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Freitag, 13. Januar 2012

Amy Plum - Die For Me

Auf Deutsch: Von der Nacht verzaubert (erscheint im März 2012)


Kate lebt seit dem Tod ihrer Eltern zusammen mit ihrer älteren Schwester bei den Großeltern in Paris. Während ihre Schwester Giorgia schnell Freunde findet und jeden Abend auf einer anderen Party ist, zieht Kate sich komplett zurück und leidet für sich alleine. Dies ändert sich erst, als sie den wunderschönen Vincent kennenlernt...

Man hat das ja schon hundert Mal gelesen, ein junges Mädchen, das eher eine Außenseiterin ist und sich selbst nicht besonders attraktiv findet, verliebt sich in diesen wunderschönen jungen Mann. Und seltsamerweise interessiert er sich auch für sie. Doch nach und nach wird klar, dass mit ihm etwas nicht stimmt. Und auch hier merkt man schnell, dass Vincent kein Mensch ist, sondern eine übernatürliche Figur. Zum Glück handelt es sich nicht um einen Vampir oder ähnlich Bekanntes, Amy Plum hat sich etwas ganz eigenes ausgedacht, das mir in dieser Form so noch nicht untergekommen ist. Man muss sich hier also wenigstens nicht mit allseits bekannten Klischees herumschlagen, sondern lernt die Fähigkeiten und Einschränkungen dieser Spezies erst im Laufe des Buches kennen.

Der Aufbau der Geschichte erinnert stark an Twilight und auch sonst fand ich alles sehr vorhersehbar. Große Überraschungen gab es für mich nicht, aber trotzdem habe ich das Buch ganz gerne gelesen und mich gut unterhalten gefühlt. Kate ist eine sehr sympathische Hauptfigur, in die man sich gut hineinversetzen kann, wenn man an seine eigenen Teenagerjahre und die erste Liebe zurückdenkt. Ich fand es sehr angenehm, dass sie eher ruhig und nachdenklich ist, gerne liest und nicht im geringsten an die Naivität und Dummheit einer gewissen Bella erinnert.

Was mich an diesen Büchern aber immer wieder wundert: Diese übernatürlichen Kreaturen sind doch schon sehr viel älter, als sie aussehen und verhalten sich trotzdem wie Teenager. Warum verliebt sich ein Mann, der eigentlich schon 90 ist und dummerweise noch aussieht wie 19, in ein 16-jähriges Mädchen? Ist das nicht irgendwie seltsam und sogar ein bisschen abstoßend? Amy Plum versucht wenigstens, diese Tatsache zu erklären und man nimmt Vincent das auch alles halbwegs ab. Erstaunt bin ich trotzdem immer wieder. Außerdem sind diese übernatürlichen Männer auch immer so perfekt und haben keinen einzigen Fehler, außer eben, dass sie nicht menschlich sind. Sie lesen gerne, sind wahnsinnig gebildet und bezaubern sogar skeptische Großeltern. Das vermittelt doch ein komplett falsches Bild von der Realität. Aber wahrscheinlich sollte man nicht zu viele Dinge hinterfragen, wenn man Fantasy liest.

Die Gefühle zwischen Kate und Vincent konnte ich dann lange Zeit nicht richtig nachvollziehen. Die Autorin beschreibt zwar immer wieder romantische Situationen, allerdings besteht die Anziehung zwischen Kate und Vincent vor allem zu Beginn nur auf Äußerlichkeiten. Sehr schön fand ich dann aber das nähere Kennenlernen und die ganz normalen Verabredungen, die die beiden haben und bei denen sie auch die drohenden Gefahren zumindest zeitweise ausblenden.

Fazit: Man kann das Buch gut lesen, wenn man etwas ähnliches wie Twilight lesen möchte und sich dabei vielleicht noch eine sympathischere Hauptfigur wünscht als Bella. Insgesamt fand ich die Geschichte zwar ganz unterhaltsam, sie hat mich aber weder sonderlich berührt, noch nachhaltig begeistert.

Montag, 19. Dezember 2011

Àlex Rovira & Francesc Miralles - Einsteins Versprechen


Javier arbeitet als Drehbuchautor bei einem Radiosender und führt ein ruhiges, beschauliches Leben. Doch aus diesem Zustand wird er jäh herausgerissen, als er bei einer Sendung über Albert Einstein mitmacht und einen geheimnisvollen Brief erhält. Von da an läuft alles aus dem Ruder und er macht sich mit weiblicher Begleitung auf den Weg rund um die Welt.

Den beiden Autoren ist ein spannendes Buch gelungen, das man sicherlich am Stück verschlingen kann, wenn man gerade genügend Zeit hat. Durch die Mischung aus der realen Biographie Albert Einsteins und dem fiktiven Abenteuer der Protagonisten wird das Buch nie langweilig und bietet immer wieder Neues.

Doch leider finde ich, dass die Geschichte etwas mehr Raum verdient und benötigt hätte. Zwar kann ich nachvollziehen, dass Javier und seine Begleiterin immer in Eile sind, trotzdem hätte ich mir etwas weniger Hektik im Buch gewünscht. Den Protagonisten bleibt kaum Zeit die Geschehnisse zu verdauen, sie stürzen von einem beobachteten Mord in die nächste Stadt zur nächsten Verfolgungsjagd, ohne dass die jeweilige Szene besonders ausführlich beschrieben wäre. 100-200 Seiten mehr hätten nicht geschadet (und ich habe eigentlich eine Abneigung gegen dicke Bücher!), dann wäre das Buch nicht so oberflächlich und am Ende wäre bei mir mehr als ein "Oh, schon vorbei?" hängengeblieben.

Auch die Gefühle zwischen den beiden Hauptfiguren wirkt - wie so vieles andere im Roman - etwas aufgesetzt und erzwungen. Vielleicht war es den Autoren wichtig, dass jeder Leser etwas für sich im Buch finden kann. Wissenschaft, Action, Mord und jetzt auch noch Liebe. Hier wäre weniger dann mehr gewesen. Oder eben doch mehr Seiten und mehr Platz, damit diese Gefühle nachvollziehbar für mich als Leser werden.

Auch das Ende fand ich sehr albern und an den Haaren herbeigezogen. Mir war zwar schon die ganze Zeit klar, dass es keine wissenschaftliche Erkenntnis Einsteins geben kann, die bisher vor der Menschheit verborgen geblieben ist, allerdings hatte ich auch nicht mit so einem albernen Ende gerechnet. Was Albert Einstein da in den Mund gelegt wird, ist wirklich eine Frechheit und so einem Genie nicht würdig. Und dass das ganze auch noch in die Esoterik-Schiene abdriftet, ist wirklich mehr als ich ertragen konnte.

Fazit: Wer Bücher von Dan Brown mag, wird hier vielleicht auch seine Freude haben. Hätte das Buch etwas mehr Raum von seinen Autoren bekommen, hätte es auch wirklich gut sein können - vom Ende einmal abgesehen. Für solide Unterhaltung vergebe ich , auch wenn der Text sich jetzt so liest, als hätte ich das Buch ganz schrecklich gefunden.

Donnerstag, 6. Oktober 2011

Dietmar Bittrich - 1000 Orte, die man knicken kann


Muss man in New York gewesen sein? Oder auf den Seychellen? Diese Frage beantwortet Dietmar Bittrich mit einem entschiedenen "Nein" und erklärt in seinem Buch ausführlich, warum man sich das ein oder andere Reiseziel sparen kann.

Wenn man sich in meinem Alter dafür rechtfertigen muss, noch niemals in den USA oder Australien gewesen zu sein und auch Südamerika nicht unbedingt zu den Top Reisezielen für die Zukunft zu zählen, dann ist genau der richtige Zeitpunkt gekommen, dieses Buch zu lesen. Denn der Autor macht mit viel Witz und Ironie jedes Reiseziel runter, findet an allem einen Kritikpunkt und gibt auch noch Empfehlungen, wie man nervige Mitreisende loswird und wie man ein Expertengespräch bestreitet, ohne vor Ort gewesen zu sein.

Wenn man die Orte kennt, die der Autor da verteufelt, dann macht es natürlich doppelt Spaß. Man kann selbst beurteilen, ob die Reise sich gelohnt hat, oder ob man besser zuhause geblieben wäre. Gerade der erste, recht ausführliche Teil, in dem es um Europa geht, hat mir also viel Spaß gemacht. Gegen Ende wurde es etwas zäh, man erkennt das Schema hinter den Kapiteln, Dietmar Bittrich reitet immer auf den gleichen Kritikpunkten herum und es kommt Langeweile auf.

Alles in allem ein lobenswerter Ansatz, der uns potentiellen Touristen zeigen soll, dass man nicht überall gewesen sein muss, wo die breite Masse gerne hinfährt. Und wenn man nur nach New York fährt, um erzählen zu können, dass man in New York war, dann ist auch etwas schief gelaufen. Als Buch zum Von-Vorne-bis-Hinten-Durchlesen ist "1000 Orte..." nur bedingt geeignet, aber zum Reinblättern und sich amüsieren auf jeden Fall!

Freitag, 16. September 2011

Ralf Isau - Das Lied der Befreiung Neschans


Achtung: Dies ist der 3. Teil einer Trilogie, wer die ersten Teile noch nicht kennt, könnte gespoilert werden. Hier habe ich etwas zum ersten Teil, Die Träume des Jonathan Jabbok, geschrieben.

Nachdem Jonathan nach vielen Abenteuern und vielen überwundenen Hindernissen den Stab Haschevet in den Garten der Weisheit gebracht hat, ist seine Reise noch lange nicht zu Ende. Er hat erfahren, dass er der siebte Richter Neschans ist und die Welt nun von allem Bösen befreien muss. So macht er sich einmal mehr mit seinen treuen Freunden auf den Weg, den bösen Herrscher Bar-Hazzat ein für alle Mal zu besiegen.

Dabei hat Ralf Isau ein geschicktes Mittel gefunden, alle Orte und Gestalten, die in der Trilogie bisher aufgetaucht sind, nochmal auftreten zu lassen. Jonathan muss nämlich 6 "Augen" Bar-Hazzats zerstören, die über ganz Neschan verstreut sind. Und so trifft man alte Bekannte wieder - Freunde wie Feinde, aber lernt auch neue Gegenden Neschans und neue Figuren kennen.

Ralf Isau ist es gelungen, die Spannung über 3 Teile und insgesamt fast 1500 Seiten aufrecht zu erhalten, auch wenn die meisten Probleme recht schnell und einfach gelöst werden können. Auch das Ende wird recht schnell abgehandelt, was nach diesem Umfang ruhig ausführlicher hätte erzählt werden können.

Insgesamt ist die Neschan-Trilogie im Vergleich zu anderen Jugendbüchern, die ich gelesen habe, recht harmlos. Es gibt keine unnötige Gewalt oder Brutalität, schlimme Szenen werden nicht übermäßig grausam beschrieben. Auch die Liebe wird nur kurz angeschnitten und nicht in fragwürdigen Szenen breitgetreten. Die Figuren sind eher eindimensional und auch die Handlung sehr geradlinig, so würde ich die Trilogie hauptsächlich jüngeren Lesern empfehlen. Für Erwachsene fehlt manchmal ein bisschen Tiefgang und Komplexität.

Ein wenig hat mich auch gestört, dass das Buch so religiös geprägt ist. Sehr leicht kann man erkennen, dass Neschans Gott Yewoh unseren christlichen Gott zum Vorbild hat und auch in vielen anderen Punkten spielt Ralf Isau auf das Christentum an. Auch lösen sich viele Probleme Jonathans dadurch, dass er auf seinen Gott und dessen Hilfe vertraut. Für mich stellt sich da die Frage, ob damit ein jugendlicher Leser etwas anfangen kann, der möglicherweise in einem anderen Glauben - oder ganz ohne Glauben, erzogen wurde.

Insgesamt würde ich die Neschan-Trilogie eingeschränkt weiterempfehlen. Als Jugendlicher kann man die Bücher sicher gut lesen, auch wenn man noch nicht mehrere hundert Seiten am Stück lesen mag. Die Kapitel sind nicht übermäßig lang und da sich die meisten Probleme recht schnell lösen lassen, muss man auch nicht viele verschiedene Handlungsstränge im Kopf behalten. Dem erwachsenen Leser würde ich allerdings zu etwas komplexeren Jugendbüchern raten, da man hier doch recht schnell alles durchschaut.

Insgesamt gibt es von mir , da mich das Buch teilweise gut unterhalten hat. Außerdem kann auch niemand außer mir etwas dafür, dass ich die Trilogie nicht mit 13 gelesen habe, als sie unter dem Weihnachtsbaum lag, sondern erst viele Jahre später.

Freitag, 2. September 2011

Sheridan Hay - The Secret of Lost Things

deutscher Titel: Die Antiquarin


Rosemary lebt mit ihrer Mutter über deren Hutladen in Tasmanien. Als die Mutter allerdings stirbt, reist Rosemary nach New York um dort ein eigenständiges Leben zu beginnen. Auf ihren Streifzügen stolpert sie in einen sehr speziellen Buchladen, das Arcade, wo sie auf ihr Drängen hin tatsächlich einen Job bekommt. Doch die Kollegen sind alle mehr als seltsam, jeder auf seine eigene Art. Die zwischenmenschlichen Beziehungen und Rosemarys Suche nach Freunden gestalten sich deshalb sehr kompliziert. Das Salz in der Suppe ist ein verlorenes Manuskript von Herman Melville, nach dem alle suchen.

"The Secret of Lost Things" ist ein sehr ruhiges Buch. Der Fokus liegt stark auf Rosemarys Entwicklung vom unsicheren Teenager zu einer selbstbewussten jungen Frau. Es gibt lange Passagen über den Buchladen, über ihre Spaziergänge durch New York und die Beziehungen zu anderen Arcade-Mitarbeitern. Auch die Suche nach dem Manuskript lässt keine wirkliche Spannung aufkommen, da auch hier alles sehr ruhig und langsam vonstattengeht. Man muss sich also schon auf ein etwas ruhigeres Buch ohne großen Spannungsbogen einlassen können, wenn man "The Secret of Lost Things" lesen möchte.

Gut gefallen hat mir hautpsächlich die Darstellung von Rosemary, sie ist ein sehr sympathischer Hauptcharakter, den man gern auf seinem Weg begleitet. Außerdem macht sie eine gut nachvollziehbare Wandlung durch, die man Schritt für Schritt beobachten kann. Auch ihre zahlreichen Kollegen sind in ihrer jeweiligen skurrilen und absonderlichen Art sehr detailliert beschrieben. Ein besonderes Highlight für jeden Bücherliebhaber sind natürlich die Szenen, in denen das Arcade im Mittelpunkt steht. So einen Buchladen wünscht sich doch jeder in der Nachbarschaft.

Eine Wertung fällt mir etwas schwer, ich habe das Buch gern gelesen und habe mich immer darauf gefreut, zu Rosemary und ihrem Buchladen zurückkehren zu können, allerdings gab es auch einige Längen und kleinere Schwächen. Irgendwo zwischen und dürfte passen.

Montag, 22. August 2011

Vikram Seth - Zwei Leben


Schon vor zwei Wochen habe ich dieses Buch beendet, aber ich musste das Gelesene erst etwas sacken lassen, bevor ich jetzt meine Meinung formulieren kann.

Vikram Seth erzählt in diesem Buch die Geschichte seines Onkels Shanti und seiner Tante Henny, bei denen er als Jugendlicher längere Zeit wohnte und zu denen er so lange sie lebten eine ganz besondere Bindung hatte. Er beginnt die Geschichte mit seinen persönlichen Erfahrungen und beschreibt im ersten Teil seine Zeit mit Henny und Shanti. Mit Hilfe von Interviews mit Shanti und einem Koffer voll Korrespondenz von Henny rekonstruiert er das Leben der beiden und lässt auch viele eigene Erinnerungen einfließen.

Ich bin noch immer sehr zwiegespalten, wie ich das Buch denn nun fand. Einerseits finde ich es auch mal ganz interessant, über reale Personen zu lesen und nicht über Figuren, die nur der Fantasie des Autors entsrpingen. Andererseits müssen diese realen Personen dann auch irgendwie besonders sein, so dass es sich lohnt, über sie zu schreiben. Dieser Punkt ist für mich bei Henny und Shanti nicht ganz erfüllt. Jedes Menschenleben liefert sicherlich Erzählenswertes und wenn diese Menschen dann auch noch den zweiten Weltkrieg durchlebt haben - Henny sogar als Jüdin - gibt es wohl auch genug Stoff für ein Buch. Allerdings sind mir diese doch ganz normalen und durchschnittlichen Leben zu ausführlich erzählt.

Gerade der dritte Teil, der sich um Hennys Leben dreht und zusätzlich der ausführlichste der fünf Teile ist, konnte mich einfach nicht fesseln und kein übermäßiges Interesse in mir wecken. Da Henny schon tot war, als Vikram Seth den Entschluss fasste, ein Buch über die beiden zu schreiben, blieb ihm nur ihre Korrespondenz mit diversen Personen, um ihr Leben zu rekonstruieren. Viele Briefe sind komplett im Buch enthalten, der Autor gibt vorher aber oft noch eine kurze Zusammenfassung ab oder greift die wichtigsten Punkte heraus, so dass es fast überflüssig ist, die Briefe selbst noch zu lesen. Zusätzlich springt er oft in der Zeit und zwischen den verschiedenen Briefeschreibern hin und her, so dass alles etwas verwirrend ist.

Da ich kein Fan bin von Literatur, die vom zweiten Weltkrieg handelt, hat mir der Krieg in diesem Buch auch einmal mehr zu viel Raum eingenommen. Ich kann verstehen, dass dieser Krieg auf alle Personen, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gelebt haben, einen großen Einfluss hatte. Allerdings muss man dann nicht in so einem Buch, das ja von realen Geschehnissen handelt,  Ereignisse in den dunkelsten Farben ausmalen, von denen niemand wissen kann, wie sie wirklich passiert sind. Das Leben in einem KZ und die Judenverfolgung wurden von anderen Autoren in anderen Büchern schon oft genug beschrieben, als dass man sie auch hier nochmal so in den Mittelpunkt stellen müsste. Das ist zumindest meine Meinung, da mir die Thematik langsam wirklich zu viel wird, vor allem, wenn man bei einem Buch gar nicht damit rechnet.

Die Beziehung zwischen Henny und Shanti ist noch so ein Punkt, von dem ich nicht so ganz weiß, wie ich über ihn denken soll. Einerseits kann man in Personen nicht hineinschauen und im Nachhinein auch schlecht beurteilen, wie ihre Gefühle zueinander waren. Andererseits habe ich beim Lesen mehr und mehr den Eindruck gewonnen, dass es sich - zumindest auf Hennys Seite - nur um eine Zweckehe handelte, da einfach sonst niemand aus ihrem Bekanntenkreis mehr da war. Wenn dieses Buch dann als "große Liebesgeschichte, die ein Jahrhundert umspannt" beworben wird, fühle ich mich als Leser etwas betrogen, da die große Liebe für mich nicht zu spüren war.

Positiv ist natürlich die schöne Aufmachung des Buches. Ich habe das Hardcover gelesen und da ist schon allein das Cover ein Highlight. Es ist ein kleines "Fenster" hineingeschnitten, durch das man ein Foto von Shanti und Henny sehen kann, das auf dem Vorsatzpapier aufgedruckt ist. Außerdem sind mehrere Fotos enthalten und einige Briefe oder Dokumente sind im Original abgedruckt.

Abschließend lässt sich auch noch sagen, dass Vikram Seth sicherlich ein beeindruckender Autor ist. Sprachlich ist das Buch sehr ansprechend und ich kann mir gut vorstellen, dass ein anderer Roman von ihm mich mehr überzeugen würde als Zwei Leben.

Für ein Buch, bei dem ich einige Passagen nur überflogen habe, andere dafür sehr gerne gelesen habe und das mich auch sicher nachhaltig beschäftigen wird, vergebe ich

Freitag, 5. August 2011

Stephen Hawking - A Brief History of Time

deutscher Titel: Eine kurze Geschichte der Zeit



Stephen Hawking ist wohl der berühmteste lebende Physiker unserer Zeit. Er wurde 1942 in Oxford geboren und leidet seit seinem 21. Lebensjahr unter einer Erkrankung des Nervensystems, ließ sich von allen daraus resultierenden Schwierigkeiten aber nicht von seiner Forschung abhalten. A Brief History of Time ist sein erstes populärwissenschaftliches Buch, in dem er versucht, seine Erkenntnisse im Bereich der Astrophysik und Kosmologie auch einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Er spannt einen weiten Bogen von Newtons Weltbild über Einsteins Relativitätstheorie bis hin zu Schwarzen Löchern und Zeitreisen.

Ich hatte das Gefühl, es wäre für mich als Physikerin absolut notwendig, dieses Buch zu kennen. Im Endeffekt hätte ich es mir aber auch sparen können. Die erste Hälfte des Buches war für mich schon lange bekannt und die zweite Hälfte fand ich so theoretisch und abgehoben, dass sie mir auch nicht ganz so viel bieten konnte.

Hawking schreibt im Vorwort, dass ihm gesagt wurde, jede Formel in diesem Buch würde die Verkaufszahlen halbieren. Deshalb beschränkt er sich auch auf das allseits bekannte E=mc2. Und trotzdem hatte ich oft das Gefühl, ein Lehrbuch zu lesen, aus dem alle Formeln gestrichen wurden. Keine Frage - Hawking kann gut erklären, allerdings nicht auf einem Niveau, das für Physik-Laien geeignet wäre. Vielleicht schafft er es, dem Leser das Gefühl zu geben, er würde auf einmal diese ganze Physik verstehen, von der er noch nie Ahnung hatte. Glauben kann ich das aber nicht. Ich habe ein Semester eine sehr intensive Vorlesung über die Allgemeine Relativitätstheorie gehört und erst danach konnte ich von mir sagen, dass ich dieses Konzept verstanden habe. Auch viele Dinge aus der Teilchenphysik, die mir erst gegen Ende meines Studiums klargeworden sind (Stichwort Paritätsverletzung), führt Hawking in einem Absatz ein und tut so, als wären sie das einfachste auf der Welt.

Die zweite Hälfte des Buches ist dann eine sehr theoretische Abhandlung über Zeitreisen, Schwarze Löcher, die String-Theorie und vor allem die Suche nach der "Weltformel", die sich nur auf Berechnungen mit vielen theoretischen Annahmen gründen. Ob dies von Interesse für den Durchschnittsleser ist, kann ich schwer beurteilen. Einige Themen, die Hawking aufgreift, waren mir neu, andere waren mir schon bekannt, einiges halte ich für viel zu abgehoben, als dass man darauf auch nur einen Gedanken verschwenden sollte.

Schade ist auch, dass in der Forschung alles sehr schnelllebig ist und die Gedanken, die Hawking 1988 noch für absolut neu und bahnbrechend hielt, heute schon widerlegt sein könnten. Ob also alles, was in diesem schon recht alten Buch steht, heute noch als korrekt erachtet wird, kann man natürlich als Leser nicht wissen.

Physik-Lehrbücher von Hawking hätte ich während meines Studiums gerne verwendet, würden sie denn existieren. Denn erklären kann er wirklich gut, wenn auch - wie gesagt - auf einem etwas höheren Niveau. Dieses populärwissenschaftliche Buch fand ich zwar stellenweise sehr interessant, ich würde es aber keinem Physik-Laien empfehlen, der nur mal in diese Thematik hineinschnuppern möchte. Ob mir dieses Buch jetzt Erkenntnisse gebracht hat, kann ich gar nicht sagen. Ich habe es halbwegs gerne gelesen, wundere mich nur etwas darüber, warum dieses Buch so ein Bestseller geworden ist.

In einem Spiegel-Artikel von 2006 heißt es
Das populärwissenschaftliche Buch, bislang weltweit rund zehn Millionen Mal verkauft, machte Hawking zum berühmtesten lebenden Forscher unserer Zeit. Doch wirklich gelesen oder gar verstanden haben vermutlich die wenigsten die streckenweise schwere Kost, die der Kosmologe ihnen in seinem Bändchen vorsetzt. Spötter lästern deshalb, die "Kurze Geschichte der Zeit" sei das meistverkaufte ungelesene Buch seit der Bibel.
Das ist meiner Meinung nach sehr zutreffend. Für mich bekommt das Buch jedenfalls mittelmäßige  .

Mittwoch, 27. Juli 2011

Roland Barthes - Die helle Kammer: Bemerkungen zur Photographie


Barthes' Bemerkungen zur Photographie sind eigentlich absolut überflüssig. Aus der Sicht eines Bildbetrachters - nicht eines Fotografen - schreibt er sehr subjektiv, wie Fotos auf ihn wirken. Immer wieder kreisen seine Gedanken um ein Foto seiner bereits verstorbenen Mutter, auf dem er ihr wahres Wesen zu erkennen glaubt. So wird dieses dünne Büchlein für Barthes zu einer sehr persönlichen Abhandlung, die dem außenstehenden Leser nur wenig bieten kann.

Ich war sehr überrascht, als ich das Erscheinungsjahr dieses Buches erfuhr - 1980. Sowohl sprachlich als auch inhaltlich wirkte es auf mich, als wäre es zu Beginn des 20. Jahrhunderts geschrieben worden. Barthes' Sprache wirkt antiquiert und unnötig kompliziert, mit vielen Fremdwörtern gespickt, was den Lesefluss häufig etwas hemmt oder zumindest große Konzentration erfordert.

Inhaltlich wirkt das Buch vermutlich so alt, weil sich gerade im Bereich der digitalen Fotografie und der Bildbearbeitung in den letzten Jahrzehnten vieles weiterentwickelt hat. Dadurch kann man Barthes' Standpunkte oft nicht mehr nachvollziehen. Er argumentiert zum Beispiel, dass ein Foto auch immer ein Beweis ist dafür, dass etwas genau so gewesen ist, wie man es auf dem Bild sehen kann. In Zeiten von Photoshop beweist ein Foto einer Person an einem bestimmten Ort allerdings nicht, dass die Person wirklich dagewesen ist.

Positiv ist allerdings anzumerken, dass viele interessante Fotos im Buch enthalten sind und es sich auch lohnt über einige Argumente zu diskutieren oder nachzudenken. Ich hatte den Vorteil, das Buch im Rahmen eines Literaturkreises zu diskutieren und allein für die interessanten Gespräche, die aus der Lektüre der "hellen Kammer" entstanden sind, hat das Buch verdient.

Freitag, 1. Juli 2011

Anette Göttlicher - Mensch, Paul!


Paul und Marie - Klappe, die Fünfte: Eigentlich spielt Paul in Maries Leben gar keine Rolle mehr. Sie ist mit Jan zusammen, hat eine Tochter und scheint endlich erwachsen geworden zu sein. Doch als Paul mit seiner Freundin und deren Sohn ins Nachbarhaus einzieht, gerät alles wieder außer Kontrolle.

Langsam kennt man das Schema, nachdem Anette Göttlichers Bücher ablaufen, Marie ist glücklich, Marie ist stark, dann taucht Paul auf und alle guten Vorsätze, jegliche Vernunft werden über Bord geworfen. Trotzdem habe ich mich sehr gefreut, dass es eine Fortsetzung gibt, nachdem ich die Hoffnung darauf schon aufgegeben hatte. Man hat einfach das Gefühl, eine gute Freundin wiederzutreffen, zu der man lange keinen Kontakt hatte, denn genau so ist Maries Tagebuch geschrieben, wie ein gutes Gespräch mit einer Freundin: Offen, locker und witzig.

Als Münchnerin gefällt es mir außerdem sehr gut, dass man die Liebe zu München oft zwischen den Zeilen herauslesen kann. Es ist auch etwas ganz Besonderes, die Schauplätze der Geschichte auch im wirklichen Leben zu kennen, mit den Namen der U-Bahn-Stationen etwas verbinden zu können und nicht über eine imaginäre, unbekannte Stadt zu lesen.

Nach meiner anfänglichen Begeisterung stellte sich leider irgendwann Langeweile beim Lesen ein. Zu oft hat man Maries Gedanken über ein und dasselbe Thema schon gelesen, zu oft die gleichen Szenen beobachtet, als dass irgendetwas noch neu sein könnte. Die Handlung dreht sich seit fünf Büchern im Kreis, daran kann selbst Maries Charme nichts ändern und auch nicht die Tatsache, dass mit der kleinen Franziska ein neuer, sehr liebenswerter Faktor in die Geschichte gekommen ist.

Abschließend muss ich sagen, dass die Geschichte zwischen Marie und Paul langsam etwas ausgelutscht ist und obwhol ich die Reihe gern gelesen habe, hoffe ich, dass es keine Fortsetzung mehr geben wird. Ärgerlich sind auch einige Logikfehler, die mir sofort aufgefallen sind. Marie ändert ihre Handynummer, hat keinen Kontakt mehr zu Paul, aber trotzdem kann er ihr eine SMS schicken. Zuerst wird er ihr als Freund bei Facebook vorgeschlagen, dann weiß sie nicht mehr, ob er überhaupt bei Facebook ist. So etwas muss wirklich nicht sein und muss doch beim Korrekturlesen eigentlich auffallen.



Sehr empfehlenswert ist meiner Meinung nach aber der erste Teil der Reihe:  
Wer ist eigentlich Paul?
Hier fängt alles erst an, Marie hat Paul gerade erst kennengelernt und kann sich auf sein komisches Verhalten keinen Reim machen. Ich habe das Buch schon mehrmals gelesen und ziehe es immer wieder gern aus dem Regal.

Die richtige Reihenfolge der Paul-Romane ist:
Wer ist eigentlich Paul?
Sind sie nicht alle ein bisschen Paul?
Aus die Maus
Paul darf das!
Mensch, Paul!