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Freitag, 6. März 2009

Delphine de Vigan - No & Ich

Lou Bertignac ist hochbegabt, für ihr zartes Alter weiß sie schon sehr viel und macht sich Gedanken über viele Dinge, die ihre Altersgenossen kalt lassen. Doch der Umgang mit Menschen ist nicht ihre Stärke, das ändert sich erst, als sie die Obdachlose No kennenlernt und sich in den Kopf setzt, ihr zu helfen.

Das Buch behandelt zahlreiche schwierige Themen, die Obdachlosenproblematik und die Schwierigkeit der Wiedereingliederung in die Gesellschaft, familiäre Probleme und wie Heranwachsende damit umgehen, das Problem, mit 13 schon viel reifer und intelligenter zu sein, als man in diesem Alter normalerweise ist und natürlich die erste große Liebe. Man könnte meinen, dass Delphine de Vigan sich da etwas zu viel vorgenommen hat und das Buch überladen wirken könnte, aber das ist nicht so. Sie behandelt sehr gefühlvoll und umsichtig all diese schwierigen Themen ohne kitschige oder übertrieben zu wirken.

Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, aber "gelesen" dürfte wohl der falsche Ausdruck sein. Ich habe es geradewegs verschlungen, auf der letzten Seite wollte ich am liebsten wieder von vorne anfangen und Lou Bertignac ist eine der wenigen literarischen Figuren, bei der es mir schwer fiel, am Ende des Buches von ihr Abschied zu nehmen. Zu gerne hätte ich ihren weiteren Lebensweg begleitet. Aber nicht nur Lou, sondern auch alle anderen Figuren in diesem Roman sind lebensnah und realistisch dargestellt, man kann ihre Handlungen nur zu gut nachvollziehen und auch mitfühlen. Sei es die obdachlose No, die nach ihren eigenen Regeln lebt und gar nicht glauben kann, dass ihr wirklich jemand eine zweite Chance geben möchte oder der coole Lucas, der von seinen Eltern vernachlässigt wird und dem die Schule total egal ist, der aber auf Lou eine ungeheuere Anziehungskraft auswirkt.

5 Sterne

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