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Montag, 29. August 2011

Virginia Woolf - Mrs Dalloway


Mrs Dalloway ist kein einfaches Buch und schon gar nicht leicht zugänglich. Wenn man sich aber die Mühe macht, sich etwas intensiver damit auseinanderzusetzen, ist es durchaus lesenswert.

Die äußere Handlung ist in diesem Buch sehr reduziert, wir begleiten einen recht gewöhnlichen Tag im Leben von Clarissa Dalloway, der auf den Höhepunkt einer Party am Abend zuläuft. Dabei springt Virginia Woolf mit dem Leser im Schlepptau sehr geschickt zwischen den Gedanken verschiedener Personen hin und her. Dadurch ergeben sich viele interessante Perspektiven, da man eine Person so wohl von außen, als auch von innen kennenlernt.

Das Buch liest sich wie eine Reise durch verschiedene Köpfe. Manche darf man länger begleiten und auch etwas über die Persönlichkeit und die Vergangenheit erfahren, manchmal ist es wirklich nur ein kurzer Besuch, bei dem man im "Vorbeigehen" einen Gedanken aufschnappt. Mrs. Dalloway selbst steht dabei nicht unbedingt immer im Mittelpunkt, aber der Personenkreis hängt immer in gewissem Maße mit ihr zusammen.

Alle Charaktere sind einzigartig und wirken authentisch. Es ist faszinierend, wie Virginia Woolf sich in das Gefühlsleben und die Gedanken dieser so unterschiedlichen Personen hineinversetzen kann und sie damit für den Leser zum Leben erweckt. In einigen Figuren scheint sie auch eigene Erfahrungen verarbeitet zu haben.

Auch wenn dieses Buch nicht die Dinge liefert, die man normalerweise von einem guten Buch erwartet - sympathische Charaktere, eine spannende Handlung etc. - fand ich es sehr lesenswert und habe wieder richtig Lust darauf bekommen, mehr von Virginia Woolf zu lesen.


Montag, 22. August 2011

Vikram Seth - Zwei Leben


Schon vor zwei Wochen habe ich dieses Buch beendet, aber ich musste das Gelesene erst etwas sacken lassen, bevor ich jetzt meine Meinung formulieren kann.

Vikram Seth erzählt in diesem Buch die Geschichte seines Onkels Shanti und seiner Tante Henny, bei denen er als Jugendlicher längere Zeit wohnte und zu denen er so lange sie lebten eine ganz besondere Bindung hatte. Er beginnt die Geschichte mit seinen persönlichen Erfahrungen und beschreibt im ersten Teil seine Zeit mit Henny und Shanti. Mit Hilfe von Interviews mit Shanti und einem Koffer voll Korrespondenz von Henny rekonstruiert er das Leben der beiden und lässt auch viele eigene Erinnerungen einfließen.

Ich bin noch immer sehr zwiegespalten, wie ich das Buch denn nun fand. Einerseits finde ich es auch mal ganz interessant, über reale Personen zu lesen und nicht über Figuren, die nur der Fantasie des Autors entsrpingen. Andererseits müssen diese realen Personen dann auch irgendwie besonders sein, so dass es sich lohnt, über sie zu schreiben. Dieser Punkt ist für mich bei Henny und Shanti nicht ganz erfüllt. Jedes Menschenleben liefert sicherlich Erzählenswertes und wenn diese Menschen dann auch noch den zweiten Weltkrieg durchlebt haben - Henny sogar als Jüdin - gibt es wohl auch genug Stoff für ein Buch. Allerdings sind mir diese doch ganz normalen und durchschnittlichen Leben zu ausführlich erzählt.

Gerade der dritte Teil, der sich um Hennys Leben dreht und zusätzlich der ausführlichste der fünf Teile ist, konnte mich einfach nicht fesseln und kein übermäßiges Interesse in mir wecken. Da Henny schon tot war, als Vikram Seth den Entschluss fasste, ein Buch über die beiden zu schreiben, blieb ihm nur ihre Korrespondenz mit diversen Personen, um ihr Leben zu rekonstruieren. Viele Briefe sind komplett im Buch enthalten, der Autor gibt vorher aber oft noch eine kurze Zusammenfassung ab oder greift die wichtigsten Punkte heraus, so dass es fast überflüssig ist, die Briefe selbst noch zu lesen. Zusätzlich springt er oft in der Zeit und zwischen den verschiedenen Briefeschreibern hin und her, so dass alles etwas verwirrend ist.

Da ich kein Fan bin von Literatur, die vom zweiten Weltkrieg handelt, hat mir der Krieg in diesem Buch auch einmal mehr zu viel Raum eingenommen. Ich kann verstehen, dass dieser Krieg auf alle Personen, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gelebt haben, einen großen Einfluss hatte. Allerdings muss man dann nicht in so einem Buch, das ja von realen Geschehnissen handelt,  Ereignisse in den dunkelsten Farben ausmalen, von denen niemand wissen kann, wie sie wirklich passiert sind. Das Leben in einem KZ und die Judenverfolgung wurden von anderen Autoren in anderen Büchern schon oft genug beschrieben, als dass man sie auch hier nochmal so in den Mittelpunkt stellen müsste. Das ist zumindest meine Meinung, da mir die Thematik langsam wirklich zu viel wird, vor allem, wenn man bei einem Buch gar nicht damit rechnet.

Die Beziehung zwischen Henny und Shanti ist noch so ein Punkt, von dem ich nicht so ganz weiß, wie ich über ihn denken soll. Einerseits kann man in Personen nicht hineinschauen und im Nachhinein auch schlecht beurteilen, wie ihre Gefühle zueinander waren. Andererseits habe ich beim Lesen mehr und mehr den Eindruck gewonnen, dass es sich - zumindest auf Hennys Seite - nur um eine Zweckehe handelte, da einfach sonst niemand aus ihrem Bekanntenkreis mehr da war. Wenn dieses Buch dann als "große Liebesgeschichte, die ein Jahrhundert umspannt" beworben wird, fühle ich mich als Leser etwas betrogen, da die große Liebe für mich nicht zu spüren war.

Positiv ist natürlich die schöne Aufmachung des Buches. Ich habe das Hardcover gelesen und da ist schon allein das Cover ein Highlight. Es ist ein kleines "Fenster" hineingeschnitten, durch das man ein Foto von Shanti und Henny sehen kann, das auf dem Vorsatzpapier aufgedruckt ist. Außerdem sind mehrere Fotos enthalten und einige Briefe oder Dokumente sind im Original abgedruckt.

Abschließend lässt sich auch noch sagen, dass Vikram Seth sicherlich ein beeindruckender Autor ist. Sprachlich ist das Buch sehr ansprechend und ich kann mir gut vorstellen, dass ein anderer Roman von ihm mich mehr überzeugen würde als Zwei Leben.

Für ein Buch, bei dem ich einige Passagen nur überflogen habe, andere dafür sehr gerne gelesen habe und das mich auch sicher nachhaltig beschäftigen wird, vergebe ich

Samstag, 20. August 2011

Mary Ann Shaffer - Deine Juliet


Es fällt mir etwas schwer, meine Begeisterung für dieses Buch in Worte zu fassen, aber vorweg kann ich zumindest schon mal sagen, dass es eines meiner Lesehighlights des Jahres ist.

Wie der Titel schon erahnen lässt, besteht Deine Juliet komplett aus Briefen. Die Autorin Juliet erhält eines Tages einen Brief von einem jungen Mann, der auf der Kanalinsel Guernsey lebt und zufällig eines ihrer Bücher gebraucht erworben hat. Daraus entwickelt sich eine Korrespondenz über Bücher und den Club der Guernseyer Freunde von Dichtung und Kartoffelschalenauflauf. Im zweiten Teil reist Juliet selbst auf die Insel und schreibt ihrem Verleger und ihrer besten Freundin von ihren Erfahrungen, die sie dort macht.

Das Buch ist einfach wunderbar, man taucht sofort in die Geschichte ein und möchte die Personen am Ende gar nicht verlassen, sondern einfach immer weiterlesen. Die Liebe zur Literatur spürt man auf jeder Seite, auch wenn manche Mitglieder des Literaturclubs erst über Umwege zu diesem Hobby gefunden haben. 

Wer nun Angst hat, dass es sich bei Deine Juliet um einen kitschigen Frauenroman handelt, den man maximal im Sommerurlaub am Strand lesen kann, darf aufatmen: Kitsch ist mir in diesem Buch nicht begegnet, zwar spielen Liebe und Gefühle eine Rolle, der Schwerpunkt liegt aber wo anders. 

Auch kann man hier nicht von einem reinen "Wohlfühlbuch" sprechen, da die Geschichte in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg spielt und die deutschen Besatzer Guernsey gerade erst verlassen haben. Diese Ereignisse wirken in den Protagonisten noch nach und so leidet jeder auf seine eigene Art unter den gerade erst vergangenen Geschehnissen.

Sprachlich ist der Roman sehr ansprechend und lässt sich angenehm lesen. Die Sprache (zumindest in der deutschen Übersetzung) wirkt manchmal etwas altmodisch, was aber sehr gut zur Zeit, in der die Geschichte spielt, passt. 


Für mich ein wirklich tolles Buch, das man sowohl im Sommer am Strand, als auch im Winter bei einer Tasse Tee genießen kann. Eine uneingeschränkte Empfehlung an alle, die Literatur lieben!

Freitag, 19. August 2011

Lesekreise

Kürzlich bin ich auf diesen Interessanten Artikel zum Thema Lesekreise gestoßen. Der Autor ruft darin auf, mehr Lesekreise zu bilden, um über Lektüre diskutieren zu können. In der heutigen Zeit kann man zwar auch online an allerlei Gesprächen über Bücher teilnehmen, seien es Blogs, Buch-Communitys wie Lovelybooks oder diverse Foren. Doch der Austausch über Bücher im realen Leben ist für mich doch nochmal etwas anderes.

2009, nachdem ich das - zugegebenermaßen nicht ganz meinen Geschmack treffende - Buch "Der Jane Austen Club von Karen Joy Fowler gelesen hatte, kam mir einmal mehr der Gedanke, dass ich selbst auch an einem Lesekreis teilnehmen möchte. Meine Suche im Internet hatte keinen Erfolg und so musste ich kurzerhand selbst eine solche Gruppe ins Leben rufen. Zum Glück waren im Literaturschock-Forum gleich drei interessierte Leserinnen aus der Region Erlangen/Nürnberg gefunden und nach einigen Gesprächen über geeignete Bücher und einen passenden Treffpunkt fand unser erster Diskussionsabend statt.

In den vergangenen zwei Jahren haben wir 12 Bücher gelesen und sehr interessante, angeregte Gespräche darüber geführt. Hier eine Liste unserer gemeinsamen Lektüre:
  • Gabriel Garcia Márquez - Hundert Jahre Einsamkeit
  • Jonathan Safran Foer - Extrem laut und unglaublich nah
  • John Grisham - Das Fest (zum Weihnachts-Treffen)
  • Zadie Smith - Zähne zeigen
  • Jon Krakauer - In die Wildnis
  • Ian McEwan - Abbitte
  • Per Petterson - Pferde stehlen
  • Åsne Seierstad - Der Buchhändler aus Kabul
  • Antonio Skármeta - Der Dieb und die Tänzerin
  • John Irving - Das Hotel New Hampshire
  • Haruki Murakami - Kafka am Strand
  • Jane Austen - Verstand und Gefühl
Einige dieser Bücher waren für mich harte Brocken, andere habe ich sehr gern und mit viel Vergnügen gelesen. Jedes dieser Bücher lieferte einiges an Gesprächsstoff, egal ob wir uns mit unseren Meinungen zum Buch einig waren, oder eher nicht. Teilweise haben wir auf Diskussionsfragen von Reading Group Guides zurückgegriffen, aber auch ohne solche Denkanstöße gab es immer viel zu bereden. Aktuell ist die Terminfindung zwar etwas schwierig, da ich nicht mehr in der Nürnberger Gegend wohne, aber ich bin zuversichtlich, dass wir noch viele weitere Bücher besprechen werden.

Kürzlich bin ich auch auf einen Münchner Lesekreis gestoßen und bin im Juli auch zu einem Treffen gegangen, bei dem Roland Barthes' Die helle Kammer besprochen wurde. Da dieser Lesekreis etwas mehr Teilnehmer hat, als unsere Nürnberger Runde, läuft alles etwas strukturierter ab, die Diskussion hat mir aber auch viel Spaß gemacht. Auch hier freue ich mich schon auf das nächste Treffen, das im Oktober stattfinden soll und bei dem Jahrmarkt der Eitelkeiten von William Makepeace Thackeray besprochen wird. Das finde ich besonders interessant, da ich das Buch schon einmal abgebrochen habe und jetzt einen Anstoß habe, es nochmal zu versuchen.

Egal wie gut mir auch Buchdiskussionen im Internet gefallen, es ist einfach ein ganz besonderes Gefühl, bewaffnet mit einem Stapel Notizen und einem Buch, aus dem tausende Post-Its mit Anmerkungen herausstehen, zu einem Treffen mit anderen Buchverrückten zu gehen, die gerade genau das gleiche Buch gelesen haben. Ich kann es jedenfalls nur empfehlen, an einem Lesekreis teilzunehmen! Habt ihr selbst schon Erfahrungen mit Lesekreisen gemacht? Und hat es euch auch so viel Spaß gemacht wie mir?


P.S.: Falls jemand Interesse am Nürnberger oder Münchner Lesekreis hat und selbst auch mal teilnehmen möchte, kann er sich natürlich gern bei mir melden!

Montag, 15. August 2011

Sumaya Farhat-Naser - Thymian und Steine


Sumaya Farhat-Naser wurde 1948 in Birseit bei Jerusalem geboren. In diesem Buch berichtet sie von ihrem Leben, ihrer Kindheit in armen Verhältnissen, ihrem Studium in Deutschland, der Rückkehr nach Birseit und dem Leben unter israelischer Besatzung. Sie hat viel zu erzählen und hätte mit ihren Erlebnissen gut und gerne ein Buch mit der doppelten Seitenzahl füllen können.

Gerade die Kindheit und Jugendzeit sind sehr interessant, werden aber recht kurz abgehandelt. Auch über das Leben einer palästinensischen Studentin in Deutschland hätte ich gerne mehr gelesen. Es gibt nur wenige kurze Kommentare darüber, wie Frau Farhat-Naser sich in Deutschland zurechtfand und den Unterschied zu ihrem Heimatland empfand. Aber natürlich sind diese Erfahrungen nur das Vorgeplänkel für die wirklich wichtigen Dinge und das eigentliche Thema des Buches.

Sumaya Farhat-Naser kehrte nach ihrem Studium zurück nach Birseit, wo sie lange Jahre an der Universität unterrichtete. Sie erzählt von der israelischen Besatzung, ihrem Leben als "Mensch zweiter Klasse" fast ohne Rechte. Es ist bewundernswert, wie sie sich trotz allem immer für die palästinensische Sache engagierte und die Tatsache ausnutzte, dass Frauen nicht als politische Bedrohung angesehen wurden und sich somit mehr erlauben konnten, als Männer. Sie organisierte Begegnungen zwischen israelischen und palästinensischen Frauen und war lange Zeit Leiterin des palästinensischen Jerusalem Center for Women. Sie erzählt von ihren Erfahrungen, den Gefahren, die sie sich aussetzt und auch vom alltäglichen Leben.

Für mich war es sehr interessant, auch einmal die andere Seite der Geschichte zu sehen. Wenn man sich nicht weiter mit der Thematik beschäftigt, könnte man nur zu leicht den Eindruck bekommen, die Israelis wären "die Guten" und die Palästinenser nur ein Volk von gewaltbereiten Terroristen. Mir hat Sumaya Farhat-Naser damals 2002 bei einem Besuch in meiner damaligen Schule schon die Augen geöffnet, dass es auch immer eine andere Seite mit einer anderen Meinung gibt und durch dieses Buch konnte ich mich jetzt noch umfassender informieren.

Es gibt einen sehr aufschlussreichen und ausführlichen Anhang, in dem die Geschichte der Palästinensischen Autonomiegebiete noch einmal kurz zusammengefasst wird. Thymian und Steine ist ein wirklich lesenswertes Buch über eine bewundernswerte Frau!
 

Freitag, 5. August 2011

Stephen Hawking - A Brief History of Time

deutscher Titel: Eine kurze Geschichte der Zeit



Stephen Hawking ist wohl der berühmteste lebende Physiker unserer Zeit. Er wurde 1942 in Oxford geboren und leidet seit seinem 21. Lebensjahr unter einer Erkrankung des Nervensystems, ließ sich von allen daraus resultierenden Schwierigkeiten aber nicht von seiner Forschung abhalten. A Brief History of Time ist sein erstes populärwissenschaftliches Buch, in dem er versucht, seine Erkenntnisse im Bereich der Astrophysik und Kosmologie auch einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Er spannt einen weiten Bogen von Newtons Weltbild über Einsteins Relativitätstheorie bis hin zu Schwarzen Löchern und Zeitreisen.

Ich hatte das Gefühl, es wäre für mich als Physikerin absolut notwendig, dieses Buch zu kennen. Im Endeffekt hätte ich es mir aber auch sparen können. Die erste Hälfte des Buches war für mich schon lange bekannt und die zweite Hälfte fand ich so theoretisch und abgehoben, dass sie mir auch nicht ganz so viel bieten konnte.

Hawking schreibt im Vorwort, dass ihm gesagt wurde, jede Formel in diesem Buch würde die Verkaufszahlen halbieren. Deshalb beschränkt er sich auch auf das allseits bekannte E=mc2. Und trotzdem hatte ich oft das Gefühl, ein Lehrbuch zu lesen, aus dem alle Formeln gestrichen wurden. Keine Frage - Hawking kann gut erklären, allerdings nicht auf einem Niveau, das für Physik-Laien geeignet wäre. Vielleicht schafft er es, dem Leser das Gefühl zu geben, er würde auf einmal diese ganze Physik verstehen, von der er noch nie Ahnung hatte. Glauben kann ich das aber nicht. Ich habe ein Semester eine sehr intensive Vorlesung über die Allgemeine Relativitätstheorie gehört und erst danach konnte ich von mir sagen, dass ich dieses Konzept verstanden habe. Auch viele Dinge aus der Teilchenphysik, die mir erst gegen Ende meines Studiums klargeworden sind (Stichwort Paritätsverletzung), führt Hawking in einem Absatz ein und tut so, als wären sie das einfachste auf der Welt.

Die zweite Hälfte des Buches ist dann eine sehr theoretische Abhandlung über Zeitreisen, Schwarze Löcher, die String-Theorie und vor allem die Suche nach der "Weltformel", die sich nur auf Berechnungen mit vielen theoretischen Annahmen gründen. Ob dies von Interesse für den Durchschnittsleser ist, kann ich schwer beurteilen. Einige Themen, die Hawking aufgreift, waren mir neu, andere waren mir schon bekannt, einiges halte ich für viel zu abgehoben, als dass man darauf auch nur einen Gedanken verschwenden sollte.

Schade ist auch, dass in der Forschung alles sehr schnelllebig ist und die Gedanken, die Hawking 1988 noch für absolut neu und bahnbrechend hielt, heute schon widerlegt sein könnten. Ob also alles, was in diesem schon recht alten Buch steht, heute noch als korrekt erachtet wird, kann man natürlich als Leser nicht wissen.

Physik-Lehrbücher von Hawking hätte ich während meines Studiums gerne verwendet, würden sie denn existieren. Denn erklären kann er wirklich gut, wenn auch - wie gesagt - auf einem etwas höheren Niveau. Dieses populärwissenschaftliche Buch fand ich zwar stellenweise sehr interessant, ich würde es aber keinem Physik-Laien empfehlen, der nur mal in diese Thematik hineinschnuppern möchte. Ob mir dieses Buch jetzt Erkenntnisse gebracht hat, kann ich gar nicht sagen. Ich habe es halbwegs gerne gelesen, wundere mich nur etwas darüber, warum dieses Buch so ein Bestseller geworden ist.

In einem Spiegel-Artikel von 2006 heißt es
Das populärwissenschaftliche Buch, bislang weltweit rund zehn Millionen Mal verkauft, machte Hawking zum berühmtesten lebenden Forscher unserer Zeit. Doch wirklich gelesen oder gar verstanden haben vermutlich die wenigsten die streckenweise schwere Kost, die der Kosmologe ihnen in seinem Bändchen vorsetzt. Spötter lästern deshalb, die "Kurze Geschichte der Zeit" sei das meistverkaufte ungelesene Buch seit der Bibel.
Das ist meiner Meinung nach sehr zutreffend. Für mich bekommt das Buch jedenfalls mittelmäßige  .

Donnerstag, 4. August 2011

Kami Garcia & Margaret Stohl - Beautiful Creatures

deutscher Titel: Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe


Seien es Bella und Edward, Sookie und Bill, Grace und Sam oder auch Ellie und Colin - wir kennen sie alle. Außerdem kennen wir inzwischen auch das Prinzip, das hinter all diesen Geschichten steckt. Ein junges Mädchen verliebt sich in eine Kreatur, die nicht menschlich ist und übersinnliche Kräfte hat. Und der ein oder andere Grund verhindert, dass die beiden zusammen sein können, obwohl es sich um die ganz große Liebe handelt.

Leider ist das Schema hinter dieser Geschichte nur minimal anders und doch erfrischend neu: Ethan, ein ganz normaler Teenager, verliebt sich in die Neue an der Schule, Lena. Sie entstammt einer Familie von Castern, die verschiedene magische Fähigkeiten haben. Lenas 16. Geburtstag schwebt wie eine finstere Bedrohung über der jungen Liebe, da an diesem Tag eine Entscheidung über ihr weiteres Leben getroffen wird, auf die sie keinen Einfluss hat.

Das Neue an der ganzen Sache ist, dass wir die Geschichte aus Ethans Sicht erzählt bekommen, und somit mal die männliche Version erfahren. Das Buch ist durchgehend unterhaltsam und spannend geschrieben, so dass man es am liebsten gar nicht mehr aus der Hand legen möchte. Gut gefallen hat mir unter anderem, dass die Handlung in den ganz normalen Schulalltag der Jugendlichen eingebettet ist und dadurch auch etwas Normalität in die Geschichte kommt. Auch ganz alltägliche Probleme wie Beliebtheit, Außenseiter und Mobbing finden so ihren Platz in einem Buch, das eigentlich vorrangig ganz andere Themen behandelt.

Die Freundschaft und später auch Liebe zwischen den Hauptpersonen entwickelt sich langsam. Glücklicherweise wird auf Kitsch und Liebesgesülze weitestgehend verzichtet, so dass man diese zarte Annäherung wirklich gerne begleitet. Lenas 16. Geburtstag als drohende Gefahr steht zwar immer zwischen den beiden, doch trotzdem gibt es schöne, romantische Szenen.

Lenas Familie und das "Spukschloss" in dem sie mit ihrem Onkel lebt, sind in ihrer Skurrilität so plastisch beschrieben, dass es einfach Spaß macht. Auch die Kleinstadt-Atmosphäre kommt toll rüber, man kann sich so richtig gut hineinversetzen und sich dieses recht eingeschränkte Umfeld gut vorstellen.

Seit Twilight zieht man leider gerade im Jugendbuch-Bereich immer Vergleiche, egal wie unterschiedlich die Bücher eigentlich sind. Ähnliche Tendenzen gibt es zwar in Beautiful Creatures, das Buch kann aber auch ganz gut ohne Vergleich für sich allein stehen. Ich würde es auch den Lesern empfehlen, die Twilight zu kitschig und zu sehr Liebesroman fanden.

Positiv ist auch noch zu erwähnen, dass das Buch ein einigermaßen zufriedenstellendes Ende hat, obwohl es sich natürlich auch hier um eine Reihe handelt. Der zweite Band, Beautiful Darkness ist bereits erschienen und erscheint im September auch als Seventeen Moons - Eine unsterbliche Liebe auf Deutsch. Der dritte Teil, Beautiful Chaos erscheint im Oktober auf Englisch.

Der Juli in Büchern

Zu einigen Büchern will ich mich noch detaillierter äußern, aber hier kommt erst mal die Liste meiner gelesenen Bücher im Juli:

Kader Abdolah - Dawuds Traum 
Ein Dichter auf Lesereise in Südafrika mit fünf -  teils lebendigen, teils toten - Freunden. Etwas seltsam, aber auch faszinierend und interessant zu lesen.

Theodor Fontane - Effi Briest 
Ein deutscher Klassiker, den ich eigentlich gar nicht lesen wollte. Meine Eltern haben mir das Buch geschenkt, als sie die doppelten Bücher aus ihren Regalen aussortiert haben und jetzt fand eine Leserunde statt, die mir den nötigen Motivationsschub gab. Überraschenderweise fand ich Effis Geschichte ganz interessant.

Sia Figiel - Alofa 

Ein sehr verwirrendes Buch über die Teenager-Zeit in Samoa und noch viele andere, wild zusammengewürfelte Themen.

Gail Carriger - Changeless 

Der zweite Teil der Serie um Alexia hat mir sogar noch besser gefallen als der erste! Die Geschichte ist spannender und es gibt nicht ganz so viel Liebes-Gesülze (zwar unterhaltsam, aber auf dauer nervig).

Robert Barthes - Die helle Kammer 
Ein etwas überflüssiges Buch über das Betrachten von Fotografien, teilweise waren aber interessante Denkansätze enthalten.

Charlaine Harris - Dead until Dark 
Zwar schnell gelesen und halbwegs unterhaltsam. Wie die Reihe um Sookie Stackhouse und diverse Vampire weitergeht, interessiert mich aber nicht. Es war mir auch etwas zu viel Sex und Gewalt, zum Glück aber nicht in so einem Ausmaß wie in der TV-Serie.

Kami Garcia & Margaret Stohl - Beautiful Creatures 
Endlich mal wieder ein Jugend-Fantasybuch, was mich richtig gut unterhalten hat. Spannend geschrieben und durch den männlichen Erzähler auch erfrischend anders. Obwohl es Fortsetzungen gibt/geben wird, ist das Buch so weit abgeschlossen, dass man es auch einzeln lesen kann.

Alex Capus - Léon und Louise 
Eine Geschichte über eine ganz große Liebe, die ich leider in diesem Buch nicht entdecken konnte. Gefühle kamen bei mir als Leser nicht an und die Handlung an sich ist auch recht unspektakulär. Ein schöner Schreibstil konnte da auch nichts mehr retten.

Honoré de Balzac - Vater Goriot 
Wieder so ein Klassiker, den ich unbedingt lesen wollte, der dann aber nur teilweise interessant, teilweise aber anstrengend war.

Åsne Seierstad - Tagebuch aus Bagdad 
"Der Buchhändler aus Kabul" mochte ich ganz gerne und ich hätte erwartet, dass "Tagebuch aus Babdad" ähnlich wäre. Leider sind die einzelnen Kapitel sehr kurz, man bekommt zwar einen guten Eindruck über Land und Leute, ich hätte einige Personen aber gerne länger begleitet, als nur 3 Seiten, die nur einen sehr kurzen Ausschnitt aus dem jeweiligen Leben bieten können.

Neuzugänge gab es im Juli bei mir auch:



Carlos Ruiz Zafón - Das Spiel des Engels
Will ich schon lange lesen, obwohl ich schon von vielen Seiten gehört habe, dass es nicht so toll ist wie "Der Schatten des Windes.

Gail Carriger - Heartless
Natürlich wollte ich auch gleich den neuen - inzwischen vierten - Teil der Reihe besitzen.

Domnica Radulescu - Zug nach Triest
Eine interessante Rezension hat mich auf das Buch aufmerksam gemacht und als ich mit meinen Eltern bei Jokers war, haben sie es mir netterweise gekauft.

Kukrit Pramoj - Many Lives

Ein Geschenk von meinem Freund, um eine weitere Weltreisestation (Thailand) abhaken zu können.