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Mittwoch, 31. März 2010

Ann Riquier (Hg.) - Leih mir deine Flügel, weißer Kranich . Drei Frauen aus Tibet erzählen

Ann Riquier lebt seit fünfzehn Jahren in Südindien. Seit ihrer Kindheit ist ihr Tibet vertraut. Auf ausdrücklichen Wunsch der drei Frauen hat sie die Lebensberichte einer breiten, internationalen Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Sie erzählt die Geschichte von drei sehr unterschiedlichen tibetischen Frauen, die alle auf ihre eigene Art die Unterdrückung durch China miterlebt haben. Die Widerstandskämpferin Ama Adhé verbrachte insgesamt 28 Jahre ihres Lebens in chinesischen Gefängnissen und Arbeitslagern, sie leidet nachhaltig an den seelischen und körperlichen Misshandlungen. Die Aristokratin Rinchen Dolma Taring musste ganz allein nach Indien fliehen, wo sie später ihren Mann wieder traf und mit ihm tibetische Waisenhäuser und Schulen gründete, um anderen Flüchtlingen Bildung zu ermöglichen und ihnen die tibetische Kultur und Sprache näher zu bringen. Pemala ist im Exil geboren, in Flüchtlingslagern aufgewachsen und hat die Hoffnung noch nicht aufgegben, irgendwann wieder in Tibet leben zu können.

Ann Riquier hat die Lebensberichte dieser drei Frauen zusammengestellt und sie mit einem Glossar, der tibetische Begriffe erklärt, dem 17-Punkte-Abkommen und einer Rede des Dalai Lama ergänzt. Zusätzlich werden im Text und in Fußnoten immer wieder aktuelle Studien zur tibetischen Bevölkerung zitiert.

Mich hat dieses Buch sehr betroffen gemacht und schockiert. Ich wusste nicht viel über Tibet und den Konflikt mit China und konnte mir auch nicht vorstellen, dass ein Volk ein anderes so umfassend ausrotten möchte und sich solch grausame Mittel ausdenkt. Natürlich drängt sich der Vergleich zur Nazi-Zeit und der Judenverfolgung auf, aber ich empfand die Lage in Tibet bei der Lektüre dieses Buches um ein Vielfaches schlimmer.

Sehr interessant fand ich allerdings auch, einiges über die tibetische Kultur zu erfahren. Besonders faszinierend fand ich, wie modern die Rolle der Frau teilweise beschrieben wurde.

Ich bin durch das Buch neugierig geworden und werde mich in Zukunft sicher ausführlicher mit Tibet befassen.
4 Sterne

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