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Sonntag, 14. Juni 2009

Yael Hedaya - Liebe pur

Ich habe "Liebe pur" nun auch gelesen und bin noch immer sehr beeindruckt. Einerseits wird die Geschichte einer Beziehung ganz distanziert erzählt, keine der Personen hat einen Namen, alle Ereignisse werden recht nüchtern wiedergegeben. Andererseits hat mich schon lange kein Buch mehr so berührt wie dieses.

Ich war emotional so verwickelt in diese Beziehung zwischen Mann und Frau, dass ich an einigen Stellen mit den Tränen kämpfen musste. Oft ist das Verhalten der beiden typisch für das jeweilige Geschlecht, man möchte sie schütteln und sagen "Denk doch nochmal drüber nach!", andererseits haben sie auch ihre ganz speziellen Probleme, die den meisten Beziehungen fremd sein dürften.

Und mittendrin immer wieder der Hund. Dieser Hund spiegelt immer die momentane Stimmung in der Beziehung wider, in guten Zeiten darf er mit ins Schlafzimmer und wird gut behandelt, in schlechten Zeiten wird er sogar aus der Wohnung verbannt.

Interessant war hauptsächlich auch der Perspektivenwechsel. Man erfährt Dinge aus der Sicht der Frau, aus der Sicht des Mannes und sogar aus der Sicht des Hundes. Vor allem die Hundeperspektive ist interessant, da er menschliches Verhalten nicht einordnen kann, der Leser aber genau weiß, was der Hund da eigentlich beschreibt. Auch die verschiedenen Blickwinkel von Mann und Frau auf ein und dieselbe Sache sind interessant, man kann die beiden dadurch besser einschätzen und teilweise auch beide Seiten verstehen.

"Liebe pur" ist kein Liebesroman im herkömmlichen Sinn, auch wenn er eine Liebesbeziehung thematisiert. Für mich war es ein Buch, das mich tief berührt und begeistert hat und dem ich ohne großes Nachdenken 5 Sterne geben möchte.

Mittwoch, 3. Juni 2009

Sami Michael - Eine Trompete im Wadi

Kurzbeschreibung (von amazon)
Mary und Huda, Schwestern aus einer christlich-arabischen Familie, im arabischen Viertel von Haifa lebend, müssen sich in der israelischen Gesellschaft behaupten. Als Huda sich in den russisch-jüdischen Emigranten Alex verliebt, scheint der Konflikt mit ihrer Familie unvermeidlich."Als ich nach Israel kam, empfand ich mich selbst als arabischen Juden. Ich kann darum Araber nicht hassen, ich müßte mich selber hassen... Ich bin in der arabischen Kultur geboren, aber ich habe mich in der hebräischen Kultur entwickelt. Das ermöglicht es mir, die jüdische und die arabische Kultur von innen zu beschreiben", sagt der 1926 in Bagdad geborene israelische Autor Sami Michael.

Meine Meinung
Schon lange hat mich kein Buch mehr so positiv überrascht! Lange lag "Eine Trompete im Wadi" auf meinem SuB und ich konnte mich nicht überwinden damit anzufangen. Aber kaum hatte ich die ersten Kapitel gelesen, hat das Buch mich in seinen Bann gezogen und ich konnte es nicht mehr aus der Hand legen. Sehr einfühlsam wird die aufkeimende Liebe zwischen Huda und Alex erzählt und auch die anderen Familienmitglieder werden liebevoll beschrieben.

In mehreren Rückblenden wird die Familiengeschichte sowohl von Alex als auch von Huda und ihren Vorfahren erzählt. Dies empfand ich allerdings nicht als störend, sondern als Bereicherung. Durch die genaue Beschreibung der Vergangenheit kann man die Handlungen und die Denkweise der Personen besser verstehen und nachvollziehen.

Sehr interessant fand ich es auch, ganz nebenbei mehr über die israelische Kultur, die Konflikte zwischen Juden und Arabern und allgemein das Leben in Haifa zu erfahren.
4,5 Sterne

Dienstag, 2. Juni 2009

Jerome K. Jerome - Three Men in a Boat

Inhalt
J. beschließt mit seinen Freunden George und Harris (und natürlich auch mit dem Hund Montmorency) einen Bootsausflug auf der Themse zu unternehmen. Schwierigkeiten mit dem Boot, Beobachtungen unterwegs und zahlreiche Anekdoten, die nichts mit der eigentlichen Geschichte zu tun haben, werden von J. sehr humorvoll erzählt.

Meine Meinung
Das Buch ist durchaus unterhaltsam geschrieben und man kann es auch gut heute noch lesen, obwohl der Humor nicht mehr ganz zeitgemäß ist. Zu viel sollte man sich allerdings nicht versprechen.

Die Flußfahrt nimmt nicht sehr viel Platz in der Erzählung ein, immer wieder schweift die Erzählung ab, man weiß nicht genau zu welchem Zweck und wo das alles hinführen soll, dabei sind es meistens nur kurze Anekdoten, die wiedergegeben werden, weil sie dem Erzähler gerade in den Sinn kommen. Diese kleinen Geschichten in der Geschichte sind manchmal witzig, manchmal interessant, manchmal aber auch langweilig und anstrengend zu lesen.

Vor allem wenn es um das Boot selbst ging und die Routine bei der Flußfahrt, sei es das Rudern oder andere Tätigkeiten, wurde es oft richtig langweilig. Entweder fehlten mir die englischen Wörter zum Verständnis oder das Buch ist stellenweise einfach für den modernen Leser wenig interessant.

Da die Flußfahrt nur die Rahmenhandlung bildet, kann man das Buch getrost mehrere Tage zur Seite legen und dann wieder problemlos weiterlesen. Vielleicht hätte ich das auch machen sollen, denn die geballte Ladung "Three Men in a Boat" an zwei Tagen war fast zu viel des Guten.

Trotzdem hat das Buch mich stellenweise gut unterhalten und mir auch das ein oder andere Lachen entlockt
3 Sterne

Mai 2009

Mark Dunn - Ella Minnow Pea 5/5
Ein sehr faszinierendes Buch! Auf der kleinen Insel Nollop werden nach und nach verschiedene Buchstaben verboten. Sprachlich genial umgesetzt und die Geschichte fand ich auch toll!

Franz Werfel - Eine blaßblaue Frauenschrift 4/5
Ganz nett, aber es spricht nicht gerade für das Buch, dass ich mich jetzt schon nicht mehr richtig daran erinnern kann...

Friedrich Dürrenmatt - Die Physiker 4,5/5
Witzig und dazu auch noch sehr interessant! Gerade für mich als Physikerin

Ralf Isau - Das Geheimnis des siebten Richters 4/5
Der zweite Teil der Neschan-Trilogie hat mir ein bisschen besser gefallen als der erste. Es tauchen wieder einige originelle Phantasie-Wesen auf und Yonathan's Reise wird nochmal richtig spannend...

Arno Surminski - Die Vogelwelt von Auschwitz 4,5/5
Ein Aufseher und ein Häftling fliehen aus der KZ-Routine indem sie zusammen Vögel beobachten. Für mich sehr gelungen, man muss das KZ-Leben nicht immer bis in das kleinste, grausamste Detail beschreiben, um ein erschütterndes Buch daraus zu machen.

Otto Schwerdt - Als Gott und die Welt schliefen 3/5
Die Erlebnisse eines Juden während dem 2. Weltkrieg. Erzählerisch leider schwach.

Ray Bradbury - Fahrenheit 451 4,5/5
Faszinierende Zukunftsvisionen

Khaled Hosseini - Drachenläufer 4/5
Eine spannende und gut erzählte Geschichte, die leider nur teilweise in Afghanistan spielt

Milan Kundera - Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins 4/5
Ein bewegendes Buch und viel mehr als eine Liebesgeschichte

Jerome K. Jerome - Three Men in a Boat 3/5
Eine nette Erzählung von einer Flussfahrt auf der Themse. Der Humor ist leider manchmal nicht mehr ganz zeitgemäß.

Sami Michael - Eine Trompete im Wadi 4,5/5
Eine schöne Liebesgeschichte in Israel

Alan Bennett - Die souveräne Leserin +/++
Naja, was will man dazu noch sagen, ich habe das Buch jetzt auch gelesen und fand es, wie erwartet, sehr gut.