In "Der blinde Mörder" werden zwei Geschichten parallel erzählt. Zum einen erzählt die 82jährige Iris Chase von ihrem Leben, von ihrer Schwester Laura, die sich als Jugendliche das Leben nahm, und ihrer Ehe. Zum anderen liest man Ausschnitte eines Buches von Laura Chase, das posthum veröffentlicht wurde.
Iris' Geschichte ist ein gewöhnlicher Familienroman mit viel Liebe, Herzschmerz und Drama. Wäre dieser Teil die einzige Handlung gewesen, hätte ich das Buch wohl nicht zu Ende gelesen. Vieles wird da zu ausführlich beschrieben, einige Passagen waren sehr langatmig und uninteressant, vor allem, da man ja von Anfang an weiß, auf was alles hinausläuft, nämlich Lauras Selbstmord.
Ein Lichtblick waren deshalb für mich immer die (deutlich kürzeren) Passagen aus Lauras Buch. Eine Frau trifft sich mit ihrem Liebhaber, der ihr wiederum Geschichten von einer fremden Welt erzählt. Diese Teile haben mich sehr berührt, die Verzweiflung der Frau war sehr gut nachzufühlen, wenn sie sich mal wieder heimlich zu ihrem Geliebten schleicht, der sich vor einem nicht näher genannten Feind verstecken muss.
Die Aufllösung, wie diese beiden Geschichten am Ende zusammenhängen, war nicht so spektakulär und genial, wie ich es mir eigentlich gedacht hätte. Alles fügt sich zusammen und das Ende rundet die Handlung logisch ab, aber irgendwie hätte ich trotzdem etwas mehr Überraschung erwartet.
Margaret Atwoods Stil hat mich dafür ein weiteres Mal beeindruckt. Ich mag es einfach, wie klar und nüchtern sie schreibt und trotzdem kann man sich in die Personen einfühlen und ihre Handlungen nachvollziehen. Die Figuren werden durch ihre Beschreibungen lebendig.
Meiner Meinung nach hätte man das Buch um gut ein Drittel kürzen können, die Geschichte hätte man trotzdem locker untergebracht und einige langweilige Passagen wären entfallen. Mein Fazit also: Handlung naja, Schreibstil toll und dafür gibt es 3 Sterne.
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