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Freitag, 4. März 2011

Nataša Dragnić - Jeden Tag, jede Stunde



Dora und Luka waren schon als Kinder unzertrennlich, seit Dora das erste mal in den Kindergarten kam. Es folgte eine Freundschaft, wie das kleine Fischerdorf an der kroatischen Küste sie noch nie gesehen hat. Doch dann zog Dora mit ihren Eltern nach Paris. Erst Jahre später sehen die beiden sich wieder.

Jeden Tag, jede Stunde ist kein kitschiger Liebesroman, bei dem man mit den Protagonisten hofft, dass sie am Ende zusammen sein können. Die Autorin hat hier Kapitel 40 ganz an den Anfang des Buches gestellt, so dass man eigentlich schon weiß, was passieren wird. Der Weg dort hin ist das eigentliche Ziel. Und so verfolgt man Dora und Luka auf ihrem Lebensweg, in Liebe, Verzweiflung, Trauer, aber auch in diesen ganz besonderen Momenten, in denen sie einfach Dora und Luka sein können und die ganze Welt um sich vergessen. Mehr als einmal hatte ich beim Lesen Tränen in den Augen.

Sehr faszinierend fand ich auch, wie Nataša Dragnić mit Sprache spielt und sie in ihre Geschichte mit einbezieht. Das komplette Buch ist im Präsens geschrieben, was ich eigentlich nicht so gerne mag und meistens auch etwas befremdlich finde. Hier passt es aber einfach gut und nach einigen Kapiteln fällt es gar nicht mehr auf.

Es gibt Absätze, die durchgehend klein geschrieben sind und in denen kein Punkt und kein Komma zu finden ist. Da dies nicht übermäßig oft auftaucht und nicht übermäßig viele Passagen betrifft, konnte ich das auch als interessantes Stilmittel akzeptieren und empfand es nicht als störend. Ich fühlte mich teilweise sogar an einen Bewusstseinsstrom à la James Joyce erinnert.

Einige Passagen wiederholen sich dann auch manchmal, was auf mich aber nicht wie billiges Kopieren wirkte. Es macht mir als Leser bewusst, dass die Situation, in der die Protagonisten sich gerade befinden, die gleiche ist, wie schon zuvor einmal.Das regt dazu an, nochmal über das Gelesene nachzudenken und vielleicht sogar nochmal zurückzublättern.

Jeden Tag, jede Stunde ist ein faszinierendes Buch, bei dem Inhalt und sprachliche Gestaltung sich perfekt ergänzen. Ich werde Dora, Luka und ihre schicksalshafte Liebe jedenfalls nicht so schnell vergessen und vergebe .

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