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Dienstag, 18. August 2009

Azar Nafisi - Lolita lesen in Teheran

Nachdem Azar Nafisi ihre Tätigkeit an der Universität in Teheran aufgegeben hat, sucht sie sich sieben ihrer Schülerinnen aus um sich mit ihnen einmal wöchentlich zu treffen und westliche Literatur zu besprechen.
Am Anfang dachte ich wirklich noch, das Buch würde von dem Lesekreis Azar Nafisis handeln, man würde die jungen Frauen etwas näher kennenlernen und durch ihr Schicksal die Situation im Iran besser verstehen lernen.

Leider spielte der Lesekreis eine sehr untergeordnete Rolle im Buch. Seitenlang belehrt Nafisi den Leser über Interpretationen klassischer Werke, erzählt unzusammenhängende Episoden aus ihrem eigenen Leben oder berichtet von politischen Ereignissen im Iran.

Die Charaktere bleiben blass, man lernt niemanden näher kennen, so viele Namen werden genannt und nie wieder erwähnt, dass man die Personen kaum unterscheiden kann und somit auch nicht erkennt, welche Ereignisse zusammenhängen.

Azar Nafisi wollte einfach zu viel in dieses Buch packen, zumindest habe ich diesen Eindruck. Zum einen wollte sie über Literatur referieren, andererseits aber auch die politischen Ereignisse im Iran, vor allem die Situation der Frau, aufzeigen und zuletzt auch noch ein paar persönliche Geschichten einflechten. Es ist ihr aber meiner Meinung nach nicht gelungen, eine zusammenhängende, homogene Geschichte daraus zu machen. Ich habe mich jedenfalls sehr gelangweilt.

Die Kapitel über den Lesekreis und auch die persönlichen Schicksale der teilnehmenden Frauen waren interessant zu lesen, aber diese haben maximal ein Viertel des Buches ausgemacht.

2 Sterne

1 Kommentar:

  1. Ich weiß nicht, ob du es schon kennst bzw. das überhaupt ein Genre ist, welches dich interessiert, aber zum Thema "Frauen und Iran" bzw. Lebensgeschichten von Frauen im Iran habe ich eine Empfehlung für dich - wenn du der Graphic Novel nicht abgeneigt bist:

    Persepolis. Eine Kindheit im Iran von Marjane Satrapi (Link zur englischen Ausgabe bei Amazon (Besseres Preisleistungsverhältnis, zumal der deutsche Verlag Überreuter die Graphic Novel geteilt hat...))

    Inhalt: Marjane Satrapi ist im Iran geboren, hat als Kind linker Intellektueller die islamische Revolution erlebt, in deren Gefolge ihr Onkel hingerichtet wurde. Mit vierzehn schickten ihre Eltern sie aus dem Land, erst nach Wien, heute lebt sie in Paris. Von diesem Schicksal, von ihrer Kindheit im Iran erzählt sie in ihrem mittlerweile vier Bände umfassenden Comic-Roman (in dieser deutschen Übersetzung finden sich die ersten zwei in einem).

    Und wenn dich die Graphic Novel reizt bzw. dir gefällt, gibt es auch noch einen Film dazu: Link zu Amazon.

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