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Dienstag, 31. März 2009

März 2009

Jetzt kommt aber meine Liste. Heute werde ich keines meiner angefangenen Bücher beenden können.

Margaret Atwood - The Handmaid's Tale 5/5

Giovanni Boccaccio - Das Dekameron 3/5

Horst Evers - Die Welt ist nicht immer Freitag 4/5
Sehr witziges Buch

Stefan Zweig - Sternstunden der Menschheit 3/5
Manche "Sternstunden" waren interessant, andere eher weniger. Stilistisch waren sie auch sehr abwechslungsreich, allerdings wurde mir nicht klar, warum genau diese Momente die "Sternstunden der Menschheit" sein sollten.

Ödön von Horváth - Kasimir und Karoline 4/5
Ein sehr trauriges und bewegendes Stück über eine scheiternde Beziehung. Wird durch viele witzige Momente aufgelockert.

Stefan Zweig - Schachnovelle 5/5
Das Buch hat mich tief beeindruckt, obwohl ich gar nicht so genau sagen kann, warum.

Walter Moers - Rumo & Die Wunder im Dunkeln 3/5
Die Leserunde hat sehr viel Spaß gemacht, das Buch fand ich wegen einiger Längen und grausamer/gewalttätiger Szenen nur mittelmäßig

Muriel Barbery - Die Eleganz des Igels 4,5/5
Ein wunderbar ruhiges Buch, das mich sehr begeistert hat.

Nikolaj Gogol - Petersburger Geschichten 4/5
Vor allem die Erzählung "Die Nase" fand ich gelungen, da sie so schön skurril ist.

Hans Salcher - Steinwurf 4,5/5
Stimmungsvolle Gedichte, die zum Nachdenken anregen

Clemens Lindner - Weißer Mohn 2/5
Und mein Flop des Monats. Obwohl das Buch so dünn ist, musste ich mich zum weiterlesen zwingen...

Clemens Lindner - Weißer Mohn

Sebastian Hauser ist ein außergewöhnlicher Mensch, ein verkannter Schriftsteller, der ein Verhältnis mit seiner eigenen Schwester hatte und als Außenseiter und Einzelgänger lebt. Er sieht darin eine geheimnisvolle Verknüpfung zwischen seinem Leben und dem Leben Georg Trakls, den er von da an verehrt.

Ich fand die Idee, Parallelen zwischen einem fiktiven Menschen und dem Dichter Georg Trakl zu ziehen, durchaus gelungen, vor allem, da mir die Gedichte Trakls sehr gut gefallen. Über dessen Privatleben wusste ich bisher allerdings noch nichts.

Die Erzählweise hat mir dann allerdings die Freude an diesem Buch verdorben. In sehr kurzen und schlichten Sätzen wird die Geschichte Hausers erzählt. Knappheit ist grundsätzlich kein Problem, doch oft werden wichtige Ereignisse in nur einem Satz abgehandelt, wodurch die Charaktere blass und eindimensional für mich blieben.

Was am Anfang noch wie eine geradlinige Erzählung anmutete, wurde im Laufe des Buches immer verworrener und zusammenhangloser. Manche Kapitel haben für mich überhaupt keinen Sinn ergeben, muteten an wie verrückte Gedanken Hausers, die mit der weiteren Handlung nichts zu tun haben. Personen und Handlungsstränge werden eingeführt, die absolut keinen Zusammenhang mit der eigentlichen Geschichte zu haben scheinen und die auch am Ende nur locker damit verknüpft werden.

Sexualität spielt in diesem Roman auch eine gewisse Rolle, womit ich prinzipiell auch kein Problem habe, doch fand ich manche Aussagen etwas zu derb und direkt. Sätze wie „Halts Maul und schlag mich heftiger, bis es mir kommt!“ oder „Morgen steckst du ihn mir rein.“ möchte ich eigentlich nicht lesen und haben für mich in einem solchen Werk auch nichts zu suchen.

Für mich war das Buch ein sehr verworrenes Werk ohne Kernaussage, das einfach dahinplätschert und irgendwann zum Glück auch zu Ende ist, ohne einen richtigen Abschluss zu finden.

2 Sterne

Hans Salcher - Steinwurf

In Hans Salchers Gedichten gibt es keine überflüssigen Worte. Kurz und knapp bringt er in kurzen, oft auch fragmentartigen Sätzen auf den Punkt, was er sagen will. Die Themen sind dabei weit gefächert, es geht um das Leben im Bergdorf, Gott, den Tod, vor allem spielt aber die Natur eine große Rolle.

Auch die Bilder des Autors, die die Gedichte ergänzen und unterstreichen, zeichnen sich durch Schlichtheit aus, keine überflüssige Farbe, kein Strich zu viel, nur schwarze Linien auf weißem Hintergrund.

Und so ist ein wunderbares kleines Buch entstanden, das ich mit großer Begeisterung gelesen habe. Die Gedichte sind stimmungsvoll und abwechslungsreich. Manche verbreiten gute Laune, andere machen nachdenklich. Durch die Knappheit der Gedichte hat man die Möglichkeit zur eigenen Interpretation und kann so je nach Stimmungslage verschiedene Gedanken und Lebensweisheiten entdecken.

Man sollte das Buch nicht an einem Stück durchlesen, sondern öfter zur Hand nehmen, damit es seine volle Schönheit entfalten kann.

4,5 Sterne

Mittwoch, 11. März 2009

Margaret Atwood - Der Report der Magd

Zum Inhalt muss ich wohl auch nicht weiter was sagen.

In klaren und einfachen Sätzen erzählt die Magd Desfred von ihrem Leben. Durch diese Perspektive erfährt man zwar nicht viel über den Staat Gilead, aber dafür liest man einen authentischen Bericht von einer Person, die mitten im Geschehen steckt. Mich hat das Buch sehr bewegt und auch ganz schön mitgenommen. Das eingeschränkte Leben, das Desfred führt ist sehr trostlos und ihr wird auch noch jede Möglichkeit genommen, dieses Leben zu beenden. Der Geschlechtsakt, der die Routine durchbricht ist allerdings auch alles andere als eine erfreuliche Abwechslung.

Desfred erzählt nicht geradlienig, immer wieder gibt es Rückblenden in die Vergangenheit, eine Zeit vor Gilead, eine Zeit, die unserer sehr ähnlich ist. Gerade das ist das beängstigende. Man sieht wie schnell der Wechsel von unserer jetzigen Gesellschaft in eine wie Gilead vollzogen werden könnte und wie wenig Möglichkeiten man dann noch zum Widerspruch, zur Flucht, zum Entkommen hat.

"Der Report der Magd" ist ein Buch, das mich noch lange beschäftigen wird. Obwohl ich mich an manchen Stellen zum Weiterlesen zwingen musste, weil ich manche Dinge lieber nicht gewusst hätte, konnte ich das Buch doch nicht mehr aus der Hand legen, ich habe mit Desfred gefühlt und gelitten und war erfreut über das offene Ende, das noch einen Funken Hoffnung zurücklässt.

5 Sterne

Freitag, 6. März 2009

Delphine de Vigan - No & Ich

Lou Bertignac ist hochbegabt, für ihr zartes Alter weiß sie schon sehr viel und macht sich Gedanken über viele Dinge, die ihre Altersgenossen kalt lassen. Doch der Umgang mit Menschen ist nicht ihre Stärke, das ändert sich erst, als sie die Obdachlose No kennenlernt und sich in den Kopf setzt, ihr zu helfen.

Das Buch behandelt zahlreiche schwierige Themen, die Obdachlosenproblematik und die Schwierigkeit der Wiedereingliederung in die Gesellschaft, familiäre Probleme und wie Heranwachsende damit umgehen, das Problem, mit 13 schon viel reifer und intelligenter zu sein, als man in diesem Alter normalerweise ist und natürlich die erste große Liebe. Man könnte meinen, dass Delphine de Vigan sich da etwas zu viel vorgenommen hat und das Buch überladen wirken könnte, aber das ist nicht so. Sie behandelt sehr gefühlvoll und umsichtig all diese schwierigen Themen ohne kitschige oder übertrieben zu wirken.

Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, aber "gelesen" dürfte wohl der falsche Ausdruck sein. Ich habe es geradewegs verschlungen, auf der letzten Seite wollte ich am liebsten wieder von vorne anfangen und Lou Bertignac ist eine der wenigen literarischen Figuren, bei der es mir schwer fiel, am Ende des Buches von ihr Abschied zu nehmen. Zu gerne hätte ich ihren weiteren Lebensweg begleitet. Aber nicht nur Lou, sondern auch alle anderen Figuren in diesem Roman sind lebensnah und realistisch dargestellt, man kann ihre Handlungen nur zu gut nachvollziehen und auch mitfühlen. Sei es die obdachlose No, die nach ihren eigenen Regeln lebt und gar nicht glauben kann, dass ihr wirklich jemand eine zweite Chance geben möchte oder der coole Lucas, der von seinen Eltern vernachlässigt wird und dem die Schule total egal ist, der aber auf Lou eine ungeheuere Anziehungskraft auswirkt.

5 Sterne