade der erste, recht ausführliche Teil, in dem es um Europa geht, hat mir also viel Spaß gemacht. Gegen Ende wurde es etwas zäh, man erkennt das Schema hinter den Kapiteln, Dietmar Bittrich reitet immer auf den gleichen Kritikpunkten herum und es kommt Langeweile auf.

Alles in allem ein lobenswerter Ansatz, der uns potentiellen Touristen zeigen soll, dass man nicht überall gewesen sein muss, wo die breite Masse gerne hinfährt. Und wenn man nur nach New York fährt, um erzählen zu können, dass man in New York war, dann ist auch etwas schief gelaufen. Als Buch zum Von-Vorne-bis-Hinten-Durchlesen ist "1000 Orte..." nur bedingt geeignet, aber zum Reinblättern und sich amüsieren auf jeden Fall!

Mittwoch, 5. Oktober 2011

Kindheitserinnerungen: Hanni und Nanni

Jedes Mädchen kennt sie: Die Zwillinge Hanni und Nanni, die ihre Schulzeit im Internat Linderhof verbringen, dort mit Freundinnen allerlei Streiche aushecken und das ein oder andere Mitternachtsfest feiern. Doch wer kennt eigentlich Pat und Isabel, die in St. Clares zur Schule gehen?

Ich war wirklich überrascht und entsetzt, als ich erfahren habe, dass Enid Blyton selbst nur 6 Bände über die frechen Zwillinge geschrieben hat. Die restlichen deutschen Hanni und Nanni Bände wurden von anderen Autoren verfasst und nur unter ihrem Namen veröffentlicht. Außerdem wurde vieles in der deutschen Übersetzung verändert. Viele Namen wurden in deutsche Namen abgewandelt, aus Lacrosse wurde Handball und einiges wurde modernisiert, da die Reihe im Original in den 40er Jahren spielt, die Übersetzung aber in den 60ern.

Ob diese Unterschiede wirklich so sehr ins Gewicht fallen, wollte ich nun testen und habe den ersten Band der Reihe "The Twins at St. Clares" im Original gelesen. Die deutsche Ausgabe habe ich vor vielen Jahren gelesen und da sie in einer Kiste im Keller verpackt ist, muss ich mich dabei auf mein Gedächtnis verlassen.


Die modernen Cover gefallen mir allerdings weder von der englischen noch von der deutschen Ausgabe. Es soll jetzt aber hauptsächlich um den Inhalt gehen.

An die verschiedenen Namen hatte ich mich schnell gewöhnt, ich habe nur ein paar Kapitel gebraucht, um die Namen richtig zuzuordnen. Hanni heißt im Original Patricia (kurz Pat) und Nanni heißt Isabel. Auch ob nun Lacrosse oder Handball gespielt wird, ist für mich ganz egal. Die Sport-Szenen haben mich in den Büchern noch nie interessiert. Die Handlung wirkte auf mich nicht anders, als in der Übersetzung. Es wird ein sehr altmodisches Englisch gesprochen, aber das hat auch seinen ganz eigenen Charme.

Ich hatte die Kapitel aus meiner Kindheit nicht so kurz in Erinnerung und wusste auch nicht mehr, dass jedes mit einer "Moral" endet. Es wird zwar nicht deutlich ausgesprochen, aber am Ende jeden Kapitels hat eines der Mädchen etwas dazugelernt und nimmt sich fest vor, sich in Zukunft anders zu verhalten. Die Kapitel hängen außerdem gar nicht so stark zusammen, wie ich gedacht hätte. Alles passiert zwar im Laufe eines Schuljahres, aber meistens sind es doch kleine abgeschlossene Streiche oder Abenteuer.

Leider habe ich Hanni und Nanni nicht mehr als ganz so toll empfunden, wie damals als Kind. Aber ich habe mich trotzdem an viele schöne Lesestunden mit den beiden erinnert! Einen großen Unterschied konnte ich zwischen dem Original und der deutschen Übersetzung nicht feststellen, ich würde aber trotzdem dazu raten, sich auf die Bände der Reihe zu beschränken, die auch wirklich von Enid Blyton geschrieben wurden:

The Twins at St. Clares (Hanni und Nanni sind immer dagegen - Band 1)
The O'Sullivan Twins (Hanni und Nanni schmieden neue Pläne - Band 2)
Summer Term at St. Clares (Hanni und Nanni in neuen Abenteuern - Band 3)
Second Form at St. Clares (Kein Spaß ohne Hanni und Nanni - Band 4)
Claudine at St. Clares (Lustige Streiche mit Hanni und Nanni - Band 11)
Fifth Formers at St. Clares (Fröhliche Tage für Hanni und Nanni - Band 13)

Ob ich die restlichen 5 Bücher auch noch im Original lesen werde, weiß ich noch nicht. Ich erinnere mich doch noch zu gut an die komplette Handlung, weil ich die Bücher als Kind mehrmals gelesen habe. Sie lassen sich aber wirklich flott lesen und gut mal dazwischenschieben, wenn man sich sonst mit schwierigerer Lektüre herumplagt.

Die Nostalgie-Wertung für "The Twins at St. Clares" wären jedenfalls

Dienstag, 4. Oktober 2011

Marco Balzano - Damals, am Meer

Originaltitel: Il figlio del figlio

Marco Balzano lässt uns in seinem Debütroman an einem Roadtrip der etwas anderen Art teilhaben. Nicola hat gerade sein Studium beendet und anstatt mit seinen Freunden auf Reisen zu gehen, fährt er mit seinem Vater und seinem Großvater ans Meer. Seine Großeltern haben dort früher gewohnt und die Wohnung, die einige Zeit noch als Feriendomizil genutzt wurde, ist immer noch in ihrem Besitz. Seit die Wohnung immer mehr verfällt und die Familie sich mit Mailand als neuem Wohnsitz arrangiert hat, sind die Besuche am Meer immer seltener geworden. Nun soll diese Wohnung verkauft werden und Nicola macht sich mit seinem Vater und Großvater auf den Weg, um den Verkauf abzuschließen.

"Damals, am Meer" erzählt keine große Geschichte, die Handlung spielt sich sehr stark in den zwischenmenschlichen Beziehungen ab. Die Fronten zwischen den Generationen und den verschiedenen Familienmitgliedern sind verhärtet, keiner bringt Verständnis für den anderen auf. Am Anfang führt fast jeder Satz zum Streit. Keiner der drei Protagonisten kann die Meinung der anderen Generation verstehen und akzeptieren. Im Laufe des Buches finden kleine Annäherungen statt, aber das nächste Streitgespräch droht, alles wieder zunichte zu machen.

Marco Balzano präsentiert uns in seinem Werk ein mir unbekanntes Italien. Als Tourist lernt man die negativen Seiten des Landes nicht kennen, doch dem Leser zeigt sich hier die ungeschminkte Wahrheit. Die traditionelle Rollenverteilung existiert nicht mehr, Großeltern wissen mit ihrem Leben nichts mehr anzufangen, wenn die Enkelkinder aufgezogen sind, alle fliehen vom Dorf in die Großstadt und wer zurückbleibt, scheint sich mit einem Leben zweiter Klasse zufrieden zu geben. Zusätzlich spürt man auf jeder Seite die drückende Hitze des italienischen Sommers, die vor allem für den Großvater zur Belastung wird.

Es stecken viele interessante Gedanken in diesem Buch und auch sehr viel Information auf wenig Raum. Auf nur 224 Seiten lernen wir Nicola und seine Familie kennen, erfahren viel über die Vergangenheit und begleiten auch noch die Reise der 3 Generationen. Es lohnt sich, das Buch langsam und mit voller Konzentration zu lesen, da man sonst immer wieder Kleinigkeiten übersieht. 

für diese wunderbare Familiengeschichte!

Samstag, 1. Oktober 2011

Der September in Büchern


Da ich seit Mitte des Monats nicht mehr viel gelesen habe, gibt es hier nur noch kurz meinen Endstand für Myriels September-Challenge: Insgesamt habe ich im September 2961g gelesen. Wenn ich mir das so überlege, will ich lieber gar nicht wissen, was mein kompletter SuB wiegt. Vermutlich mehr als ich selbst ;-)

Gelesen habe ich wieder einige gute Bücher, leider sind nicht alle auf dem Foto zu sehen, da ein paar schon in mein Zweit-Regal bei meinen Eltern gewandert sind oder nur ausgeliehen waren.

Gelesen habe ich folgende Bücher:
Kai Meyer - Seide und Schwert 
Ein gelungener Auftakt einer Jugendbuch-Trilogie, die in einer fantastischen Version von China spielt.

Ralf Isau - Das Lied der Befreiung Neschans
Die ganze Trilogie konnte mich nicht überzeugen, da alles sehr kindlich und geradlinig anmutet und auch sehr religiös geprägt ist. Allerdings konnte Ralf Isau die Spannung trotzdem bis zum Ende aufrecht erhalten.

Ulrich Schmid (Hg.) - Sternensalz. Russische Lyrik
Ein sehr gelungener und informativer Überblick über russische Lyrik.

Marco Balzano - Damals, am Meer
Eine sehr bewegende, generationenübergreifende Familiengeschichte, die im Gegensatz mal die Männer in den Mittelpunkt des Geschehens rückt.

Alfred Döblin - Berlin Alexanderplatz
Ein Klassiker, zu dem ich am Anfang keinen rechten Zugang gefunden habe. Als ich mich dann mit dem außergewöhnlichen Stil abgefunden hatte, fand ich das Buch doch noch sehr unterhaltsam und faszinierend.  

Enid Blyton - The Twins at St. Clares
Pat und Isabel (Hanni und Nanni) im englischen Original wirken ganz anders als die eingedeutschten Zwillinge in Linderhof!

Henrik Ibsen - Die Stützen der Gesellschaft
Henrik Ibsen - Die Wildente
Damit habe ich meine Sammlung von Ibsens Dramen beendet und auch wenn sich die grundsätzlichen Themen und Motive oft wiederholen, bin ich nach wie vor ein Fan von Herrn Ibsen und würde gerne einmal eines seiner Stücke im Theater sehen.

Trotz Buchkaufverbot gab es diesen Monat einen Neuzugang in meinen Regalen:
Selim Özdogan - Zwischen zwei Träumen

Das Buch hatte ich schon lange Zeit als Suchauftrag bei Tauschticket, da musste ich einfach zugreifen, als es dort angeboten wurde.

Für Oktober habe ich wieder den Vorsatz, so wenig neue Bücher wie möglich anzuschaffen. Ein Buch habe ich bei Vorablesen gewonnen, ein anderes brauche ich für eine Leserunde, die im Oktober stattfindet. Im besten Fall sollte es dann bei diesen beiden Neuzugängen bleiben.