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Dienstag, 16. September 2008

David Grossman - Sei du mir das Messer

Jair sieht Mirjam nur ein einziges Mal, doch dieses eine Mal genügt, um etwas ganz besonderes an ihr zu bemerken. Er fängt an ihr Briefe zu schreiben und auch Mirjam findet Gefallen daran. Die beiden schreiben nicht über ihren Alltag, ihre Familie oder den Beruf, vielmehr geht es um Gefühle, Gedanken, intime Details aus ihrem Leben.

Zu Beginn kommt nur Jair zu Wort, der Leser muss sich mit seinen Briefen begnügen, den Inhalt von Mirjams Briefen kann man sich nur selten aus Jairs Antworten zusammensetzen. Jair öffnet sich total, der Leser erfährt jeden kleinen Gedanken von ihm, er ist wie ein offenes Buch. Mirjam hingegen bleibt sehr lange ein Geheimnis. Details aus ihrem Leben erfährt man erst sehr spät im Buch, vieles muss man sich selbst zusammenreimen. Dieser Gegensatz zwischen den beiden Personen hat mir sehr gut gefallen.

Jair ist eine sehr faszinierende Figur, einerseits bleibt er das ganze Buch über unsympathisch, zumindest mir, andererseits kann er so gut mit Worten umgehen, dass er den Leser in seinen Bann zieht. Mirjam selbst kommt erst im letzten Viertel des Buches selbst zu Wort und ich habe dadurch ein ganz anderes Bild von ihr bekommen, als ich es zuvor hatte.

Faszinierend fand ich den letzten Teil des Buches, denn man erfährt nicht nur was die einzelnen Personen sagen, sondern auch abwechselnd ihre Gedanken über die andere Person und die Situation.

Sprachlich ist das Buch sehr ansprechend, wenn auch nicht immer leicht zu lesen. Durch die vielen Vergleiche, Anspielungen und die allgemein sehr poetische Sprache kann man das Buch nur sehr konzentriert lesen, was sicher auch einer der Gründe war, dass ich drei Anläufe gebraucht habe, um es fertig zu lesen.

Es ist kein Buch der großen Taten, vielmehr ein Buch der Worte, der Gefühle, ein sehr ruhiges Buch, das einen zum Nachdenken anregt, über die Liebe, über das Leben, über Beziehungen.

Einerseits hat es mich berührt und mir sehr gut gefallen, andererseits war es anstrengend zu lesen und ich war froh, als ich es fertiggelesen hatte.

Als Bewertung ergibt das dann ungefähr 3,467 Sterne ;-)

Sonntag, 7. September 2008

Jakob Hein - Vor mir den Tag und hinter mir die Nacht

Inhalt

Boris betreibt eine Agentur für verworfene Ideen, doch bisher hatte er noch keinen Kunden. Umso erstaunter und erfreuter ist er, als Rebecca in sein Büro kommt, die nicht nur interessante Dinge erzählt, sondern auch hübsch ist. Gerade als das Gespräch zwischen den beiden langweilig zu werden droht, fängt Boris an, Rebecca von seinem Romananfang zu erzählen. Man landet in einer neuen Geschichte, in der es um Sophie geht, einer jungen Frau, die für einen alten blinden Mann seinen Roman tippt. Und schon ist man mitten in diesem Roman und liest die Geschichte von Heiner, der beinahe den Sinn des Lebens gefunden hätte.

Meine Meinung

Ich bin von diesem Buch restlos begeistert. Immer wieder öffnet sich eine neue Geschichte in der "alten" und auch sonst gibt es viel in dem Buch zu entdecken. Viel Weisheit, interessante Denkansätze, allerdings auch verrückte Ideen und absurdes menschliches Verhalten.

Es sind viele verschiedene Ansätze enthalten, einerseits die "klassische" Liebesgeschichte zwischen zwei Personen, die sich zufällig treffen, die eher tragische Geschichte der jungen Sophie und der philosophisch angehauchte Mittelpunkt, in dem wir die oft erzählte Geschichte von Mephisto und Faust in einer ganz neuen Variante lesen.

Man könnte also sagen, es ist für jeden etwas dabei, aber in diesem Fall passt es besser zu sagen: Die Mischung macht's. Die einzelnen Komponenten der Geschichte fügen sich wunderbar zusammen. Die Übergänge sind nahtlos und man merkt kaum, dass man von einer Geschichte in die nächste gleitet.
Auch Jakob Heins Sprache ist mühelos zu lesen. Man muss sich nicht mit Fremdwörtern oder kompliziertem Satzbau herumschlagen, man kann das Buch einfach von vorne bis hinten genießen ohne Verständnisprobleme zu haben.

Und trotzdem hat man nach der Lektüre dieses wundervollen Buches viel nachzudenken. Über denn Sinn des Lebens, den man vielleicht immer nur beinahe finden kann, über menschliches Verhalten, das man oft aus einem anderen Blickwinkel betrachten muss um zu sehen, wie absurd es ist und darüber, wann man Zeit hat, das Buch ein zweites mal zu lesen um immer wieder neue Aspekte zu entdecken.

Dieses Buch ist, was man selbst daraus macht, entweder nur die leichte Sommerlektüre für Zwischendurch, oder ein philosophisches Werk, über das man noch lange nachdenken kann.

5 Sterne

Donnerstag, 4. September 2008

August 2008

Ich hatte viel Zeit zum Lesen im August, deshalb war ich bisher zu faul, meine lange Liste aufzuschreiben. Aber jetzt geht's los:

Frank Borsch - Alien Earth Phase3 1/5

William Shakespeare - Macbeth 4/5
Ich habe schon in jungen Jahren gerne Shakespeare gelesen, aber Macbeth hatte ich noch nie vollständig gelesen, das wurde mal Zeit :zwinker:

Sam Savage - Firmin-Ein Rattenleben 3/5

Maarten 't Hart - Gott fährt Fahrrad 5/5

Marc Levy - Kinder der Hoffnung 4,5/5
Ganz untypisch für Marc Levy (ich habe sonst noch nichts von ihm gelesen, das sind nur meine Vorurteile) mal kein kitschiger Liebesroman, sondern die wahre Geschichte seines Vaters und Onkels, die der französischen Widerstandsbewegung während dem 2. Weltkrieg angehörten. Sehr beeindruckendes und empfehlenswertes Buch!

Mariama Bâ - Ein so langer Brief 4/5

Heinrich Heine - Deutschland. Ein Wintermärchen 4/5

Ernest Hemingway - Der alte Mann und das Meer 4/5

Ulrich Wickert - Der nützliche Freund 2/5

James Joyce - Dubliners 3,5/5
Kurzgeschichten mag ich allgemein nicht so sehr, auch nicht, wenn sie von James Joyce sind. Ich brauche immer etwas länger, um mich mit Personen anzufreunden. Nur die letzte Geschichte "The Dead" hat mir wirklich gut gefallen.

Stephenie Meyer - Seelen 4/5

Jakob Hein - Vor mir den Tag und hinter mir die Nacht 4,5/5
Dazu schreibe ich noch ausführlicher!

Marguerite Yourcenar - Der Fangschuß 4/5

Dienstag, 2. September 2008

Stephenie Meyer - Seelen

Inhalt
Sogenannte "Seelen" bevölkern irgendwann in der Zukunft die Körper der Menschen und verdrängen deren eigene Seele. Nur wenige leisten Widerstand, darunter auch Melanie. Doch sie wird bei dem Versuch ihre Cousine zu finden gefangen und die Seele Wanderer wird in sie eingesetzt. Doch Melanie lässt sich nicht ganz vertreiben, Wanderer und sie teilen sich nun einen Körper und sind hin- und hergerissen zwischen ihren sehr unterschiedlichen Wünschen und Bedürfnissen...

Meine Meinung
Insgesamt hat mir das Buch sehr gefallen, ich habe es mit viel Vergnügen gelesen. Die spannende Umsetzung hält, was die interessante Grundidee verspricht und trotz der über 800 Seiten wird das Buch nie langweilig.

Einige Probleme der Hauptpersonen sind sehr pubertär, für manche Gefühlsregungen und Gedankengänge kann ich mit meinen 23 Jahren kein Verständnis mehr aufbringen, allerdings sind mir die beiden Hauptpersonen trotz allem sehr ans Herz gewachsen. Nach Beenden des Buches hatte ich das Gefühl, gute Freunde für immer verlassen zu müssen und das ist mir seit meiner Kindheit doch sehr selten passiert.

Stephenie Meyer schreibt nicht sehr anspruchsvoll, alles ist leicht verständlich und das Buch lässt sich schnell lesen. Gefühle werden sehr anschaulich beschrieben und dem Leser damit näher gebracht. An manchen Stellen hätte ich mir eine langsamere Entwicklung oder mehr Erklärungen für plötzliche Meinungsänderungen gewünscht, dafür waren mir andere Stellen zu ausführlich. Die ersten 200 Seiten waren sehr rasant, danach hatte das Buch für mich einige Längen.

Eigentlich hat es mir aber durchweg gut gefallen, die wenigen Kritikpunkte die ich habe, liegen wohl daran, dass ich keine Jugendliche mehr bin und im Laufe der Jahre andere Erwartungen und Ansprüche an ein Buch habe. Stephenie Meyer hat mich mit diesem Buch überzeugt. Bevor ich dieses Buch bei vorablesen gewonnen habe, hatte ich nichts von ihr gelesen und war mir nicht sicher, ob ich noch zur Zielgruppe ihrer Romane gehöre. Diese Zweifel sind nun beseitigt und ich werde mich auch an die Bis(s)-Reihe wagen.

4 Sterne