Als 1950 der Koreakrieg ausbricht, arbeitet Han Yongdok als Gynäkologe in einem Krankenhaus in Pjöngjang. Fast alle Kollegen werden zum Militär einberufen, Han wird allerdings an ein anderes Krankenhaus versetzt. Dort werden mit den wenigen vorhandenen Medikamenten und Arbeitskräften nur Parteimitglieder behandelt. Han widersetzt sich und operiert ein junges Mädchen, wird aber erwischt und landet im Gefängnis. Eine Erschießung überlebt er leicht verletzt. Er flieht ohne Familie in den Süden des Landes und fängt dort, so gut es geht, ein neues Leben an. Jahre später stirbt er einsam und verarmt in Seoul.
Ganz nüchtern, fast wie ein Bericht wird die Geschichte von Herrn Han erzählt. Manchmal war mir das fast ein bisschen zu distanziert, an anderen Stellen war ich aber froh, dass nicht genauer auf die Gefühle und Gedanken eingegangen, sondern alles nur "von außen" beschrieben wird. Auf Folter und grausame Verhörmethoden, die detailliert ausgeführt werden, kann ich nämlich sehr gut verzichten.
Die Geschichte von Herrn Han ist nicht sehr spezifisch koreanisch. Einerseits fand ich das gut, da der Machtmissbrauch des Regimes und die Versuche, Kritik oder Andersdenken sofort im Keim zu ersticken, sicher auch in vielen anderen Ländern und zu anderen Zeiten so vorkommen oder vorgekommen sind. Andererseits hätte ich mir doch gewünscht, etwas mehr über die Konflikte zwischen Nord- und Südkorea zu erfahren.
Insgesamt aber ein sehr interessantes und lesenswertes Buch!
Gelesen habe ich dieses Buch im Rahmen meiner literarischen Weltreise für Südkorea. Nun fehlt mir noch ein Buch aus Nordkorea, hat jemand einen Tipp für mich?