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Sonntag, 14. Februar 2010

Rafael Yglesias - Glückliche Ehe

Enrique und Margaret sind seit 29 Jahren ein Paar, doch jetzt heißt es Abschied nehmen. Margaret steht kurz davor, ihrem Krebsleiden zu erliegen und Enrique begleitet sie in ihren letzten Tagen, organisiert Abschiedsbesuche aller Freunde und Verwandten. In Rückblenden erfährt man vom Kennenlernen der beiden, von ihren ersten Verabredungen und auch von einer Ehekrise, in der die Trennung schon unvermeidlich schien.

Die Kapitel über die sterbende Margaret in der Jetzt-Zeit und die Rückblenden wechseln sich ab. Nur dadurch sind die Schilderungen über die Krankheit, die ohne Tabus oder Aussparungen beschrieben wird, erträglich. Man braucht das fröhliche, jugendliche Kennenlernen zwischendurch, um dann wieder die Trauer Enriques und das Leiden Margarets ertragen zu können. Das ist zugleich mein erster Kritikpunkt. Zu detailliert wird Margarets Krankheit in allen Aspekten geschildert, dass sich einem fast der Magen umdreht. Wer schon eine nahestehende Person durch Krebs verloren hat, oder solch eine Krankheit am eigenen Leib erfahren hat, möchte so etwas sicher nicht lesen, diesen Leuten würde ich auch dringend von diesem Buch abraten!

Ein zweiter Kritikpunkt sind die Figuren selbst. Ich kann es nicht an einzelnen Beispielen festmachen, aber es fiel mir schwer, einen Zusammenhang zwischen den Figuren in der Gegenwart und Vergangenheit zu sehen. Zu sehr haben sich Enrique und Margaret in diesen Jahren verändert. Viele Verknüpfungen fehlen und wurden einfach ausgelassen, so hat man nur wenige Anhaltspunkte, um Veränderungen nachvollziehen zu können. Es ist nicht klar, wie der unsichere, schamhafte Enrique zu diesem egoistischen, aber zugleich aufopfernd hilfsbereiten Mann werden konnte, auch die fröhliche Margaret in Jugendzeiten und die totkranke, sterbende Frau kann man nur schwer in Einklang bringen. Ich hatte oft das Gefühl, ich lese zwei ganz unterschiedliche Geschichten mit unterschiedlichen Hauptpersonen.

Den Handlungsstrang in der Jetzt-Zeit fand ich dabei, wie erwähnt, schwer zu ertragen, die Vergangenheit und das Kennenlernen der beiden war wiederum ganz angenehm und unterhaltend zu lesen. Schade fand ich auch, dass die chronologische Erzählweise des Kennenlernens und der Ehe nicht beibehalten wurde. Gegen Ende gibt es mehrere Rückblenden, die aus dem Zusammenhang gerissen dastehen. Es fällt zwar nicht schwer, diese chronologisch einzuordnen, ich hätte es aber schöner gefunden, die Ereignisse der Reihe nach zu erfahren.

3 Sterne

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