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Mittwoch, 30. Dezember 2009

Fragen zur Lektüre 2009

1. Das dickste gelesene Buch.
Giovanni Boccaccio - Das Dekameron (912 Seiten), Bewertung: 3,0

2. Das dünnste gelesene Buch.
Maurice Sendak - Wo die wilden Kerle wohnen (40 Seiten), Bewertung: 5,0 (ist allerdings ein Bilderbuch)
Kurt Tucholsky - Rheinsberg (48 Seiten), Bewertung: 3,0

3. Das älteste (Erscheinungsjahr Original) gelesene Buch.

Homer - Odyssee (720 v.Chr. ?), Bewertung: 4,0

4. Dieses Buch habe ich um meinen Geburtstag herum gelesen.
Khaled Hosseini - Drachenläufer, Bewertung: 4,0

5. Das Buch mit dem längsten Titel.

Christoph Biermann und Ulrich Fuchs - Der Ball ist rund, damit das Spiel die Richtung ändern kann, Bewertung: 4,0

6. Das Buch, welches am längsten auf dem SUB lag.
Ralf Isau - Die Träume des Jonathan Jabbok (Zugangsjahr 1996), Bewertung: 3,5

7. Dieses Buch habt ich zwar im Jahr 2009 gekauft / geschenkt bekommen, will es auch noch unbedingt lesen, aber in diesem Jahr bin ich nicht dazu gekommen.
Da gibt es viele, spontan fallen mir diese ein:
Aravind Adiga - The White Tiger
Nadeem Aslam - Maps for lost lovers

Dienstag, 29. Dezember 2009

Amélie Nothomb - Metaphysik der Röhren

Ich habe das Buch gestern in sehr kurzer Zeit und mit einer unheimlichen Faszination durchgelesen. Noch nie habe ich mir über die Welt aus der Sicht eines Kleinkindes Gedanken gemacht und noch nie habe ich etwas vergleichbares gelesen. Wunderbar komisch beschreibt die Autorin in diesem Buch die ersten drei Jahre im Leben eines kleinen Mädchens.

Zuerst denkt sie, dass sie Gott ist und lernt erst nach und nach die Welt kennen. Viele Dinge versteht sie nicht, oder versteht sie falsch, was zu einigen komischen und skurrilen Situationen führt. Ihre philosophischen Gedanken, aber auch ihr uneingeschränkter Egoismus und ihre Selbstverliebtheit waren interessant und spannend zu lesen.

Nach einiger Zeit war allerdings etwas die Luft raus, weil die Episoden aus ihrem Leben doch alle recht ähnlich ablaufen. Aber bevor ich anfangen konnte, mich zu langweilen, war das Buch auch schon zu Ende gelesen. Ich bin neugierig auf andere Werke der Autorin geworden und werde mich nach etwas geeignetem umschauen.
4,5 Sterne

Montag, 28. Dezember 2009

Leila Aboulela - The Translator (dt. Die Übersetzerin)

Die junge Sudanesin Sammar lebt in Schottland und arbeitet an der dortigen Universität als Übersetzerin. Sie ist Witwe und verliebt sich in ihren Vorgesetzten Rae. Da Rae aber kein Moslem ist, scheint eine Beziehung zwischen den beiden unmöglich...

Das Buch erzählt eine sehr leise und ruhige Liebesgeschichte. Das Kennenlernen zwischen Sammar und Rae verläuft sehr langsam, beide sind sehr zurückhaltend. Rae war schon verheiratat und hat eine Tochter aus erster Ehe, Sammar hat ihren Mann durch einen Autounfall verloren. Sehr vorsichtig nähern sie sich einander an, telefonieren öfter und als Rae im Krankenhaus liegt, besucht Sammar ihn. Über ihre Gefühle wird sehr lange nicht gesprochen, alles geschieht nur in Andeutungen und Gesten.

In Rückblenden wird auch immer wieder von Sammars Vergangenheit erzählt, von ihrer Kindheit im Sudan, ihrem Ehemann Tarig, ihrer Tante, die gegen eine erneute Hochzeit war. Vor allem diese Teile des Romans haben mir gut gefallen und auch Sammars Gedanken über Religion, über Rae, der kein Moslem ist und der auch nicht konvertieren will. Man kann sehr gut den Zwiespalt, in dem Sammar steckt, nachvollziehen. Einerseits ist sie eine moderne westliche Frau, andererseits kann sie nicht mit ihrer Vergangenheit abschließen und ist gefangen in den Gesetzen und Geboten ihres früheren Lebens.

Ständig lebt Sammar in Angst, dass ihre Kollegen etwas von ihren Gefühlen für Rae merken könnten und darüber tratschen. Erst im zweiten Teil des Buches, als Sammar zu ihrer Familie in den Sudan zurückkehrt, erkennt man, woher diese Ängste kommen. Erst dann wird der Druck klar, unter dem sie durch ihre Familie steht.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen, die Liebesgeschichte zwischen Sammar und Rae ist sehr schön und subtil beschrieben, Sammar blieb mir zwar durch ihre tiefe Religiosität sehr fremd, aber gerade das hat das Buch für mich interessant gemacht. Auch die Sprache ist einfach wunderschön und poetisch.

Das Ende hat mir nicht ganz so gut gefallen, deshalb vergebe ich 4,5 Sterne

Samstag, 26. Dezember 2009

Rainer M. Schröder - Das Vermächtnis des alten Pilgers

Der Autor
Rainer Maria Schröder, Jahrgang 1951, lebt nach vielseitigen Studien und Tätigkeiten in mehreren Berufen seit 1977 als freischaffender Schriftsteller in Deutschland und Amerika. Seine großen Reisen haben ihn in viele Teile der Welt geführt. Dank seiner mitreißenden Abenteuerromane ist er einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Jugendbuchromane.

Das Buch
Burg Frodebert im Hunsrück, im Jahre 1065. Die letzten Worte des alten Pilgers Vinzent werden im leidvollen Leben des 16-jährigen Marius "Niemandskind" zum lang ersehnten Lichtblick: "Folge dem Morgenstern..." Damit kann nur eines gemeint sein - er soll sich dem Kreuzfahrerheer anschließen, welches das Heilige Land von den "Ungläubigen" befreien will. Marius macht sich auf den gefahrvollen Weg nach Mainz. Doch erst nach einer langen Reihe von Abenteuern und der Begegnung mit dem jüdischen Mädchen Sarah versteht Marius, dass der alte Pilger mit seinem Vermächtnis etwas ganz anderes im Sinn hatte.

Meine Meinung
Als erstes muss ich sagen, dass das Buch seit 10 Jahre auf meinem SuB liegt. Damals, als ich es gekauft habe, war ich in der Zielgruppe (also 14 Jahre alt) und habe diese Art von Abenteuerromanen auch gerne gelesen. Inzwischen hat sich mein Geschmack grundlegend geändert, historische Romane lese ich eigentlich gar nicht. Vielleicht liegt es also daran, dass das Buch etwas schlecht weggekommen ist.

Erstens fehlte mir der rote Faden durch die Geschichte. Marius sucht zwar nach seinem Platz im Leben, da er sich als "Niemandskind" fühlt, also weder zugehörig zu seinem Onkel, dem reichen Burgherren, noch zu den armen Bauern. Diese Suche zieht sich durch das ganze Buch und wird immer wieder erwähnt, Marius erlebt aber zwischendurch zahllose Abenteuer, die nicht wirklich in einem Zusammenhang stehen. Die Geschichte kommt sehr langsam in Gang und einen durchgehenden Spannungsbogen gibt es nicht.

Zweitens fand ich die Geschichte für ein Jugendbuch arg grausam. Ich bin zwar etwas empfindlich, aber schon lange keine 14 mehr. Hätte ich das Buch damals gelesen, hätte ich es sicher nach der detailiert beschriebenen Hinrichtung eines Bauern abgebrochen. Marius wird öfter überfallen, zusammengeschlagen oder übel zugerichtet und die blutigen Auseinandersetzungen sind jeweils sehr genau erzählt. Das finde ich unnötig und auch für ein Jugendbuch nicht ganz passend.

Drittens fühlt man sich öfter, als wäre man im Religionsunterricht gelandet. Der Autor lässt keine Gelegenheit aus, um den Leser durch die Gespräche Marius' mit dem Pilger oder anderen Erwachsenen als eine Lehrstunde in Sachen Religion, Judentum vs. Christentum, Kreuzzüge etc. ausarten zu lassen. Dies ist zwar sicher informativ, aber nicht sehr geschickt in die Geschichte eingebaut.

Das Buch ist sicherlich gut recherchiert, hat einen Anhang mit Begriffserklärungen, ein Nachwort in dem historische Hintergründe erklärt werden und auch eine Karte der Stadt Mainz zu der Zeit, in der die Geschichte spielt. Auch ist die Geschichte nicht schlecht geschrieben, manchmal hat mich das Geschehen durchaus mitgerissen, aber leider waren die Momente, in denen ich mitfühlen konnte, zu selten.

Eine Bewertung fällt mir schwer, aber ich habe mich für mittelmäßige 2,5 Sterne entschieden.

Dienstag, 22. Dezember 2009

Charlotte Brontë - Jane Eyre

Nachdem ich 2 Monate an diesem Buch gelesen habe, bin ich jetzt auch endlich damit fertig und kann meine Meinung verkünden.

Am Anfang fand ich das Buch sehr angenehm zu lesen, Janes Kindheit und ihre Jugendzeit im Internat waren spannend geschildert, die kleine Jane wirkte sehr aufgeweckt und wirkte trotz ihrer eigensinnigen Art sehr sympathisch. Die Sympathie ging aber sehr schnell verloren, als sie älter wurde. Zu sehr hat sie sich meiner Meinung nach verändert, zu schnell in alle Situationen ergeben ohne je wirklich nach ihrem eigenen Glück zu streben.

Ihre Gefühle und auch die Gefühle und Motive der anderen Personen sind mir nie so wirklich klar geworden, selten konnte ich die Handlungsweise der Personen nachvollziehen. Der Funke ist bei mir einfach nicht so richtig übergesprungen und von der "großen Liebe" konnte ich nichts spüren, sie war für mich einfach nicht so beschrieben, dass ich mit den Charakteren hätte mitfühlen können.

Einige Stellen waren durchaus spannend, die "Geheimniskrämerei" fand ich allerdings eher anstrengend, weil ich immer das Gefühl hatte, etwas überlesen zu haben und deshalb der Handlung nicht richtig folgen zu können. Über die Auflösung und das Ende des Buches war ich auch nicht überrascht, da ich durch "Der Fall Jane Eyre" von Jasper Fforde doch schon vieles wusste, vielleicht hat mir auch das etwas den Spaß am Buch verdorben.

Die schon erwähnten Zufälle fand ich dann auch etwas zu viel des Guten, so klein ist die Welt nun wirklich nicht und damals war sie es sicher auch nicht.

"Jane Eyre" war für mich nur teilweise ein lesenswertes Buch, teilweise auch nur anstrengend und langweilig. Es reicht gerade noch so für 3 Sterne

Sonntag, 13. Dezember 2009

Oscar Wilde - The Picture of Dorian Gray

Nachdem dieses tolle Buch viel zu lange auf meinem SuB lag, habe ich es dieses Jahr endlich gelesen. Schon mehrmals hatte ich damit angefangen, aber ich bin nie über die ersten Kapitel hinausgekommen, obwohl diese mir jedes Mal wieder sehr gut gefallen haben. Dank einer Leserunde auf literaturschock.de habe ich es diesmal aber durchgehalten.

Es ist zwar jetzt schon wieder etwas her, dass ich das Buch gelesen habe, aber es hat mich nachhaltig begeistert und ich denke noch gerne daran zurück. Sehr faszinierend fand ich die ganzen philosophischen Gespräche und Gedanken, die auch den Leser zum Nachdenken anregen und ganz neue Blickwinkel auf verschiedene Dinge eröffnen.

Die drei Hauptpersonen, Lord Henry, Basil und Dorian, fand ich von Anfang an sehr interessant, man kann sehr gut nachvollziehen und verfolgen, wie Dorian sich unter dem Einfluss Lord Henrys verändert und wie auch dieser selbst sich weiterentwickelt. Keine der Figuren wirkte besonders sympathisch auf mich und trotzdem konnte ich ab einem gewissen Zeitpunkt das Buch kaum mehr aus der Hand legen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es weitergeht.

Kapitel 11, das einen zentralen Punkt des Buches darstellt und sehr lange und ausführlich aufzählt, mit was Dorian sich beschäftigt und für was er sich interessiert, war leider etwas langweilig und anstrengend zu lesen, ansonsten hat mir das Buch aber wirklich ausnehmend gut gefallen.

4,5 Sterne

Donnerstag, 3. Dezember 2009

Leylâ Erbil - Eine seltsame Frau

Klappentext
Die neunzehnjährige Studentin Nermin erfährt am eigenen Leib, was es bedeutet, erwachsen zu werden in einer Gesellschaft, die ihr ein traditionelles Frauenbild entgegenhält. Die Mutter keift, wenn sie zu spät nach Hause kommt, und verlangt Keuschheit bis zur Hochzeit. Also muss sie lügen und sich verstecken, wenn sie, wie all ihre Freundinnen, zu den Tanzpartys geht, sich verliebt, Liebeserklärungen entgegennimmt und abwehrt.
Die Erkundung ihres Ichs geht einher mit der Erforschung der Stadt. In den Istanbuler Cafés und Künstlerkneipen sucht sie Inspiration und Offenheit. Doch die etablierten Literaten verweigern ihr als Frau die intellektuelle Anerkennung. Sie schließt sich den linken Gruppen an. Doch bald spürt sie, die Hinwendung zum »Volk« ist abstrakt, einengend und trügerisch. Aber Nermin gibt die Hoffnung auf eine humanere Welt nicht auf.

Meine Meinung

Nachdem ich den Klappentext gelesen habe, hätte ich eigentlich eine Geschichte über eine junge Frau erwartet, die gegen das traditionelle Frauenbild kämpft und sich auflehnt. Nebenbei hatte ich gehofft, etwas mehr über die Rolle der Frau in der Türkei zu erfahren, aber meine Erwartungen wurden leider nicht erfüllt.

Der erste Teil des Buches ist in Form von Tagebucheinträgen geschrieben. Aus der Sicht von Nermin erfährt man von ihren Freunden, der Universität, ihrer Tätigkeit als Schriftstellerin und von linken Gruppen, für die sie sich teilweise engagiert. Sehr viel muss man sich aber selbst zusammenreimen, schon auf den ersten Seiten werden unendlich viele Namen genannt, die Personen werden nicht weiter eingeführt, man kann sich kaum merken, wer diese ganzen Leute sein sollen und in welchem Zusammenhang sie stehen. Alle Episoden werden in wenigen Zeilen abgehandelt, dann folgt wieder ein nicht näher bestimmter Zeitsprung. Als man endlich das Gefühl hat, sich etwas zurecht gefunden zu haben ist das Kapitel zu Ende.

Im zweiten Teil ist Nermins todkranker Vater der Erzähler. Er blickt auf sein Leben zurück, doch auch dieser Teil ist sehr verwirrend geschrieben, man hat das Gefühl, dass der Vater teilweise phantasiert und nicht mehr richtig zwischen Realität und Traum unterscheiden kann, was nicht zum allgemeinen Verständnis beiträgt. Diesen Teil habe ich nur noch überflogen, weil ich dem Geschehen absolut nicht folgen konnte und den Zusammenhang zu Nermins Geschichte auch nicht erkannt habe.

Erst der letzte Teil wird einigermaßen interessant, darin ist Nermin schon erwachsen und blickt auf ihr Leben zurück. Doch zu diesem späten Zeitpunkt konnte ich mich auch nicht mehr mit dem Buch anfreunden und darüber hinwegsehen, dass der Rest reine Quälerei und Zeitverschwendung war.
2 Sterne

November 2009

Ann Pearlman - Der Christmas Cookie Club 4/5
Nette vorweihnachtliche Lektüre, zusätzlich gibt's noch Plätzchenrezepte und Informationen über Backzutaten

Kate Jacobs - The Friday Night Knitting Club 2,5/5

Ganz nette Geschichte über eine Gruppe sehr unterschiedlicher Frauen, die sich jede Woche zum Stricken trifft. Irgendewann driftet das ganze aber ins absurde ab, drückt nur noch auf die Tränendrüse und wird zu vorhersehbar.

Arthur Miller - Death of a Salesman 4/5
Ein sehr berührendes Stück über die negative Seite des "American Dream". Auch von der Struktur her ganz interessant.

Xinran - Miss Chopsticks 5/5
Ein ganz tolles Buch über 3 junge Mädchen vom Land, die in der Stadt ihr Glück finden. Nebenbei erfährt man noch viel interessantes über China

Leyla Erbil - Eine seltsame Frau 2/5
Ein sehr anstrengendes Buch über eine junge Frau in der Türkei, die aus bestehenden Zwängen ausbrechen will. Sehr verwirrend geschrieben...

Sophie Kinsella - Shopaholic Ties the Knot 3,5/5
Becky Bloomwood macht immer Spaß, diesmal hat sie mich aber teilweise mit ihrer Entscheidungsunfreudigkeit genervt. Und das Shoppen kam in diesem Teil zu kurz!

Markus Zusak - I Am The Messenger 3/5
Ich hatte mir von diesem Buch so viel mehr erwartet, schade, dass es nur so vor sich hin plätschert und die Geschichte mich nicht richtig mitgerissen hat.

Gianbattista Basile - L'ignorante 3/5
Nur mal wieder was für mein Italienisch tun, die Geschichte war für Anfänger aufbereitet mit Worterklärungen und Übungsaufgaben.

Sophie Kinsella - The Undomestic Goddess 3,5/5
Das erste Buch von Sophie Kinsella, das ich außerhalb der Shopaholic-Reihe gelesen habe. War eher nur ein durchschnittliches Buch, das etwas vorhersehbar und klischeebeladen war. Aber ganz nette Unterhaltung.

Wolfdietrich Schnurre - Als Vaters Bart noch rot war 4/5

Vater-Sohn-Geschichten aus dem Berlin der 30er Jahre. Sehr abwechslungsreich, von lustig bis traurig ist alles dabei!

Mittwoch, 2. Dezember 2009

Xinran - Die namenlosen Töchter

Dieses Buch hat mich lange beschäftigt und lange nicht losgelassen, leider war es dann doch viel zu schnell durchgelesen.

3 von 6 Töchtern, die auf dem Land großgeworden sind, gehen in die Stadt um dort zu arbeiten und etwas Geld für die Eltern zu verdienen. Dabe finden sie nicht nur ihr persönliches Glück und ihre Erfüllung, sondern können ihren Eltern auch beweisen, dass nicht nur Söhne für das Wohl der Familie sorgen können.

Die 3 Schwestern sind charakterlich sehr unterschiedlich und machen auch ganz unterschiedliche Erfahrungen. Vor allem der Lebensweg der "dummen" Fünf, die nicht lesen und schreiben kann, aber durch ihre ganz individuellen Fähigkeiten trotzdem Erfolg hat, hat mich sehr berührt.

In "Die namenlosen Töchter" erfährt man viel über China, die Unterschiede zwischen dem Landleben und dem Leben in der Stadt und auch viel über den ganz normalen Alltag der Leute. Dadurch entstand für mich ein ganz anderes und viel positiveres Bild von China, als man es in den Medien oft vermittelt bekommt. Außerdem ist es faszinierend, die Sitten und Bräuche und auch die Lebensweise der Chinesen näher kennenzulernen.

Sehr interessant fand ich auch das Vorwort der Übersetzerin (in der englischen Ausgabe), in dem sie auf einige Probleme bei der Übersetzung aus dem Chinesischen eingeht und auch das Nachwort der Autorin selbst, in dem sie erzählt, wie sie die drei Mädchen, auf denen die Mädchen im Buch basieren, kennengelernt hat und wie ihre Geschichten weitergingen.

Für mich definitiv

Sonntag, 15. November 2009

Robert Kleindienst - Später vielleicht

Ein junger Schriftsteller steckt in der Krise, er kämpft gegen seine Schreibblockade und auch sein Privatleben läuft nicht nach Plan. Erst als er eine junge Südamerikanerin kennenlernt, sich in sie verliebt und somit zwischen ihr und seiner langjährigen Freundin steht, fängt er wieder an zu schreiben.

Er schreibt über sein eigenes Leben, baut die Geschichte aus und spinnt sie weiter. Die eigentliche Erzählung wechselt sich ab mit Passagen aus diesem fiktiven Roman, dadurch kann man sowohl das Leben des Protagonisten beobachten, erfährt aber auch, wie er seine Erlebnisse literarisch verarbeitet. Gerade dieser Wechsel zwischen den Perspektiven hat mir gut gefallen, zumal man beobachten kann, wie zunehmend die Grenze zwischen Fiktion und Realität verschwimmt und der junge Autor sich immer mehr in seinem Buch verliert.

Ein sehr langes und zentrales Kapitel spielt in Prag und obwohl ich selbst noch nicht dort war, konnte ich mir die Straßen und Plätze, sowie die Stimmung, die im Winter in dieser Stadt herrscht gut vorstellen. Die Atmosphäre der Geschichte und die Beschreibungen der Stadt ergänzen sich sehr gut, so dass man am liebsten selbst sofort nach Prag reisen möchte.

Ich fand dieses Buch sehr faszinierend und auch sprachlich ansprechend, so dass ich dafür vergeben muss.

Mittwoch, 4. November 2009

Cornelia Travnicek - Fütter mich

Das Cover lockt mit Süßigkeiten, doch davon darf man sich nicht täuschen lassen. Das Buch ist definitiv keine leichte Kost für zwischendurch! 11 Kurzgeschichten sind enthalten, jede erzählt auf ihre ganz eigene Art von den Abgründen menschlichen Verhaltens. Eine Geschichte handelt von einer jungen, magersüchtigen Frau, die sich alle Haare vom Körper rasiert, um noch weniger zu wiegen, doch auch andere Essstörungen werden thematisiert und in einer Geschichte kommt sogar ein jugendlicher Attentäter zu Wort.

Teilweise muss man das Buch aus der Hand legen, um über das gelesene nochmal nachzudenken, um verstehen zu können, was da eigentlich gerade erzählt wurde. Zu einigen Geschichten habe ich trotzdem keinen Zugang gefunden, andere haben mich hingegen sehr berührt. Manchmal war es auch nicht leicht, sich mit diesen intensiven Themen auseinanderzusetzen, da sie sehr nachdenklich stimmen und einen die Erinnerung an die ein oder andere Geschichte noch mehrere Tage begleitet.

Stilistisch sind die Geschichten alle sehr ähnlich, was aber nicht unbedingt als Kritikpunkt aufzufassen ist. Cornelia Travnicek ist eine sehr junge Autorin, von der ich gerne noch mehr lesen möchte und die ich auch weiterempfehlen kann!

4 Sterne

Ann Pearlman - Der Christmas Cookie Club

12 Frauen treffen sich jedes Jahr im Dezember um Weihnachtsplätzchen auszutauschen und gleichzeitig über ihre Erlebnisse des letzten Jahres zu sprechen. In diesem Buch sind außer den Geschichten dieser Frauen auch noch die 12 Plätzchenrezepte (mit Umrechnungstabelle der amerikanischen Mengenangaben) und Informationen über einige Backzutaten enthalten.

Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht der Gastgeberin Marnie, die nach und nach alle Teilnehmerinnen vorstellt und ihre persönlichen Lebensgeschichten erzählt. Dadurch, dass jeder der 12 Frauen ein eigenes Kapitel gewidmet ist, ist es auch einfacher, sie alle auseinanderzuhalten.

Trotzdem wirken die 12 verschiedenen Schicksale auf nur 350 Seiten etwas zu schnell abgehandelt. Die einzelnen Frauen können nur oberflächlich charakterisiert werden, in die Tiefe geht es dabei selten. Trotzdem ist es der Autorin gelungen, ein berührendes Buch über sehr sympathische Frauen zu schreiben, von denen jede ihre ganz eigenen Probleme zu bewältigen hat. Sei es der Tod des Sohnes, eine außereheliche Affäre oder finanzielle Probleme, jede der Frauen hat ihre ganz persönliche Geschichte.

Genau das ist auch für mich die Stärke und die Botschaft des Buches. Jede Person, und wenn ihr Leben nach außen hin auch noch so perfekt und glücklich scheint, hat ihre ganz persönlichen Probleme, die sie bewältigen muss. Gerade in der Weihnachtszeit sollte man sich das in Erinnerung rufen und nicht nur immer an sich selbst denken, sondern auch für seine Mitmenschen da sein und ihnen zuhören.

Die Kapitel über die verschiednen Backzutaten sind zwar durchaus interessant, fügen sich aber für mich nicht so richtig in das restliche Buch ein und wirken eher deplaziert. Dass die Plätzchenrezepte im Buch enthalten sind, ist dagegen eine sehr gute Idee und auch ein wirklich schönes Extra.

Fazit: Für mich ist "Der Christmas Cookie Club" ein schönes Weihnachtsbuch mit kleinen Schwächen, das einem schöne Lesestunden bescheren kann, wenn man nicht mit zu hohen Erwartungen an das Buch herangeht.

4 Sterne

Sonntag, 1. November 2009

Oktober 2009

Włodzimierz Odojewski - Ein Sommer in Venedig 4/5
Eine sehr berührende Geschichte über einen kleinen Jungen, der gerne nach Venedig gefahren wäre. Allerdings macht ihm der Krieg einen Strich durch die Rechnung, so baut er sich mit seiner Familie im Keller sein eigenes Venedig.

Robert Kleindienst - Später vielleicht 4,5/5
Ein junger Schriftsteller steckt in einer Schreibblockade und erst seine eigenen Erlebnisse mit zwei verschiedenen Frauen bringen ihn wieder zum Schreiben. Sehr interessantes Buch!

Truman Capote - Frühstück bei Tiffany 4/5
Da ich durch den Film die Handlung schon kannte, konnte ich mich nicht so sehr für das Buch begeistert. Es war aber trotzdem einen nette Lektüre für Zwischendurch.

Daniel Kehlmann - Ruhm 5/5
Für mich einfach genial, wie man 9 Geschichten, die kaum zusammenhängen, doch zu einer Einheit zusammenfügen kann.

Sophie Kinsella - Shopaholic Abroad 4,5/5
Becky Bloomwood in den USA, neue Herausforderungen, neue Läden, neue Probleme, das Buch ist genau so witzig wie der Vorgänger!

Jonathan Safran Foer - Extremely loud & incredibly close 4/5
Unser Lesekreis-Buch, deshalb ohne weiteren Kommentar

Alan Bennett - Così fan tutte 4,5/5
Hat mir fast besser gefallen, als die souveräne Leserin, weil ich ohne große Erwartungen an das Buch herangegangen bin und so positiv überrascht wurde.

Orhan Pamuk - Das Museum der Unschuld 5/5
Ich habe schon lange keine so berührende Liebesgeschichte gelesen! Am Ende des Buches war ich zu Tränen gerührt und habe nebenbei noch sehr viel über die Türkei und ihre Geschichte erfahren

Donnerstag, 1. Oktober 2009

September 2009

William Goldman - Die Brautprinzessin 3/5
Mein Freund war begeistert, aber ich fand es irgendwie nicht so besonders, eher eine durchschnittliche Fantasy-Geschichte und die lustigen Stellen/Kommentare waren auch nicht besonders lustig, sondern haben irgendwann genervt.

Jodi Picoult - Das Herz ihrer Tochter 1/5 (abgebrochen)
Das Buch war einfach absolut nichts für mich...

John Bayley - Elegie für Iris 4/5
Sehr süß und liebevoll erzählt John Bayley von seiner Ehefrau Iris Murdoch, vor allem über ihr Kennenlernen und die Anfangsphase der Beziehung habe ich gerne gelesen, gegen Ende wurde es dann etwas anstrengend. Ich will aber unbedingt bald mal was von Iris Murdoch lesen.

Khaled Hosseini - Tausend strahlende Sonnen 5/5
Mein Lesehighlight des Monats! Eine wunderbare Geschichte über zwei starke Frauen in Afghanistan, die sich trotz aller Widrigkeiten nicht unterkriegen lassen. Hat mir viel besser gefallen als der Drachenläufer.

Brady Udall - Das wundersame Leben des Edgar Mint 3,5/5
Eine nette, unterhaltsame Geschichte über einen außergewöhnlichen Jungen. Es war ganz angenehm zu lesen, hätte aber an manchen Stellen gekürzt werden können.

Yasmina Khadra - Die Schwalben von Kabul 4/5
Afghanistan unter der Herrschaft der Taliban. Das Buch wirkt teilweise etwas überladen, es ist sehr kurz und trotzdem werden viele Personen und Konflikte detailiert eingeführt. Trotzdem sehr faszinierend und interessant.

Atiq Rahimi - Der Krieg und die Liebe 4/5
Und nochmal Afghanistan. Anfangs hatte ich Schwierigkeiten mit dem Stil, abgehackte kurze Sätze und sehr kurze Kapitel machen es einem schwer, sich in die Geschichte einzufinden. Wenn ich den Klappentext nicht gelesen hätte, hätte ich gar nicht einordnen können, um was es überhaupt geht. Das wird aber gegen Ende besser und es entwickelt sich eine tragische Liebesgeschichte.

Jill Smolinski - The Next Thing on My List 3,5/5
Manchmal muss es eben auch ein Frauenroman sein. Es steckt eine ganz nette Idee dahinter, manche Szenen sind arg unglaubwürdig und manchmal täte auch etwas mehr Schwung gut. Leider war das Ende auch etwas vorhersehbar.

Cornelia Travnicek - Fütter mich 4/5
Sehr eindrucksvolle und gelungene Kurzgeschichten einer jungen Autorin.

Vladimir Nabokov - Lolita 3/5
Ich bin mit der Geschicht einfach nicht richtig warm geworden. Leider kann ich meine Gedanken da schlecht in Worte fassen. Über weite Strecken hat das Buch mich gelangweilt, manchmal hat es mir auch wieder recht gut gefallen.

Tschingis Aitmatow - Dshamilja 3,5/5
Die schönste Liebesgeschichte der Welt war es für mich nicht, allerdings trotzdem eine schöne Geschichte, die einem ein unbekanntes Volk etwas näher bringt.

Dienstag, 15. September 2009

Nick Hornby - Fever Pitch

In kurzen Episoden, wobei immer ein Fußballspiel als Aufhänger dient, erzählt Nick Hornby von seinem Leben als Fußballfan und seiner persönlichen Entwicklung.

Diese Geschichten haben nicht immer mit Fußball zu tun, aber Fußball zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Wenn man mit Fußball also absolut nichts anfangen kann, sollte man das Buch vielleicht nicht zur Hand nehmen. Jedem anderen, der Fußball zumindest nicht ganz ablehnend gegenübersteht, und natürlich auch jedem Nick Hornby Fan möchte ich das Buch nur empfehlen.

Die Liebe zum Fußball und so manches daraus resultierende Verhalten war für mich selbst nicht nachvollziehbar, Nick Hornby beschreibt das alles aber gewohnt humorvoll, so dass man doch nur darüber lachen kann.

Arsenal-Fan muss man nicht sein, um das Buch zu lesen, ich kenne weder Spieler noch Trainer, die von den 70ern bis Anfang der 90er in Arsenal tätig waren, aber die Namen überliest man einfach, wie man auch in anderen Büchern die Namen von unwichtigen Nebencharakteren überliest und bald wieder vergessen hat.

Für mich war das Buch ein absolutes Highlight, aber da ich sowohl Nick Hornby als auch Fußball toll finde, ist das vermutlich nicht repräsentativ

Von mir gibt es definitiv 5 Sterne

Mittwoch, 9. September 2009

Jodi Picoult - Das Herz ihrer Tochter

Ich konnte dieses Buch beim besten Willen nicht zu Ende lesen und habe nach 100 Seiten entnervt aufgegeben.

Eine Frau, die ihren ersten Mann verloren hat, sich dann neu verliebt, den zweiten Mann und die erste Tochter durch einen Mord verliert und dann noch eine zweite Tochter mit Herzfehler hat, könnte ich als Figur gerade noch akzeptieren. Mir scheinen das zwar zu viele Schicksalsschläge auf einmal zu sein, doch solche Zufälle kann es ja gerade noch geben.

Dass dann auch noch der Mörder ihres zweiten Mannes und ihrer Tochter im Gefängnis übersinnliche Fähigkeiten entwickelt, ein totes Rotkehlchen wieder zum Leben erweckt (erinnert auch stark an "The Green Mile") und durch die wunderbare Kaugummi-Vermehrung auch noch alle weiteren Gefängnis-Insassen von ihren Leiden heilt, war mir dann schon zu viel des Guten.

Dass einer der Gefängnis-Insassen schwul ist und dann auch noch AIDS hat, fand ich schon fast diskriminierend und wirklich zu viel des Klischees. Aber keine Sorge, der Mann wird ja durch einen Kaugummi von der Krankheit geheilt!

Dann tauchten in den wenigen Seiten noch ein Priester auf, der total cool ist, aber trotzdem total gläubig. Und eine dicke Anwältin (und sie wiegt knapp 70kg!!! ), die zwar keinen Mann hat, dafür aber ein fürsorgliches Kaninchen, das sich auf die Anzeige der Waage setzt, wenn sie sich wiegen möchte um ihr den Schock zu ersparen. Natürlich hat sie eine total schlanke Mutter, die sie immer wegen ihres Gewichts kritisiert.

Eigentlich hatte ich erwartet, dass ein paar interessante Themen behandelt werden würden. Die Problematik der Todesstrafe wurde in dem Teil, den ich gelesen habe aber nur sehr oberflächlich behandelt und auch die Thematik der Organspende wurde nur gestreift. Stattdessen gibt es viel unnötige Gefühlsduselei, es wird kräftig auf die Tränendrüse gedrückt und total unglaubwürdige und an den Haaren herbeigezogene Episoden folgen aufeinander.

Ich hatte das Gefühl, die Autorin möchte den Leser gern zur Religion bekehren oder eine andere Art der Gläubigkeit predigen, nicht umsonst macht sie den zum Tode verurteilten Mörder zu einer Art Messias.

Mir war das ganze Buch jedenfalls zu unglaubhaft und ich hatte kein Interesse daran, wie es weitergeht und möchte meine wertvolle Lesezeit nicht damit verschwenden.

Montag, 31. August 2009

August 2009

Sophie Kinsella - Confessions of a Shopaholic 4/5
Ein wirklich witziger Frauenroman über eine Kaufsüchtige. Hat mir sehr gut gefallen und mich auch neugierig auf die Folgebände gemacht.

Velma Wallis - Zwei alte Frauen 4,5/5
Eine schöne Geschichte über zwei starke Frauen, die von ihrem Stamm zum Sterben zurückgelassen werden, aber dadurch nochmal neu die Lust am Leben und den Überlebenswillen entdecken.

Adam Davies - The Frog King 2,5/5
Ich habe mich so auf das Buch gefreut und war sehr gespannt darauf, aber irgendwie hat mir der Schreibstil gar nicht gefallen und auch die Geschichte hat mich nicht begeistert. Ein junger Mann steuert haltlos ins Verderben und bemerkt dies erst, als es zu spät zum Umkehren ist. Der unsympathischste Buch-Charakter, dem ich seit langem begegnet bin.

Karen Joy Fowler - The Jane Austen Bookk Club 2,5/5
Und noch eine Enttäuschung diesen Monat. Mit Jane Austen hat das Buch leider nicht viel zu tun und mit dem Buch Club eigentlich auch nicht. Die Personen sind sehr klischeebeladen und entwickeln wegen der Kürze des Buches auch keine richtigen Persönlichkeiten. Schade!

Sylvia Plath - The Bell Jar 4,5/5
Der Absturz eines jungen Mädchens, das eigentlich alles hatte, was man sich wünschen kann. Sehr faszinierend und mitreißend geschrieben.

Thomas Glavinic - Das Leben der Wünsche 4,5/5
Was würde man sich wünschen, wenn man auf einmal drei Wünsche frei hätte? Jonas wünscht sich, dass alle seine Wünsche sich erfüllen und fortan passieren in seinem Leben seltsame Dinge. Ein wirklich faszinierendes Buch, das mich zum Nachdenken angeregt hat und über das ich mir sicher noch länger Gedanken machen werde.

Mark Crick - Die Suppe des Herrn K. 3,5/5
Ganz nette Idee, ein Kochrezept jeweils im Stil eines bekannten Autors zu verfassen. Manche waren wirklich toll und gut getroffen, andere eher nicht.

Nick Hornby - Fever Pitch 5/5
Ein Buch, das man einfach lieben muss, wenn man Fußball mag. Und ansonsten eigentlich auch, den Nick Hornby erzählt wahnsinnig amüsant, was es für ihn heißt ein Fan zu sein. Nebenbei erfährt man auch einige witzige Episoden aus seinem eigenen Leben.

Oscar Wilde - The Picture of Dorian Gray 4,5/5
Ein Klassiker, den ich schon längst hätte lesen sollen!

Gabriel García Márquez - Hundert Jahre Einsamkeit 5/5
Ein sehr faszinierendes Buch über mehrere Generationen einer Familie.

Dienstag, 18. August 2009

Azar Nafisi - Lolita lesen in Teheran

Nachdem Azar Nafisi ihre Tätigkeit an der Universität in Teheran aufgegeben hat, sucht sie sich sieben ihrer Schülerinnen aus um sich mit ihnen einmal wöchentlich zu treffen und westliche Literatur zu besprechen.
Am Anfang dachte ich wirklich noch, das Buch würde von dem Lesekreis Azar Nafisis handeln, man würde die jungen Frauen etwas näher kennenlernen und durch ihr Schicksal die Situation im Iran besser verstehen lernen.

Leider spielte der Lesekreis eine sehr untergeordnete Rolle im Buch. Seitenlang belehrt Nafisi den Leser über Interpretationen klassischer Werke, erzählt unzusammenhängende Episoden aus ihrem eigenen Leben oder berichtet von politischen Ereignissen im Iran.

Die Charaktere bleiben blass, man lernt niemanden näher kennen, so viele Namen werden genannt und nie wieder erwähnt, dass man die Personen kaum unterscheiden kann und somit auch nicht erkennt, welche Ereignisse zusammenhängen.

Azar Nafisi wollte einfach zu viel in dieses Buch packen, zumindest habe ich diesen Eindruck. Zum einen wollte sie über Literatur referieren, andererseits aber auch die politischen Ereignisse im Iran, vor allem die Situation der Frau, aufzeigen und zuletzt auch noch ein paar persönliche Geschichten einflechten. Es ist ihr aber meiner Meinung nach nicht gelungen, eine zusammenhängende, homogene Geschichte daraus zu machen. Ich habe mich jedenfalls sehr gelangweilt.

Die Kapitel über den Lesekreis und auch die persönlichen Schicksale der teilnehmenden Frauen waren interessant zu lesen, aber diese haben maximal ein Viertel des Buches ausgemacht.

2 Sterne

Samstag, 1. August 2009

Juli 2009

Margaret Atwood - The Penelopiad 5/5
Die Odyssee aus der Sicht von Penelope. Wie von Margaret Atwood nicht anders gewohnt wunderbar geschrieben und wirklich lesenswert, vor allem da ich direkt davor die Odyssee gelesen hatte.

Kurt Tucholsky - Schloß Gripsholm 5/5
Ein wundervolles Sommermärchen mit Tiefgang, war wirklich schön zu lesen!

Kurt Tucholsky - Rheinsberg 3/5
Im Vergleich zu Schloß Gripsholm leider nicht so toll, viel zu kurz und nichtssagend, aber trotzdem nett geschrieben.

Joel Haahtela - Der Schmetterlingssammler 4/5
Ein junger Mann erfährt, dass er der Alleinerbe von einem Mann ist, dessen Namen er noch nie gehört hat. Er begibt sich auf die Suche und erfährt einiges über dessen Leben und auch seine eigene Vergangenheit. Sehr schön zu lesen, angenehme Sommerlektüre.

Robert Louis Stevenson - The Strange Case of Dr. Jekyll and Mr. Hyde 4,5/5
Ein wirklich spannender Klassiker, den ich schon viel früher hätte lesen sollen!

Ricarda Huch - Frühe Gedichte und Liebesreime 3/5
Ganz nette Gedichte, aber richtig begeistert hat mich davon keines.

Gloria Goldreich - Dinner mit Anna Karenina 4/5
6 New Yorker Frauen treffen sich regelmäßig um über Bücher zu reden und auch die persönlichen Angelegenheiten kommen nicht zu kurz. Leider war das Buch zu dünn um alle 6 Frauen richtig gut zu charakterisieren und darzustellen, aber trotzdem hat mich das Buch gut unterhalten, da ich mich vor allem mit der Liebe zur Literatur identifizieren konnte.

Azar Nafisi - Reading Lolita in Tehran 2,5/5
Durch dieses Buch musste ich mich quälen, einige Passagen waren ganz interessant, andere nur langweilig. Im großen und ganzen nicht so lesenswert, wie ich erwartet hätte. Allerdings habe ich jetzt richtig Lust darauf, was von Nabokov zu lesen... Eine Rezi kommt vielleicht noch...

Richard Matheson - Ich bin Legende 3,5/5
Die Geschichte selbst hat mir sehr gut gefallen, Endzeitstimmung und ein bisschen Grusel kombiniert. Die 10 Kurzgeschichten, die in meiner Ausgabe noch enthalten waren, fand ich aber wenig lesenswert.

Freitag, 3. Juli 2009

Juni 2009

Christoph Biermann & Ulrich Fuchs - Der Ball ist rund, damit das Spiel die Richtung ändern kann 4/5
Ein sehr interessantes Buch über Fußball, die Geschichte, Taktik, verschiedene Spielsysteme etc. Ich habe viel daraus gelernt und fand es sehr interessant.

John Boyne - The Boy in the Striped Pyjamas 3/5
Naja, irgendwie ganz nett, aber andererseits finde ich, dass es Auschwitz und Konzentrationslager im allgemeinen etwas zu sehr verharmlost und auf Kinder-Niveau bringt. Und Bruno ist so naiv

Vikas Swarup - Slumdog Millionaire 5/5
Mein Buchtipp des Monats!

Yael Hedaya - Liebe Pur 5/5
Und gleich noch ein tolles Buch!

Susanna Clarke - Jonathan Strange & Mr. Norrel 3/5
Naja, einerseits gute Ideen, andererseits oft gähnende Langeweile über weite Strecken...

A. De Giuli e C.M. Naddeo - Mafia, Amore e Polizia 3/5
Ein italienischer Krimi für Anfänger. War ganz nett zu lesen, aber viel kann man von einem Buch mit so einfacher Grammatik und wenig Vokabeln einfach nicht erwarten. Außerdem mag ich eigentlich keine Krimis...

Neil Gaiman - Coraline 4/5
Eine sehr süße und auch gruselige Geschichte, ich bin mal wieder begeistert von Neil Gaiman! Jetzt bin ich gespannt, ob die Geschichte auch im Film gut umgesetzt wurde!

Bram Stoker - Dracula 3/5
Gähnende Langeweile Teil 2! Obwohl es durchaus interessante Passagen gab und der Anfang sehr viel versprochen hat...

Homer - Odyssee 4/5
Die Odyssee hat mich positiv überrascht! Ich habe ein schwer zugängliches Werk erwartet, das für den heutigen Leser eher langweilig ist, allerdings war es dann sehr interessant und angenehm zu lesen!

Susanna Tamaro - Va' dove ti porta il cuore 3/5
Und mein zweites Buch auf Italienisch. Die Geschichte war schon ganz nett, die richtige Begeisterung ist aber ausgeblieben. Mag vielleicht auch daran liegen, dass ich nicht alles perfekt verstanden habe.

Donnerstag, 2. Juli 2009

Bram Stoker - Dracula

Da ich noch keine Dracula-Verfilmung gesehen hatte und auch sonst nichts genaueres über die Handlung wusste, war mir gar nicht klar, auf was ich mich bei dem Buch einlasse. Dass es einen Graf Dracula gibt, der ein Vampir ist, war auch alles, was mir vorher bekannt war.

Am Anfang ging es auch richtig gut los, das Buch war spannend, ich fühlte mich sofort mitten in der Geschichte. Leider hat die Spannung sehr schnell nachgelassen, endlose Tagebucheinträge und das Gefühl, dass gar nichts vorangeht haben meine Freude an dem Buch schnell reduziert.

Van Helsing war mir zwar als Figur nicht unsympathisch, aber sein schlechtes Englisch war anstrengend zu lesen. Auch die "einfache" Bevölkerung mit ihren schrecklichen Dialekten waren teilweise kaum zu verstehen. Das mag zwar alles zur Authentizität des Buches beitragen, aber sicher nicht zur Lesefreundlichkeit. Dass Mina auf einmal zur Superfrau wird und dann am Ende doch in Naivität nicht zu übertreffen ist, fand ich auch sehr albern.

Und auch wenn das Buch schon vor über hundert Jahren geschrieben wurde kann ich nicht über Logikfehler und nicht nachvollziehbare plötzliche Charakteränderungen von Personen hinwegsehen. Für mich war es spätestens ab der zweiten Hälfte eine Qual das Buch zu lesen und ich bin froh, dass ich es jetzt hinter mich gebracht habe.

Natürlich war es interessant, den ersten Vampirroman überhaupt zu lesen und zu sehen, wo diese ganzen Vampir-Klischees etc. herkommen und es gab durchaus Passagen, die ich gerne gelesen habe. Insgesamt hat das Buch meiner Meinung nach aber nicht mehr als 3 Sterne verdient.

Vikas Swarup - Rupien! Rupien! (Slumdog Millionaire)

Rupien! Rupien! ist ein Buch, das mich sehr beeindruckt hat und mir Lust gemacht hat, mehr aus und über Indien zu lesen. Allein der Aufbau ist etwas ganz besonderes. Ram macht bei der indischen Version der Quizshow "Wer wird Millionär" mit und zu jeder Frage gibt es eine Episode aus seinem Leben, die erklärt, warum er die Frage beantworten kann.

Auf den ersten Blick hängen die Episoden nicht zusammen, es ist nicht ganz einfach den Überblick zu behalten, wie alt Ram im Moment ist und ob die eine Geschichte vor der anderen spielt oder andersherum. Aber im Laufe des Buches fügen sich die einzelnen Geschichten immer mehr zu einer Ganzheit zusammen und auch am Ende klärt sich noch einiges auf.

Ich denke man muss sich auf das Buch einlassen und einfach hinnehmen, dass es teilweise zu viele Zufälle gibt und sich für Ram fast immer alles zum Guten wendet. Ich habe mich jedenfalls nicht daran gestört und auch das Ende fand ich passend und es ist für mich ein gelungener Abschluss.

Das Buch bringt einem die Kultur Indiens näher, vor allem aber auch das Leben der ärmeren Bevölkerung in den Slums, der Straßenkinder, die jeden Tag ums Überleben kämpfen müssen etc.

Wer den Film "Slumdog Millionaire" gesehen hat, sollte nicht erwarten, dass die Handlung des Films auch der Handlung des Buches entspricht. Ich denke man muss hier beides als eigenständige Werke sehen, da im Film nur die Rahmenhandlung gleich geblieben ist und viele Episoden abgeändert wurden.

Für mich war das Buch ein echtes Highlight! 5 Sterne

Sonntag, 14. Juni 2009

Yael Hedaya - Liebe pur

Ich habe "Liebe pur" nun auch gelesen und bin noch immer sehr beeindruckt. Einerseits wird die Geschichte einer Beziehung ganz distanziert erzählt, keine der Personen hat einen Namen, alle Ereignisse werden recht nüchtern wiedergegeben. Andererseits hat mich schon lange kein Buch mehr so berührt wie dieses.

Ich war emotional so verwickelt in diese Beziehung zwischen Mann und Frau, dass ich an einigen Stellen mit den Tränen kämpfen musste. Oft ist das Verhalten der beiden typisch für das jeweilige Geschlecht, man möchte sie schütteln und sagen "Denk doch nochmal drüber nach!", andererseits haben sie auch ihre ganz speziellen Probleme, die den meisten Beziehungen fremd sein dürften.

Und mittendrin immer wieder der Hund. Dieser Hund spiegelt immer die momentane Stimmung in der Beziehung wider, in guten Zeiten darf er mit ins Schlafzimmer und wird gut behandelt, in schlechten Zeiten wird er sogar aus der Wohnung verbannt.

Interessant war hauptsächlich auch der Perspektivenwechsel. Man erfährt Dinge aus der Sicht der Frau, aus der Sicht des Mannes und sogar aus der Sicht des Hundes. Vor allem die Hundeperspektive ist interessant, da er menschliches Verhalten nicht einordnen kann, der Leser aber genau weiß, was der Hund da eigentlich beschreibt. Auch die verschiedenen Blickwinkel von Mann und Frau auf ein und dieselbe Sache sind interessant, man kann die beiden dadurch besser einschätzen und teilweise auch beide Seiten verstehen.

"Liebe pur" ist kein Liebesroman im herkömmlichen Sinn, auch wenn er eine Liebesbeziehung thematisiert. Für mich war es ein Buch, das mich tief berührt und begeistert hat und dem ich ohne großes Nachdenken 5 Sterne geben möchte.

Mittwoch, 3. Juni 2009

Sami Michael - Eine Trompete im Wadi

Kurzbeschreibung (von amazon)
Mary und Huda, Schwestern aus einer christlich-arabischen Familie, im arabischen Viertel von Haifa lebend, müssen sich in der israelischen Gesellschaft behaupten. Als Huda sich in den russisch-jüdischen Emigranten Alex verliebt, scheint der Konflikt mit ihrer Familie unvermeidlich."Als ich nach Israel kam, empfand ich mich selbst als arabischen Juden. Ich kann darum Araber nicht hassen, ich müßte mich selber hassen... Ich bin in der arabischen Kultur geboren, aber ich habe mich in der hebräischen Kultur entwickelt. Das ermöglicht es mir, die jüdische und die arabische Kultur von innen zu beschreiben", sagt der 1926 in Bagdad geborene israelische Autor Sami Michael.

Meine Meinung
Schon lange hat mich kein Buch mehr so positiv überrascht! Lange lag "Eine Trompete im Wadi" auf meinem SuB und ich konnte mich nicht überwinden damit anzufangen. Aber kaum hatte ich die ersten Kapitel gelesen, hat das Buch mich in seinen Bann gezogen und ich konnte es nicht mehr aus der Hand legen. Sehr einfühlsam wird die aufkeimende Liebe zwischen Huda und Alex erzählt und auch die anderen Familienmitglieder werden liebevoll beschrieben.

In mehreren Rückblenden wird die Familiengeschichte sowohl von Alex als auch von Huda und ihren Vorfahren erzählt. Dies empfand ich allerdings nicht als störend, sondern als Bereicherung. Durch die genaue Beschreibung der Vergangenheit kann man die Handlungen und die Denkweise der Personen besser verstehen und nachvollziehen.

Sehr interessant fand ich es auch, ganz nebenbei mehr über die israelische Kultur, die Konflikte zwischen Juden und Arabern und allgemein das Leben in Haifa zu erfahren.
4,5 Sterne

Dienstag, 2. Juni 2009

Jerome K. Jerome - Three Men in a Boat

Inhalt
J. beschließt mit seinen Freunden George und Harris (und natürlich auch mit dem Hund Montmorency) einen Bootsausflug auf der Themse zu unternehmen. Schwierigkeiten mit dem Boot, Beobachtungen unterwegs und zahlreiche Anekdoten, die nichts mit der eigentlichen Geschichte zu tun haben, werden von J. sehr humorvoll erzählt.

Meine Meinung
Das Buch ist durchaus unterhaltsam geschrieben und man kann es auch gut heute noch lesen, obwohl der Humor nicht mehr ganz zeitgemäß ist. Zu viel sollte man sich allerdings nicht versprechen.

Die Flußfahrt nimmt nicht sehr viel Platz in der Erzählung ein, immer wieder schweift die Erzählung ab, man weiß nicht genau zu welchem Zweck und wo das alles hinführen soll, dabei sind es meistens nur kurze Anekdoten, die wiedergegeben werden, weil sie dem Erzähler gerade in den Sinn kommen. Diese kleinen Geschichten in der Geschichte sind manchmal witzig, manchmal interessant, manchmal aber auch langweilig und anstrengend zu lesen.

Vor allem wenn es um das Boot selbst ging und die Routine bei der Flußfahrt, sei es das Rudern oder andere Tätigkeiten, wurde es oft richtig langweilig. Entweder fehlten mir die englischen Wörter zum Verständnis oder das Buch ist stellenweise einfach für den modernen Leser wenig interessant.

Da die Flußfahrt nur die Rahmenhandlung bildet, kann man das Buch getrost mehrere Tage zur Seite legen und dann wieder problemlos weiterlesen. Vielleicht hätte ich das auch machen sollen, denn die geballte Ladung "Three Men in a Boat" an zwei Tagen war fast zu viel des Guten.

Trotzdem hat das Buch mich stellenweise gut unterhalten und mir auch das ein oder andere Lachen entlockt
3 Sterne

Mai 2009

Mark Dunn - Ella Minnow Pea 5/5
Ein sehr faszinierendes Buch! Auf der kleinen Insel Nollop werden nach und nach verschiedene Buchstaben verboten. Sprachlich genial umgesetzt und die Geschichte fand ich auch toll!

Franz Werfel - Eine blaßblaue Frauenschrift 4/5
Ganz nett, aber es spricht nicht gerade für das Buch, dass ich mich jetzt schon nicht mehr richtig daran erinnern kann...

Friedrich Dürrenmatt - Die Physiker 4,5/5
Witzig und dazu auch noch sehr interessant! Gerade für mich als Physikerin

Ralf Isau - Das Geheimnis des siebten Richters 4/5
Der zweite Teil der Neschan-Trilogie hat mir ein bisschen besser gefallen als der erste. Es tauchen wieder einige originelle Phantasie-Wesen auf und Yonathan's Reise wird nochmal richtig spannend...

Arno Surminski - Die Vogelwelt von Auschwitz 4,5/5
Ein Aufseher und ein Häftling fliehen aus der KZ-Routine indem sie zusammen Vögel beobachten. Für mich sehr gelungen, man muss das KZ-Leben nicht immer bis in das kleinste, grausamste Detail beschreiben, um ein erschütterndes Buch daraus zu machen.

Otto Schwerdt - Als Gott und die Welt schliefen 3/5
Die Erlebnisse eines Juden während dem 2. Weltkrieg. Erzählerisch leider schwach.

Ray Bradbury - Fahrenheit 451 4,5/5
Faszinierende Zukunftsvisionen

Khaled Hosseini - Drachenläufer 4/5
Eine spannende und gut erzählte Geschichte, die leider nur teilweise in Afghanistan spielt

Milan Kundera - Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins 4/5
Ein bewegendes Buch und viel mehr als eine Liebesgeschichte

Jerome K. Jerome - Three Men in a Boat 3/5
Eine nette Erzählung von einer Flussfahrt auf der Themse. Der Humor ist leider manchmal nicht mehr ganz zeitgemäß.

Sami Michael - Eine Trompete im Wadi 4,5/5
Eine schöne Liebesgeschichte in Israel

Alan Bennett - Die souveräne Leserin +/++
Naja, was will man dazu noch sagen, ich habe das Buch jetzt auch gelesen und fand es, wie erwartet, sehr gut.

Donnerstag, 28. Mai 2009

Khaled Hosseini - Drachenläufer

Nun habe ich das Buch auch endlich gelesen und kann die allgemeine Begeisterung nicht so ganz nachvollziehen. Auch mir hat das Buch gut gefallen, aber für mich war es nicht das beste Buch des Jahres oder ein besonderes Lesehighlight.

Im ersten Teil, in dem die Kindheit von Amir und Hassan thematisiert wird, war ich noch richtig begeistert, das Buch hat mich total in seinen Bann gezogen und ich konnte es nicht mehr zur Seite legen. Mit sehr viel Gefühl wird Amir beschrieben, seine schwierige Beziehung zu seinem Vater und schließlich der "Verrat" an Hassan. Auch die Beschreibungen von Kabul vor dem Krieg fand ich sehr interessant.
Leider hat das Buch danach für mich stark nachgelassen. Der Teil in den USA war für mich sehr langweilig und las sich wie eine zweitklassige Familiengeschichte. Erst als Amir zurück nach Kabul fährt, kommt nochmal Schwung in die Geschichte. In diesem Teil war mir dann aber alles zu traurig, zu grausam, zu schrecklich um mir wirklich zu gefallen.
Es ist mir klar, dass man die Taliban und den Krieg in Afghanistan nicht schönreden kann oder sollte, doch manche Szenen musste ich überblättern, weil mir übel wurde. Das kann ja nicht der Sinn eines Buches sein. Manche Dinge muss man auch der Vorstellungskraft des Lesers überlassen, finde ich.

Die vielen Zufälle am Ende waren mir dann auch etwas zu viel. Die Geschichte fügt sich so perfekt, zu perfekt um wahr zu sein.

Es ist ein gutes, interessantes Buch, das einen schönen Vergleich zieht, zwischen Kabul damals und Kabul heute, das ist für mich auch der große Pluspunkt. Ich habe das Buch zum Großteil gerne gelesen und habe auch viel über Afghanistan erfahren, deshalb gibt es 4 Sterne.

Milan Kundera - Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins

Für mich war das Buch nicht immer leicht zu lesen, aber es hat mir trotzdem gut gefallen. Sowohl die vielen philosophischen Gedanken und Erörterungen, wie auch der Hintergrund des Prager Frühlings haben sich für mich zusammen mit der Liebesgeschichte zwischen Tomas und Teresa zu einer wunderbaren Einheit zusammengefügt.

Vor allem der Wechsel zwischen den Perspektiven hat mir gefallen. Ich fand es interessant, Ereignisse sowohl aus Teresas, wie auch aus Tomas' Sicht zu erfahren, da sie Dinge oft ganz verschieden bewertet und gesehen haben. Auch dass das Liebespaar nicht ständig im Mittelpunkt steht, sondern auch die Geliebte von Tomas und deren Freund ihre eigenen Passagen im Roman haben, in denen sie im Mittelpunkt stehen, fand ich sehr gelungen.

Die Beziehung zwischen Tomas und Teresa hat mich sehr berührt. Da beide eine verschiedene Vorstellung von einer Liebesbeziehung haben, war es für die beiden nicht immer leicht, zueinander zu halten und doch haben sie über Jahre hinweg ihre Liebe bewahrt und sind zusammen geblieben.

Ich fand die Sprache und den Schreibstil auch sehr gelungen. Das Buch ist nicht so einfach geschrieben, dass man es einfach nebenbei lesen muss, es fordert die volle Konzentration, aber genau deshalb habe ich es in kürzester Zeit gelesen und sehr viel intensiver empfunden als andere Bücher. Ich werde es auch sicher ein zweites Mal lesen und mir dabei mehr Zeit lassen.

Die ganz große Begeisterung konnte das Buch trotz allem nicht auslösen, deshalb gibt es von mir "nur" 4 Sterne

Freitag, 22. Mai 2009

Otto Schwerdt - Als Gott und die Welt schliefen

Otto Schwerdt hat in diesem Buch seine Erfahrungen verarbeitet, er erzählt vom Leben seiner Familie während des zweiten Weltkrieges. Zuerst musste die jüdische Familie Schwerdt im Ghetto leben, danach wurden sie in verschiedene Konzentrations- und Arbeitslager gebracht.

Ich finde es zwar einerseits wichtig, dass Berichte über diese Zeit an die Nachwelt weitergegeben werden und ich möchte auch niemandem das Recht absprechen, ein Buch über seine Erfahrungen zu schreiben. Doch nur weil man schreckliches erlebt hat und das Aufschreiben als Hilfe bei der Verarbeitung empfindet, muss man das Geschriebene noch lange nicht als Buch veröffentlichen.

Nicht jeder, der etwas zu erzählen hat, ist auch ein großer Schriftsteller. In diesem Buch wird munter von der Vergangenheitsform ins Präsens gewechselt, ohne dass das irgendeinen Sinn ergeben würde. Man hätte sich da für eine Zeitform entscheiden müssen und vielleicht das ganze Buch im Präsens schreiben, wenn man das Gefühl hat, dass man den Leser dann mehr miteinbezieht. So war das jedoch alles sehr verwirrend zu lesen.

Ich habe das Buch zwar innerhalb kürzester Zeit durchgelesen, aber es gibt andere Bücher zu diesem Thema, die einen bleibenderen Eindruck hinterlassen haben
3 Sterne

Freitag, 8. Mai 2009

Ralf Isau - Die Träume des Jonathan Jabbok


Jonathan Jabbok ist dreizehn Jahre alt und sitzt seit einer schweren Krankheit im Rollstuhl . Dadurch ist er natürlich in seinem Leben stark eingeschränkt und muss zusehen, wenn seine Klassenkameraden herumtollen und spielen. Als Ausgleich träumt Jonathan nachts von seinem Traumbruder Yonathan, der genau so ist wie er, nur zusätzlich noch gesund und kräftig. Yonathan lebt im Phantasieland Neschan, in dem er spannende Abenteuer erlebt und einen wichtigen Auftrag erfüllen muss.

"Die Träume des Jonathan Jabbok" ist ein sehr phantasievolles Buch, das geschickt Traum und Realität verknüpft. Immer wieder wechselt die Erzählung von Jonathan zu Yonathan und erst nach und nach merkt man, wie sehr das Schicksal und Leben der beiden verbunden ist.

Man wird sofort mitten in die Handlung geworfen und bis zu einem gewissen Punkt wird auch stetig Spannung aufgebaut. Doch in der Mitte des Buches kommt man langsam hinter das Schema, mit dem sich für Yonathan alle Probleme lösen lassen. Dadurch kehrt eine gewisse Langeweile und Eintönigkeit ein, das Buch wird immer zäher zu lesen. Auch die Passagen über Jonathan sind nicht sehr spannend und haben keinen direkten Zusammenhang zur restlichen Geschichte. Erst gegen Ende des Buches kommt wieder etwas mehr Spannung auf und die Geschichte gewinnt wieder an Schwung.

Man merkt sehr deutlich, dass das Buch für Kinder und Jugendliche geschrieben ist, doch mit etwas gutem Willen können sicher auch Erwachsene ihren Spaß damit haben.

Samstag, 2. Mai 2009

April 2009

Sabine Anders u. Katharina Maier - Liebesbriefe großer Männer 4/5
Eine schöne Auswahl von Liebesbriefen

Henry James - The Portrait of a Lady 3/5
Nur Dank der Leserunde habe ich das Buch diesmal beendet. Über weite Teile ist es langatmig, obwohl mir der Inhalt eigentlich recht gut gefallen hat.

Margaret Atwood - Gute Knochen 4/5
Eine kleine Sammlung witziger, interessanter und nachdenklich machender Kurzgeschichten

Tilman Rammstedt - Wir bleiben in der Nähe 5/5
Lesehighlight im April!

Alice Sebold - The Lovely Bones 3/5
War ganz nett und unterhaltsam zu lesen, allerdings haben mich einige Dinge dann doch zu sehr gestört.

Marc-Uwe Kling - Die Känguru-Chroniken 3/5
Ganz witzig, aber man sollte nicht zu viel davon auf einmal lesen!

John Berger - Flieder&Flagge 0
Eine etwas nichtssagende Liebesgeschichte für Zwischendurch, zu der ich keinen richtigen Zugang gefunden habe

Max Frisch - Homo Faber +
Nach viel zu langer Zeit endlich beendet und für gut befunden. Mit 12 war ich doch noch etwas zu jung für das Buch

Margaret Atwood - Der blinde Mörder 3/5
Nicht so gut, wie ich es von Margaret Atwood eigentlich gewohnt bin. Die Geschichte war stellenweise etwas langweilig und vorhersehbar. Sprachlich aber gewohnt toll.

Ralf Isau - Die Träume des Jonathan Jabbok 0/+
In der Leserunde gelesen, nette Jugendfantasy, aber auch nicht mehr. Teilweise zu einfach gestrickt und zu langweilig.

J.D. Salinger - The Catcher in the Rye 0
Eine Leselücke, die endlich geschlossen wurde. Über weite Strecken hat Holden Caulfield mich nur genervt und ich wollte das Buch am liebsten in die Ecke werfen. In der zweiten Hälfte wurde es dann aber besser.

Freitag, 24. April 2009

Margaret Atwood - Der blinde Mörder

In "Der blinde Mörder" werden zwei Geschichten parallel erzählt. Zum einen erzählt die 82jährige Iris Chase von ihrem Leben, von ihrer Schwester Laura, die sich als Jugendliche das Leben nahm, und ihrer Ehe. Zum anderen liest man Ausschnitte eines Buches von Laura Chase, das posthum veröffentlicht wurde.

Iris' Geschichte ist ein gewöhnlicher Familienroman mit viel Liebe, Herzschmerz und Drama. Wäre dieser Teil die einzige Handlung gewesen, hätte ich das Buch wohl nicht zu Ende gelesen. Vieles wird da zu ausführlich beschrieben, einige Passagen waren sehr langatmig und uninteressant, vor allem, da man ja von Anfang an weiß, auf was alles hinausläuft, nämlich Lauras Selbstmord.

Ein Lichtblick waren deshalb für mich immer die (deutlich kürzeren) Passagen aus Lauras Buch. Eine Frau trifft sich mit ihrem Liebhaber, der ihr wiederum Geschichten von einer fremden Welt erzählt. Diese Teile haben mich sehr berührt, die Verzweiflung der Frau war sehr gut nachzufühlen, wenn sie sich mal wieder heimlich zu ihrem Geliebten schleicht, der sich vor einem nicht näher genannten Feind verstecken muss.

Die Aufllösung, wie diese beiden Geschichten am Ende zusammenhängen, war nicht so spektakulär und genial, wie ich es mir eigentlich gedacht hätte. Alles fügt sich zusammen und das Ende rundet die Handlung logisch ab, aber irgendwie hätte ich trotzdem etwas mehr Überraschung erwartet.

Margaret Atwoods Stil hat mich dafür ein weiteres Mal beeindruckt. Ich mag es einfach, wie klar und nüchtern sie schreibt und trotzdem kann man sich in die Personen einfühlen und ihre Handlungen nachvollziehen. Die Figuren werden durch ihre Beschreibungen lebendig.

Meiner Meinung nach hätte man das Buch um gut ein Drittel kürzen können, die Geschichte hätte man trotzdem locker untergebracht und einige langweilige Passagen wären entfallen. Mein Fazit also: Handlung naja, Schreibstil toll und dafür gibt es 3 Sterne.

Marc-Uwe Kling - Die Känguru-Chroniken

In sehr kurzen Episoden erzählt Marc-Uwe Kling vom Zusammenleben mit einem Känguru. Dass es etwas ungewöhnlich ist, mit einem Känguru zusammenzuleben wird dabei nicht thematisiert, sondern behandelt als wäre es die normalste Situation die es gibt. Die kleinen Geschichten aus dieser ungewöhnlichen WG sind immer witzig, oft sehr skurril und thematisieren durchaus kritisch das aktuelle Geschehen. Seien es politische oder moralische Fragen, das Känguru hat zu allem eine Meinung.

Das Buch hat mich sehr gut unterhalten, ich habe bei der Lektüre viel gelacht, aber trotzdem konnte ich mich nicht uneingeschränkt dafür begeistern. Zu schnell stellt sich ein Gewöhnungs-Effekt ein, die skurrile Situation, dass da tatsächlich jemand mit einem Känguru zusammenlebt, verliert sehr schnell ihren Reiz, die Geschichten sind zu ähnlich und laufen immer nach dem gleichen Schema ab. Da hätte es vielleicht geholfen, jeden Tag nur wenige Kapitel zu lesen, aber ich lese gerne längere Zeit am Stück, so habe ich mich im Laufe des Buches teilweise etwas gelangweilt. Einige Kapitel waren dann auch zu lange, manche Diskussionen waren uninteressant und langweilig und man hatte das Gefühl, das alles schon in einem anderen Kapitel gelesen zu haben.

Ich kann mir vorstellen, dass diese kleinen Geschichten vom Känguru im Radio noch viel besser wirken, deshalb finde ich es etwas schade, dass man heutzutage scheinbar aus allem ein Buch machen muss. Das Buch kann man aber trotzdem gut lesen und es ist auch wirklich lustig und unterhaltsam geschrieben.
3 Sterne

Donnerstag, 9. April 2009

Tilman Rammstedt - Wir bleiben in der Nähe

Inhalt
Felix, Konrad und Katharina, das war früher eine Einheit, die drei waren beste Freunde, bis Katharina den Kontakt abbrach und aus Berlin wegzog. Felix und Konrad hören erst wieder etwas von ihr, als ihnen eine Hochzeitseinladung ins Haus flatterte. Katharina will also heiraten und dann auch noch einen Tobias, von dem die beiden noch nie etwas gehört haben? Das wollen Felix und Konrad nicht zulassen, überstürzt fahren sie zu Katharina und entführen sie. Was sie damit eigentlich erreichen wollen, ist ihnen allerdings nicht klar.

Meine Meinung
Sprachlich hat Tilman Rammstedt mich schon mit "Der Kaiser von China" überzeugt, das ich vor einigen Monaten gelesen habe. Die langen Sätze, die viele indirekte Rede, die immer treffsicher eingesetzten abenteuerlichen grammatikalischen Konstrukte, Rammstedt hat seinen ganz eigenen Stil, an den man sich gewöhnen muss und der sicher auch nicht jedem gefällt. Wenn man ihn auch selbst schon einmal bei einer Lesung gehört hat, hat man immer seine Stimme und seine wunderbare Art des Vorlesens im Kopf.

Auch der Inhalt hat mich begeistert, da er viele Fragen aufwirft, die einem so ähnlich sicher auch schon begegnet sind. Kann man eine Freundschaft erhalten, wenn sich die Lebensumstände ändern? Kann wieder alles so wie früher werden, obwohl man sich über die Jahre auseinanderentwickelt hat? Ist es manchmal nicht einfach besser, Menschen gehen zu lassen? Die Antworten muss hier jeder für sich selbst finden, das Buch gibt sie jedenfalls nicht und auch am Ende bleiben einige Fragen offen. Ich bin sehr froh darüber, dass hier keine Pseudo-Lösungen aufgetischt werden und das Buch nicht zu einem kitschigen Happy End kommt!

Die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet, vor allem die Darstellung von Felix ist sehr gelungen. Einerseits ist er der erfolgreiche Arzt, der sein Leben im Griff hat, andererseits wünscht er sich in beinahe kindlicher Naivität seine Jugendfreundschaften zurück und lässt nichts unversucht um sie zu retten. Dass Katharina als Figur eher blass bleibt, war für mich kein Problem, ich sehe sie nicht als Hauptfigur des Buches, über die man viel erfahren muss. Vielmehr ist sie nur ein Anlass für Konrad und Felix, ihr Leben in Frage zu stellen und nach einem tieferen Sinn zu suchen.

Für mich war das Buch das bisherige Lesehighlight des Jahres!
5 Sterne

Margaret Atwood - Gute Knochen

Enthalten sind verschiedenste Kurzgeschichten, da unterhält sich Hamlets Mutter mit ihrem Sohn, eine reinkarnierte Fledermaus spricht über ihre Erfahrungen, ein menschenforschender Falter berichtet von seinen Beobachtungen, man erhält eine Anleitung, wie man sich einen Mann bastelt etc.

Die Geschichten sind alle sehr skurril, teilweise witzig, teilweise etwas männerfeindlich und immer sehr intelligent. Thematisiert werden, wie schon erwähnt, sehr verschiedene Dinge, die Rolle der Frau und die Emanzipation stehen öfter im Mittelpunkt und auch Märchen werden öfter als Grundlage aufgegriffen.

Die einzelnen Geschichten sind sehr kurz, meist nur wenige Seiten, so ist es auch nicht schlimm, wenn einem eine Geschichte nicht so sehr zusagt. Mir haben jedenfalls die meisten sehr gut gefallen, mein Favorit ist die "Stümpfejagd".

4 Sterne

Alice Sebold - The Lovely Bones

Susie Salmon wird von einem unauffälligen Nachbarn vergewaltigt und ermordet. In ihrem ganz persönlichen Himmel kann sie die Geschehnisse auf der Erde weiter verfolgen und sieht, wie ihre Familie mit ihrem Tod umgeht, wie ihre Schwester und ihre Freunde erwachsen werden und Erfahrungen machen, die ihr verwehrt blieben.

Am Anfang fand ich das Buch richtig toll, ich war sofort in der Geschichte drin, konnte die Trauer der Famile und Freunde Susies richtig gut nachvollziehen und konnte das Buch kaum weglegen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es weitergeht. Im letzten Drittel hatte das Buch dann einige Längen. Die Zeitsprünge wurden größer, es wurde immer wieder unnötig auf die Tränendrüse gedrückt, alle Personen wirkten immer klischeehafter und auch Susie hat mich irgendwann genervt.

Eine gewisse Szene gegen Ende fand ich etwas unangebracht und auch nicht wirklich nachvollziehbar . Wenn man ein bisschen darüber nachdenkt, macht diese an sich schöne und berührende Szene das ganze Ende kaputt.

Trotz aller Kritikpunkte hat das Buch mich gut unterhalten. Es ist sehr emotional geschrieben, so dass man gar nicht anders kann, als mitzufühlen. Das ein oder andere Mal hatte ich beinahe Tränen in den Augen. Dass Susie selbst sehr distanziert und fast gleichgültig von ihrer Vergewaltigung erzählt fand ich auch eine gelungene Idee, die überzeugend umgesetzt war.

Fazit:
Ein nettes Buch für Zwischendurch, über das man nicht länger nachdenken sollte, da die Mängel sonst sehr deutlich werden.
3 Sterne

Henry James - The Portrait of a Lady

Die junge Amerikanerin Isabel Archer kommt nach dem Tod ihres Vaters mit ihrer Tante nach Europa. Ihre Art ist für die Europäer ungewohnt und erfrischend, dadurch findet sie schnell Freunde und Verehrer. Lange streubt sie sich gegen jegliche Art von Verpflichtungen und vor allem gegen die Ehe, bis sie schließlich doch einwilligt...

Ich habe das Buch drei mal begonnen und es nun beim dritten Anlauf dank der Leserunde auch beendet. Henry James' Stil ist schon gewöhnungsbedürftig, Häuser, Landschaften, Personen und Charaktereigenschaften werden bis ins kleinste Detail beschrieben, der Fokus des Buches liegt sehr stark auf dem inneren Geschehen und nicht auf äußeren Handlungen. Da kommt es schon mal vor, dass Beschreibungen über mehrere Seiten gehen und es kommt einfach kein Absatz. Das ist teilweise sehr mühsam zu lesen.

Natürlich kommt es auch immer auf die momentane Lesestimmung an, die sich bei mir beim Lesen des Buches auch mehrmals änderte. Manchmal hat es mir gefallen, einen so genauen Einblick in die Gesellschaft des 19. Jahrhunderts zu bekommen, denn man kann sich nach der Lektüre wirklich ein gutes Bild der damaligen Verhältnisse machen. Andererseits haben mich die langatmigen Beschreibungen teilweise ermüdet und ich habe nach einer Pause sehr schwer wieder in das Buch hineingefunden. Manchmal hätte ich mir mehr Handlung und weniger Gedanken und Beschreibungen gewünscht, obwohl das Kapitel 42, in denen Isabels Gedanken und Gefühle zu ihrer Ehe sehr detailiert beschrieben werden und man zum ersten Mal von ihr selbst erfährt, wie es ihr geht, für mich der Höhepunkt des Buches war.

Ein Kritikpunkt ist für mich auch, dass trotz der genauen Beschreibungen die charakterliche Entwicklung Isabels nicht nachvollziehbar war. Irgendwann in der Mitte des Buches verändert sie sich von einem Extrem in das andere, ohne dass mir wirklich klar geworden wären, wo die Gründe dafür liegen.

3 Sterne

Freitag, 3. April 2009

Sabine Anders/Katharina Maier - Liebesbriefe großer Männer

In den letzten Tagen bin ich immer wieder abgetaucht in die Liebesbriefe großer Männer. Nicht nur Autoren kommen da zu Wort, auch einige Komponisten und andere Berühmtheiten. Vor den Liebesbriefen steht jeweils eine kurze Einführung zur Person, bzw. zu der jeweiligen Beziehung und den äußeren Umständen unter denen die Briefe geschrieben wurden. Das hilft dabei, die Briefe richtig verstehen und einordnen zu können, ohne mit der Biografie von jedem "großen Mann" vertraut zu sein.

Die Briefe sind ganz unterschiedlicher Art, bei manchen handelt es sich gar nicht um Liebesbriefe der herkömmlichen Art, da die Beziehung der Personen eher freundschaftlich ist, aber auch diese sind sehr gefühlvoll und fügen sich gut in das Buch ein. Auch sonst ist das Buch sehr abwechslungsreich, da keine Liebesbeziehung wie die andere ist. Manche Männer schreiben an ihre Verflossenen, an Angebetete, die sie schroff abgewiesen haben, manchmal steht die Familie oder der Standesunterschied einer Beziehung im Weg. Bei manchen aber wurde die Liebe auch erwidert, diese Briefe haben mir am besten gefallen, da sie oft die Harmonie und das Glück einer funktionierenden Beziehung wiederspiegeln.

Meiner Meinung nach wurde eine gute Auswahl getroffen, die Stile der schreibenden Herren sind so unterschiedlich wie ihre Beziehungen. Gerade in einer Zeit der SMS und E-Mails ist es schön, klassische Liebesbriefe zu lesen. Für mich war es auch wie ein Fenster in das Privatleben einiger Menschen und ich habe viele Details über berühmte Menschen erfahren, die mir zuvor nicht bewusst waren.

Für den Preis von 5€ kann man mit diesem Buch wirklich nicht viel falsch machen. Obwohl ich es jetzt schon ganz durchgelesen habe, werde ich es sicher nochmal zum Schmökern in die Hand nehmen und es hat mich auch angeregt, mich über einige Personen näher zu informieren und dann auch mehr von ihnen zu lesen, als nur Liebesbriefe.

4 Sterne

Dienstag, 31. März 2009

März 2009

Jetzt kommt aber meine Liste. Heute werde ich keines meiner angefangenen Bücher beenden können.

Margaret Atwood - The Handmaid's Tale 5/5

Giovanni Boccaccio - Das Dekameron 3/5

Horst Evers - Die Welt ist nicht immer Freitag 4/5
Sehr witziges Buch

Stefan Zweig - Sternstunden der Menschheit 3/5
Manche "Sternstunden" waren interessant, andere eher weniger. Stilistisch waren sie auch sehr abwechslungsreich, allerdings wurde mir nicht klar, warum genau diese Momente die "Sternstunden der Menschheit" sein sollten.

Ödön von Horváth - Kasimir und Karoline 4/5
Ein sehr trauriges und bewegendes Stück über eine scheiternde Beziehung. Wird durch viele witzige Momente aufgelockert.

Stefan Zweig - Schachnovelle 5/5
Das Buch hat mich tief beeindruckt, obwohl ich gar nicht so genau sagen kann, warum.

Walter Moers - Rumo & Die Wunder im Dunkeln 3/5
Die Leserunde hat sehr viel Spaß gemacht, das Buch fand ich wegen einiger Längen und grausamer/gewalttätiger Szenen nur mittelmäßig

Muriel Barbery - Die Eleganz des Igels 4,5/5
Ein wunderbar ruhiges Buch, das mich sehr begeistert hat.

Nikolaj Gogol - Petersburger Geschichten 4/5
Vor allem die Erzählung "Die Nase" fand ich gelungen, da sie so schön skurril ist.

Hans Salcher - Steinwurf 4,5/5
Stimmungsvolle Gedichte, die zum Nachdenken anregen

Clemens Lindner - Weißer Mohn 2/5
Und mein Flop des Monats. Obwohl das Buch so dünn ist, musste ich mich zum weiterlesen zwingen...

Clemens Lindner - Weißer Mohn

Sebastian Hauser ist ein außergewöhnlicher Mensch, ein verkannter Schriftsteller, der ein Verhältnis mit seiner eigenen Schwester hatte und als Außenseiter und Einzelgänger lebt. Er sieht darin eine geheimnisvolle Verknüpfung zwischen seinem Leben und dem Leben Georg Trakls, den er von da an verehrt.

Ich fand die Idee, Parallelen zwischen einem fiktiven Menschen und dem Dichter Georg Trakl zu ziehen, durchaus gelungen, vor allem, da mir die Gedichte Trakls sehr gut gefallen. Über dessen Privatleben wusste ich bisher allerdings noch nichts.

Die Erzählweise hat mir dann allerdings die Freude an diesem Buch verdorben. In sehr kurzen und schlichten Sätzen wird die Geschichte Hausers erzählt. Knappheit ist grundsätzlich kein Problem, doch oft werden wichtige Ereignisse in nur einem Satz abgehandelt, wodurch die Charaktere blass und eindimensional für mich blieben.

Was am Anfang noch wie eine geradlinige Erzählung anmutete, wurde im Laufe des Buches immer verworrener und zusammenhangloser. Manche Kapitel haben für mich überhaupt keinen Sinn ergeben, muteten an wie verrückte Gedanken Hausers, die mit der weiteren Handlung nichts zu tun haben. Personen und Handlungsstränge werden eingeführt, die absolut keinen Zusammenhang mit der eigentlichen Geschichte zu haben scheinen und die auch am Ende nur locker damit verknüpft werden.

Sexualität spielt in diesem Roman auch eine gewisse Rolle, womit ich prinzipiell auch kein Problem habe, doch fand ich manche Aussagen etwas zu derb und direkt. Sätze wie „Halts Maul und schlag mich heftiger, bis es mir kommt!“ oder „Morgen steckst du ihn mir rein.“ möchte ich eigentlich nicht lesen und haben für mich in einem solchen Werk auch nichts zu suchen.

Für mich war das Buch ein sehr verworrenes Werk ohne Kernaussage, das einfach dahinplätschert und irgendwann zum Glück auch zu Ende ist, ohne einen richtigen Abschluss zu finden.

2 Sterne

Hans Salcher - Steinwurf

In Hans Salchers Gedichten gibt es keine überflüssigen Worte. Kurz und knapp bringt er in kurzen, oft auch fragmentartigen Sätzen auf den Punkt, was er sagen will. Die Themen sind dabei weit gefächert, es geht um das Leben im Bergdorf, Gott, den Tod, vor allem spielt aber die Natur eine große Rolle.

Auch die Bilder des Autors, die die Gedichte ergänzen und unterstreichen, zeichnen sich durch Schlichtheit aus, keine überflüssige Farbe, kein Strich zu viel, nur schwarze Linien auf weißem Hintergrund.

Und so ist ein wunderbares kleines Buch entstanden, das ich mit großer Begeisterung gelesen habe. Die Gedichte sind stimmungsvoll und abwechslungsreich. Manche verbreiten gute Laune, andere machen nachdenklich. Durch die Knappheit der Gedichte hat man die Möglichkeit zur eigenen Interpretation und kann so je nach Stimmungslage verschiedene Gedanken und Lebensweisheiten entdecken.

Man sollte das Buch nicht an einem Stück durchlesen, sondern öfter zur Hand nehmen, damit es seine volle Schönheit entfalten kann.

4,5 Sterne

Mittwoch, 11. März 2009

Margaret Atwood - Der Report der Magd

Zum Inhalt muss ich wohl auch nicht weiter was sagen.

In klaren und einfachen Sätzen erzählt die Magd Desfred von ihrem Leben. Durch diese Perspektive erfährt man zwar nicht viel über den Staat Gilead, aber dafür liest man einen authentischen Bericht von einer Person, die mitten im Geschehen steckt. Mich hat das Buch sehr bewegt und auch ganz schön mitgenommen. Das eingeschränkte Leben, das Desfred führt ist sehr trostlos und ihr wird auch noch jede Möglichkeit genommen, dieses Leben zu beenden. Der Geschlechtsakt, der die Routine durchbricht ist allerdings auch alles andere als eine erfreuliche Abwechslung.

Desfred erzählt nicht geradlienig, immer wieder gibt es Rückblenden in die Vergangenheit, eine Zeit vor Gilead, eine Zeit, die unserer sehr ähnlich ist. Gerade das ist das beängstigende. Man sieht wie schnell der Wechsel von unserer jetzigen Gesellschaft in eine wie Gilead vollzogen werden könnte und wie wenig Möglichkeiten man dann noch zum Widerspruch, zur Flucht, zum Entkommen hat.

"Der Report der Magd" ist ein Buch, das mich noch lange beschäftigen wird. Obwohl ich mich an manchen Stellen zum Weiterlesen zwingen musste, weil ich manche Dinge lieber nicht gewusst hätte, konnte ich das Buch doch nicht mehr aus der Hand legen, ich habe mit Desfred gefühlt und gelitten und war erfreut über das offene Ende, das noch einen Funken Hoffnung zurücklässt.

5 Sterne

Freitag, 6. März 2009

Delphine de Vigan - No & Ich

Lou Bertignac ist hochbegabt, für ihr zartes Alter weiß sie schon sehr viel und macht sich Gedanken über viele Dinge, die ihre Altersgenossen kalt lassen. Doch der Umgang mit Menschen ist nicht ihre Stärke, das ändert sich erst, als sie die Obdachlose No kennenlernt und sich in den Kopf setzt, ihr zu helfen.

Das Buch behandelt zahlreiche schwierige Themen, die Obdachlosenproblematik und die Schwierigkeit der Wiedereingliederung in die Gesellschaft, familiäre Probleme und wie Heranwachsende damit umgehen, das Problem, mit 13 schon viel reifer und intelligenter zu sein, als man in diesem Alter normalerweise ist und natürlich die erste große Liebe. Man könnte meinen, dass Delphine de Vigan sich da etwas zu viel vorgenommen hat und das Buch überladen wirken könnte, aber das ist nicht so. Sie behandelt sehr gefühlvoll und umsichtig all diese schwierigen Themen ohne kitschige oder übertrieben zu wirken.

Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, aber "gelesen" dürfte wohl der falsche Ausdruck sein. Ich habe es geradewegs verschlungen, auf der letzten Seite wollte ich am liebsten wieder von vorne anfangen und Lou Bertignac ist eine der wenigen literarischen Figuren, bei der es mir schwer fiel, am Ende des Buches von ihr Abschied zu nehmen. Zu gerne hätte ich ihren weiteren Lebensweg begleitet. Aber nicht nur Lou, sondern auch alle anderen Figuren in diesem Roman sind lebensnah und realistisch dargestellt, man kann ihre Handlungen nur zu gut nachvollziehen und auch mitfühlen. Sei es die obdachlose No, die nach ihren eigenen Regeln lebt und gar nicht glauben kann, dass ihr wirklich jemand eine zweite Chance geben möchte oder der coole Lucas, der von seinen Eltern vernachlässigt wird und dem die Schule total egal ist, der aber auf Lou eine ungeheuere Anziehungskraft auswirkt.

5 Sterne

Samstag, 28. Februar 2009

Februar 2009

Im Februar war ich eine Woche krank und konnte nicht lesen und den restlichen Monat war ich mit dem Dekameron beschäftigt, deshalb habe ich nur ein paar dünne Bücher zwischendurch geschafft:

Anette Göttlicher - Paul darf das! 4/5
Mal wieder ein Paul-Roman, der nach dem gleichen Schema abläuft wie die anderen 3 vorher auch. Obwohl das Buch nicht viel neues bietet, hat es mich doch gefreut, Marie wiederzutreffen!

Tilman Rammstedt - Der Kaiser von China 4,5/5

Paul Auster - Das rote Notizbuch 4/5

Daniel Glattauer - Alle sieben Wellen 4/5
Hat mir leider nicht ganz so gut gefallen wie "Gut gegen Nordwind", aber ich war gleich wieder mittendrin und konnte das Buch erst aus der Hand legen, als ich es komplett gelesen hatte.

Kai Meyer - Das Gläserne Wort 4/5
Ein gelungener Abschluss der Trilogie um Merle, ich habe mir allerdings Venedig als Schauplatz zurückgewünscht.

Stefan Zweig - Brief einer Unbekannten 5/5
Sehr traurig und bewegend, hat mich neugierig auf Stefan Zweig gemacht

Perihan Magden - Zwei Mädchen: Istanbul Story 4,5/5
Eine mitreißende Geschichte über die Freundschaft zwischen zwei ganz unterschiedlichen Mädchen.

Sonntag, 1. Februar 2009

Januar 2009

Mein Start ins Jahr 2009 war ziemlich positiv, ich habe kein Buch gelesen, das mir überhaupt nicht gefallen hat.

Michael Ende - Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch 4/5
Eine Leselücke aus Kindertagen, das Buch hat mir wirklich gut gefallen, am besten hätte ich es an Silvester gelesen und nicht im Januar, aber es hat dann gerade noch gepasst...

Dörthe Binkert - Weit übers Meer 3/5
Ich bin durch die Leserunde auf leserunden.de erst auf das Buch aufmerksam geworden. Der Einstieg fiel mir nicht so leicht, weil es nicht ganz mein Genre ist, aber insgesamt hat mir das Buch doch gefallen!

Fjodor Dostojewskij - Aufzeichnungen aus dem Kellerloch 3/5
Puh, ziemlich anstrengend zu lesen! Zum Glück war es recht kurz...

Kai Meyer - Die fließende Königin 4,5/5

Hitomi Kanehara - Obsession 3,5/5
Zum Glück habe ich mir meine eigene Meinung gebildet, den fast durchweg negativen Rezensionen konnte ich mich nicht anschließen!

Daniel Glattauer - Gut gegen Nordwind 4,5/5
Wirklich süßer "Liebesroman" in E-Mail Form.

Wally Lamb - Die Stunde in der ich zu glauben begann 5/5
Mein Highlight diesen Monat!

Kai Meyer - Das Steinerne Licht 4/5
Den zweiten Teil fand ich nicht ganz so gelungen wie den ersten, aber trotzdem ein schönes Jugend-Fantasybuch!

Banana Yoshimoto - Dornröschenschlaf 4,5/5
Einfach toll, wie alle Bücher von Banana Yoshimoto, die ich bisher gelesen habe!

Samstag, 24. Januar 2009

Wally Lamb - Die Stunde in der ich zu glauben begann

Inhalt:
Caelum und Maureen führen keine Bilderbuchehe, aber sie bemühen sich, ihre Probleme so weit wie möglich im Griff zu haben, als das Schulmassaker von Littleton ihr ganzes Leben verändert. Maureen muss das Attentat von Eric Harris und Dylan Klebold hautnah miterleben und leidet danach an Posttraumatischem Stresssyndrom. Sie zieht sich immer mehr von Caelum zurück und ihre Ehe zerbricht beinahe daran. Doch kaum scheinen die beiden auf dem Weg der Besserung, geschieht ein weiteres Unglück...

Meine Meinung:
In seinem neuen Roman hat Wally Lamb sehr geschickt reale Ereignisse mit fiktiven Personen verknüpft. „Die Stunde, in der ich zu glauben begann“ ist ein sehr ergreifendes und emotionales Buch mit sehr realen Charakteren, die alle ihre Stärken und Schwächen haben und ihre Probleme zu meistern versuchen. Man könnte fast glauben, dass Maureen und Caelum zu hart vom Schicksal geprüft werden, aber die Entwicklung des Romans ist in allen Punkten nachvollziehbar und lässt sich komplett auf das zentrale Ereignis, die Schießerei an der Columbine High School, rückbeziehen.

Das Buch ist nicht immer leicht zu lesen, was aber keineswegs am Schreibstil liegt. Die Geschichte ist klar und leicht verständlich geschrieben und wird aufgelockert durch eingefügte E-Mails, Briefe und Zeitungsartikel, so wird das Buch trotz der über 700 Seiten nie langweilig oder eintönig. Die Schwierigkeit liegt eher daran, dass Gefühle so detailiert und eindringlich beschrieben sind, dass man gar nicht anders kann, als sich in die Situation der Charaktere hineinzuversetzen. Diese Emotionen entwickeln einen unglaublich starken Sog, in den man als Leser hineingezogen wird. Es bleibt einem gar nichts anderes übrig, als sich selbst auch mit diesen Gefühlen auseinanderzusetzen, die die Stimmung negativ beeinflussen können.

Schon lange habe ich kein so bewegendes und mitreißendes Buch mehr gelesen, das man am liebsten nicht mehr aus der Hand legen möchte. Man sollte sich auf keinen Fall von dem pseudo-religiösen Titel abschrecken lassen oder etwas falsches versprechen. Das Buch will den Leser nicht missionieren oder zum einzig wahren Glauben bekehren, die Frage nach Gott spielt für Caelum in schwierigen Zeiten immer wieder eine Rolle, dominiert das Buch aber nicht so, wie man vom Titel schließen könnte.

Im letzten Drittel nimmt Caelums Familiengeschichte und Vergangenheit immer mehr Raum in der Geschichte ein. An manchen Stellen hätte ich mir da leichte Kürzungen gewüncht, vieles war mir zu ausführlich und zog sich etwas in die Länge. Allerdings hat mich der bewegende und sehr gelungene Schluss wieder versöhnt, deshalb kann ich auch gar nicht anders als die volle Punktzahl zu vergeben!

5 Sterne

Mittwoch, 14. Januar 2009

Hitomi Kanehara - Obsession

Rin ist 22 und frisch verheiratet, sie hat Todesfantasien, sieht in jeder anderen Frau eine mögliche Bedrohung ihrer Ehe und scheint psychisch nicht gerade stabil zu sein.
In 4 Kapiteln erfährt der Leser über ihre 4 Beziehungen, die jeweils tragisch scheitern. Mit jedem Kapitel macht man einen weiteren Schritt in die Vergangenheit und entdeckt nach und nach, wie Rin sich entwickelt hat und warum sie zu der Frau in der Gegenwart geworden ist.

Sicherlich ist die Hauptfigur, Rin, keine Sympathieträgerin, die wenigsten werden sich mit ihr und ihrem Verhalten identifizieren können. Sie hat mich durchaus auch an manchen Stellen genervt, man würde sie oft am liebsten schütteln und ihr sagen, dass sie in eine Sackgasse rennt und doch ist sie eine faszinierende Romanfigur, die mich so neugierig gemacht habe, dass ich das Buch an einem Stück durchgelesen habe.

Der Aufbau des Buches ist sehr gelungen, man erfährt die Ereignisse nicht chronologisch sondern rückwärts und kann sich so erst nach und nach aus einzelnen Puzzleteilen Rins Leben zusammensetzen. Scheint auch ihr Verhalten am Anfang nur nervig und nicht nachvollziehbar, im Laufe des Buches wird klar, warum sie sich in diese Richtung entwickelt hat. Ihr Familienleben und ihre Beziehungen haben sie zu dem Menschen gemacht, der sie jetzt ist.

Die Sprache ist teilweise derb und sehr jugendlich, das unterstreicht aber gerade noch Rins Charakter. Sie ist kein Mensch, der sich gewählt ausdrückt, sie sagt das, was sie sich denkt und so nimmt auch das Buch selbst kein Blatt vor den Mund. Mir gefällt diese Offenheit und Direktheit jedenfalls sehr gut.

Ich habe mir während dem Lesen sehr viele Gedanken gemacht über Frauen allgemein, darüber, wie sie sich oft in Beziehungen verhalten und unterdrücken lassen und auch über unbegründete Eifersucht, die wohl den wenigsten Menschen fremd sein dürfte. Rin fungiert dabei als extremes Negativbeispiel und kann durchaus helfen, das eigene Leben etwas kritisch zu betrachten.

Für mich ist „Obsession“ ein sehr gelungenes Buch, auf das man sich einlassen muss um es verstehen und genießen zu können. Ich kann die vielen negativen Stimmen zum Buch nicht ganz nachvollziehen und möchte es gerade jungen Frauen ans Herz legen.

3,5 Sterne

Dienstag, 13. Januar 2009

Kai Meyer - Die fließende Königin

Merles Welt ist fast wie unsere, nur mit etwas mehr Magie, mit Meerjungfrauen, fliegenden Löwen und Zauberspiegeln. So findet man schnell einen Einstieg in die Geschichte und wünscht sich bald, dass es auch in unserem Leben ein kleines bisschen Zauberei oder ein paar magische Wesen gäbe. Venedig als Handlungsort ist ideal gewählt, ich war selbst schon dort und konnte mir so die Kanäle, die engen Gässchen und die verfallenen Häuser sehr gut vorstellen. Die Stadt hat schon etwas besonderes, geheimnisvolles an sich und beim nächsten Besuch werde ich sicher etwas genauer in die Kanäle schauen, ob ich nicht doch eine Meerjungfrau dort entdecke!

Sehr geschickt verknüpft Kai Meyer die Realität, etwas Zauberei und alte Märchen und Legenden zu einem wundervollen Jugendbuch, das sehr spannend geschrieben ist und einen sofort mitreißt und in seinen Bann zieht. Glücklicherweise hatte ich nichts wichtiges zu tun, denn alles wäre liegen geblieben, damit ich dieses Buch an einem Stück durchlesen kann!
Die Figuren sind alle glaubhaft dargestellt und nicht so klar in gut und böse unterteilt, wie es sonst in Jugendbüchern oft der Fall ist. Merle und Serafin sind mir sehr ans Herz gewachsen und auch das Schicksal der anderen Menschen und Zauberwesen interessiert mich.

Den halben Punkt Abzug gibt es von mir, weil das Buch viel zu offen endet und man gar nicht anders kann, als den zweiten Band sofort danach zu lesen.
4,5 Sterne

Donnerstag, 8. Januar 2009

Dezember 2008

David Foster Wallace - Kleines Mädchen mit komischen Haaren 4/5
Edgar Allan Poe - Der Rabe 4/5
Ulla Hahn (Hg.) - Stechäpfel. Gedichte von Frauen aus 3 Jahrtausenden 4/5
Markus Zusak - The book thief 5/5
John Grisham - Skipping Christmas 4/5
Joel Haahtela - Sehnsucht nach Elena 5/5
Banana Yoshimoto - N.P. 4,5/5
Andrea Maria Schenkel - Tannöd 3/5
Barack Obama - Dreams from my father 4/5
Sei Shonagon - Das Kopfkissenbuch 4/5